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0941 - Echsenauge

0941 - Echsenauge

Titel: 0941 - Echsenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hetzte ich auf die Treppe zu und jagte sie hoch. Rücksicht nahm ich nicht mehr auf mich. Die Stufen waren nicht breit, die Lampe gab auch nicht besonders viel Helligkeit ab, so daß ich erkennen konnte, wie leer die Stufen waren. Sie blieben es auch, aber ich hatte das letzte Drittel der Treppe erreicht, als ich über sie hinweg und in den Flur schauen konnte.
    Dort lag der nackte Männerkörper. Er blutete am Rücken, im Gesicht, der Mann war nicht tot, er mußte mich sogar gehört haben, denn er hob in einer unendlich langsamen und qualvollen Bewegung den Kopf, um mich anschauen zu können.
    Ich sah von seinem Gesicht nicht viel, denn aus langen Wunden, wie sie nur Krallen hinterlassen konnten, rann das Blut in dicken, roten Bahnen.
    Dieser Anblick war nur schwer zu verkraften. Er lähmte mich für eine gewisse Zeit. Trotz der blutenden Wunden waren die Angst und Verzweiflung nicht aus dem Gesicht des Mannes verschwunden. Ich kannte ihn nicht, aber er hatte mich wahrgenommen. In einer sehr mühevollen, schon verzweifelten Bewegung hob er seinen rechten Arm und streckte ihn mir zitternd entgegen. Er bewegte auch seine Lippen. Was er mir zuflüsterte, war für mich nicht zu verstehen.
    Ich war froh, daß er noch lebte, aber er brauchte einen Arzt, denn die Verletzungen waren schlimm und tief. Nicht nur sein Gesicht war davon betroffen, auch der Rücken wirkte wie von langen Messerklingen aufgerissen.
    Wer hatte das getan? Dieser Gedanke beherrschte mich. Ich hätte den Mann fragen können, doch einer wie er war kaum in der Lage, eine Antwort zu geben. Es bereitet ihm auch zuviel Mühe, den Arm ausgestreckt zu halten. Er sank langsam zu Boden.
    Ich schaute über den nackten Körper hinweg. Auf dem Boden sah ich die Blutflecken. Sie markierten genau den Weg, den er gekommen war. Ich konnte ihn wunderbar nachvollziehen und sah natürlich auch die offene Tür an der linken Seite.
    Aus diesem Zimmer war er gekommen. Dort mußte es ihn auch erwischt haben. Verbarg sich in ihr die Person oder das Wesen, das den Mann so schrecklich malträtiert hatte?
    Ich mußte hin.
    Mit schnellen Schritten näherte ich mich der Tür. Die Waffe hielt ich noch fest. Ich ging so nahe an der Wand entlang, daß ich sie beinahe streifte, und ich beging nicht den Fehler, den Raum schnell zu betreten, sondern wartete für einen Moment ab, lauschte, aber es war nichts Verdächtiges zu vernehmen.
    Das Zimmer schien leer zu sein.
    Ich drückte den Kopf etwas vor. Ein Luftzug weht mir entgegen. Kühl, als käme er von draußen.
    Ein Fenster stand offen.
    Nach dem nächsten Schritt sah ich es, und ich sah noch mehr. Ein Bett mit der blutbeschmierten Decke darauf. An dieser Stelle mußte es den Mann erwischt haben. Hier hatte ihn der Täter oder die Täterin überrascht, von der ich nichts sah. Das offene Fenster allerdings sagte mir genug. Ich wußte, welchen Weg sie genommen hatte. Der Wind wehte die Gardinen in den Raum, nicht weit, aber immerhin streiften sie über die Kante des Betts hinweg wie Geister aus dem Totenreich.
    Um das Fenster zu erreichen, mußte ich am Fußende des Betts vorbei. Die Gardine zog ich ein Stück weg. Der Blick nach draußen brachte nichts. Die Dunkelheit lag da wie Farbe. Ich wurde mutiger und schaute aus dem Fenster, wobei ich mich noch nach vorn beugte. Ein Vorteil. In der Umgebung war es ruhig, auch aus dem Haus vernahm ich keine Geräusche, so waren die schnellen Schritte deutlich zu vernehmen.
    Sie entfernten sich. Eine schmale Gestalt zeichnete sich für einen Moment auf der dunklen Fläche ab. Sie sah für mich aus wie ein schwankender Schatten, dann war auch sie verschwunden, verschluckt von der Finsternis.
    Meine Beretta steckte ich weg. Die Person hatte das Weite gesucht. Ihren Vorsprung würde ich nicht einholen können. Für mich war der Verletzte wichtig.
    Ich nahm ein Bettlaken mit, fand auch eine Decke und ging zu dem Mann, der stöhnte und dabei leise weinte. Das Laken breitete ich über seinem Rücken aus. Als der dünne Stoff die offenen Wunden berührte, zuckte der Mann zusammen.
    »Ich brauche ein Telefon. Gibt es das hier.«
    »Unten.« Er hauchte das Wort, und ich war froh, eine Antwort bekommen zu haben.
    »Ich bin gleich wieder zurück.« Ich eilte die Stufen hinunter. Mehrere Räume mußte ich durchsuchen, in der Küche fand ich das Telefon.
    Ich wunderte mich über die perfekte Einrichtung. Hier stimmte alles, es fehlte nichts, und trotzdem kam mir das Haus so vor, als würde hier niemand

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