0942 - Der Margor-Schwall
deren Kapuzen nur die verhornten Augenpartien freigaben, holten Galinorg und seine vier Paratender aus dem zertrümmerten Wagen. Als sie heraustraten, waren sie bereits entwaffnet.
Sie wurden von den Zwottern mit den Metallstangen, die wie Maschinenbauteile aussahen, zum anderen Wagen gedrängt und aufgefordert, die Psychode herauszuholen, was sie, wenn auch widerstrebend, taten. Galinorg erschien mit dem noch immer paralysierten Hotrenor-Taak in den Armen. „Nur ruhig Blut, Kameraden", sagte Galinorg zu den Paratendern. „Solange Hotrenor-Taak ohne Bewußtsein ist, dürfen wir nichts riskieren. Sollen die Zwotter sich nur siegessicher fühlen. Es kann uns nur recht sein, wenn sie uns in ihr Hauptquartier führen. Boyt Margor wird uns dort finden."
Galinorg und die vier Paratender, von denen einer dem Vincraner Ho-trenor-Taak abgenommen hatte, wurden von den Zwottern abgeführt. Einige blieben bei den Psychoden zurück. Sie betrachteten sie mißtrauisch und stießen sie zuerst vorsichtig an. Als die Ohrfeigen ausblieben, wurden sie immer mutiger und wagten es schließlich, sie hochzuheben und fortzutragen.
Tekener, der Unsichtbare, folgte ihnen, nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß sie auch nicht vergessen hatten, Tezohrs Königspsy-chod mitzunehmen.
Von dem Syntho selbst fehlte nach wie vor jede Spur
4.
Was für eine majestätische Stille.
Nur sein hallender Schritt war zu hören, als er durch die leere Halle schritt.
Wie still es sein konnte, wenn nur ein einziges, sich rhythmisch wiederholendes Geräusch zu hören war.
Wie leer und trostlos.
Er brauchte einen Halt. Etwas, woran er sich klammern konnte, um nicht in seiner eigenen Leere zu versinken.
Ein Geräusch. Schritte von einem Fremden. Ein Schatten stürzte auf ihn zu. Drohend, dunkel und mächtig. Ein Paratender, der aus dem Spalier ausgebrochen war, um ihn, der den Halt zu verlieren drohte, zu stützen. Aber er mißverstand die Geste - wollte sie mißverstehen. Er brauchte ein Ventil für seine aufgestaute Wut.
Und er entlud sie in Form von purer PSI-Energie gegen den Paratender. Er sah den stürzenden Körper schrumpfen. Er wandte sich ab, das war ein häßlicher Anblick.
Es tat ihm leid, daß er einen Unschuldigen hatte töten müssen. Aber danach fühlte er sich wesentlich besser. Wenn er den einen Paratender nicht als Zielscheibe für den in ihm herrschenden Überdruck benutzt hätte, dann hätte er diesen ganzen verdammten Planeten in einer Implosion vergehen lassen müssen.
Er war erleichtert.
Und als er sich diesmal umblickte, war die Halle voll von Psychoden. Sie hingen an den Wänden, waren in Vitrinen untergebracht und standen auf Podesten. Und da war Harzel-Kold, der zwischen ihnen meditierte. Harzel-Kold erhob sich und führte eine Frau durch sein Museum. Er zeigte Virna Marloy seine Kunstschätze und ließ sie an ihrer Parusie teilhaben. Und aus dieser Verbindung ging ein Kind hervor, das wuchs und zu einem Albino mit psy-chodefarbenem Haar und nachtblauen Augen, mit tonnenförmiger Brust und vorgewölbter Stirn wurde.
Das war er - Boyt Margor.
Er stand außerhalb seines Körpers und sah sich zwischen den prä-zwot-terischen Kunstschätzen wandeln. Aber je mehr sich seine Erscheinung manifestierte, desto undeutlicher wurden die Psychode, sie verblaßten und lösten sich in Nichts auf. Und er kehrte in seinen Körper zurück und erkannte, daß alles nur Illusion gewesen war.
Das Psychode-Museum war leer. Kahle Wände, geplünderte Vitrinen, verwaiste Podeste wohin er blickte. Das Museum ausgeraubt, seine Psychode gestohlen. Alle zwölf.
Die Enttäuschung verwandelte sich in Zorn. „Nehmt alle gefangen!" schrie er den Paratendern zu, die am Eingang zum Museum Spalier standen. „Treibt die Springer zusammen und bringt sie in das Gebäude. Ich werde sie verhören. Und wenn irgendwo ein Zwotter auftaucht, dann legt ihn in Fesseln. Ob Zwotter oder Springer oder ein anderer, der nicht mit mir auf der MOONBEAM gekommen ist, ich will ihn mir vornehmen."
Die Paratender verschwanden.
Boyt Margor verließ das leere Museum und stieg zur höchsten Dachterrasse auf. Es herrschte ausnahmsweise klares Wetter. Er konnte in alle Richtungen bis zum Horizont sehen. Dort, die Berge mit ihrem Labyrinth von Höhlen. Irgendwann vor langer Zeit hatte er in einer dieser Höhlen den Mutterleib verlassen. Es mußte an die hundert Jahre her sein.
Seltsam, daß er sieh an die Geschehnisse, die vor seiner Geburt lagen, besser erinnern
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