Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0941 - Echsenauge

0941 - Echsenauge

Titel: 0941 - Echsenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
auch nicht, daß ihn Deliah belogen hatte. So setzte er seine Fahrt langsam fort und suchte weiter.
    Keine Wohnhäuser. Noch immer die Fabriken. Kalte, dunkle Fassaden. Keine erhellten Fenster.
    Vorhöfe. Manchmal durch Gitter oder durch Mauern abgeschirmt. Es war eine kalte, tote, aber nicht ganz stille Welt, weil in einigen Hallen noch gearbeitet wurde. Dann hörte er die Geräusche sehr laut, die tagsüber bestimmt untergingen.
    Schlagartig hörte das Industriegebiet auf. Er erreichte ein Wohngebiet.
    Rechts und links standen die Häuser. Kleine Bauten mit winzigen Vorgärten, die noch nicht bepflanzt waren.
    Straßenlaternen, die kein Licht abgaben, standen auf den schmalen Gehsteigen wie lange Arme aus Stahl, die irgendein Alien hier auf der Welt zurückgelassen hatte.
    Kurts Augenbrauen zogen sich zusammen, als er zugleich die faltige Stirn runzelte.
    Hier sollte Deliah wohnen?
    Das konnte er sich nicht vorstellen. Hier wohnte kein Mensch. Die Häuser standen leer. Sie waren zwar neu, aber niemand war bisher eingezogen.
    Er begriff das nicht und schüttelte den Kopf. Kurt fuhr noch langsamer, so daß er jetzt im Schritttempo dahinrollte. Er sah auch kein Licht hinter den Fenstern. Der Druck hatte schon die ganze Zeit über in seinem Magen gelegen, jetzt aber nahm er zu, weil sich Latow plötzlich vorstellte, von der Frau an der Nase herumgeführt worden zu sein. Und natürlich auch von Wilbur. Sollte das tatsächlich der Fall sein, würde er sich sein Geld zurückholen.
    Aber warum hatte sie ihn angelogen? Hatte sie sich nur einen Spaß mit ihm machen wollen? Wenn ja, dann war dieser Spaß verdammt einseitig gewesen, denn bei ihm kehrte er sich um in Ärger und Wut, und der Kloß im Magen verdichtete sich.
    »Scheiße auch«, murmelte Latow, fuhr aber trotzdem weiter. Er wollte zumindest bis zum Wendehammer durchfahren, dann hatte er seine Pflicht getan. Er hielt auch Ausschau nach kleinen Nebengassen, die Lücken zwischen die Häuser rissen, aber auch die waren nicht zu sehen. Es gab eben nur diese eine Straße mit den neuen Bauten, in die noch kein Mensch eingezogen war.
    Seine Wut nahm zu, bis er plötzlich den schwachen Schein auf der rechten Seite sah.
    Zuerst glaubte er an eine Täuschung, dann daran, daß durch Zufall doch eine Laterne ihr Licht abgab, aber diese Vermutung bestätigte sich glücklicherweise nicht, denn das Licht fiel aus den unteren Fenstern eines Hauses ziemlich am Ende der Straße.
    Plötzlich konnte Latow wieder lächeln. Wenn ein Haus bewohnt war, dann mußte sie dort einfach leben. Das war sicherlich Deliahs Heim. Sie war als erste eingezogen, die anderen Nachbarn würden sicherlich, noch folgen, und er atmete tief durch.
    Er stoppte nicht direkt vor dem Bau, sondern in einer gewissen Entfernung.
    Erst jetzt stellte er fest, daß die Häuser äußerlich zwar in Ordnung waren, aber trotzdem noch einiges fehlte. In dem Haus neben ihm die Fenster und die Eingangstür, und bei den anderen sah es sicherlich ähnlich aus.
    Kurt Latow stieg aus. Er war zufrieden, daß er von irgendwelchen Nachbarn nicht beobachtet wurde, so hatte er auch keine Zeugen, die ihn sahen, wenn er zu ihr ging.
    Latow schritt langsam. Er schaute sich dabei um. Er hatte die Wärme des Wagens verlassen und fröstelte ein wenig, aber das würde sich bestimmt ändern.
    Auch vor diesem Haus war der Boden noch aufgewühlt. Wie aufgepflügt, als sollte in den nächsten Tagen etwas gepflanzt werden. Es gab auch keinen Weg, der zur Haustür hinführte, und so mußte er über die weiche Erde auf die Haustür zugehen, was er auch tat, sich aber vorsichtig verhielt und sich dabei leicht duckte, als wollte er nicht so schnell gesehen werden.
    Zwei Fenster waren erleuchtet. Das eine rechts, das andere links der Haustür und hinter dem Glaseinsatz der Tür schimmerte ebenfalls Licht, aber schwächer.
    Sein Herz klopfte wieder stärker. Er schaute gegen die Fenster, sah hinter der Scheibe keine menschliche Bewegung. Deliah, vorausgesetzt sie wohnte hier, ließ sich nicht blicken.
    Dicht vor der Tür blieb er stehen. Vergeblich suchte er nach einer Türklingel. Sie war ebensowenig vorhanden wie ein Namensschild. Alles war anonym.
    Klopfen oder nicht?
    Er wollte es versuchen. Sollte jemand anderer öffnen, konnte er sich noch immer für die Störung entschuldigen. Die Hand hatte er bereits zur Faust geballt. Er brauchte sie aber nicht gegen die Tür oder das Glas zu schlagen, denn jenseits der Scheibe entdeckte er eine Bewegung. Da

Weitere Kostenlose Bücher