0943 - Das Vampir-Phantom
sagte ich.
»Oder hat Sheila dich aufgehalten?« fragte Suko.
Bill winkte nur ab. »Ja, sie war sauer. Ich habe ihr zum Glück nicht erzählt, um was es genau geht, und sie hat auch nicht mitbekommen, daß ich die Goldene Pistole eingesteckt habe. Hätte sie das gesehen, dann wäre - na ja, ich weiß nicht so recht.« Er räusperte sich und war dafür, das Thema außen vor zu lassen.
Unsere Route hatten wir ungefähr abgesteckt. Bis in die Gegend von Birmingham wollten wir schon kommen, um dort zu übernachten. Alles andere würde sich ergeben.
Nach einer halben Stunde konnten wir endlich damit rechnen, Frantisek Marek in Empfang zu nehmen. Mittlerweile war es fast dunkel geworden. Der Flughafen mit all seinen Lichtern glich einer fremden Märchenwelt, in der es allerdings nicht beschaulich, sondern hektisch zuging.
An der Tafel lasen wir ab, daß die Maschine aus Bukarest gelandet war, und wir warteten darauf, daß unser Freund, der Pfähler, erschien. Marek würde sich wundern, wenn er sofort in einen Wagen umsteigen mußte, um weiterzufahren.
Es dauerte trotzdem noch ziemlich lange, bis er erschien, und dann waren wir von seinem Aussehen überrascht.
Bill fiel es zuerst auf, und er schüttelte den Kopf. »Verdammt, was ist denn mit Frantisek? Der sieht ja aus, als hätte er sich während des Flugs dreimal übergeben…«
»Manche sind eben sensibel.«
»Glaubst du das, John?«
»Wir werden ihn fragen.«
Nur Suko hielt sich raus. Doch auch sein Blick zeigte nicht eben Freude, als er unserem rumänischen Partner musterte. Marek trug einen kleinen Koffer, mehr nicht. Er hatte uns ebenfalls gesehen und war froh, das Gepäckstück abstellen zu können, wobei er tief durchatmete. Wie jemand, der von einer Qual erlöst worden war. Seine Haut wirkte Grau, die Augen waren nicht müde, er bewegte sie und schaute sich ständig um, als wäre er auf der Suche nach einem Verfolger.
Sein Zustand hing sicherlich nicht mit dem Flug zusammen, zumindest ging ich davon aus.
»Das war knapp«, sagte er uns als Begrüßung. »Verdammt knapp sogar.«
»Der Flug?« fragte ich.
»Nein, der ging glatt. Aber…«
»Erst einmal willkommen in London«, sagte Suko. »Du bist hier, und alles andere wird sich finden.«
»Das hoffe ich.«
Dann erst schüttelten wir die Hände und umarmten unseren Freund aus dem Land der Karpaten. Die Begrüßung tat dem alten Kämpen gut, er zeigte sich erleichtert und wollte dann wissen, ob wir nicht einen Schluck zusammen trinken konnten.
Dagegen hatte keiner von uns etwas einzuwenden. »Weißt du«, sagte er, als er neben mir herging, und er sprach so leise, daß nur ich es hörte. »Ich habe den Eindruck, als wären die Regeln auf den Kopf gestellt worden.«
»Welche meinst du?«
»Später mehr, John.«
In einem bistroähnlichen Lokal fanden wir einen Tisch, an den wir alle paßten. Marek wollte Kaffee trinken, wir schlossen uns an und stellten fest, daß seine Unruhe noch immer nicht völlig verschwunden war. Er schaute sich des öfteren um wie jemand, der von zahlreichen Feinden umzingelt ist, aber nicht weiß, wo sie sich verborgen hielten. Nach den ersten Schlucken und einem allgemeinen Sondieren der Lage kam er auf das Thema. Schon die erste Frage hatte Vorschlaghammerqualität.
»Gibt es Vampirgeister oder ähnliche Wesen?«
Keiner von uns erwiderte etwas.
Marek wollte es genauer wissen. Er hakte noch einmal nach, indem er dieselbe Frage erneut stellte.
»Wie kommst du darauf?« fragte Bill.
»Weil ich so etwas erlebt habe.«
»Wo?«
Marek lehnte sich zurück. »Im Flugzeug - und die Erinnerung sitzt noch verdammt tief in mir. Ich habe es mitgemacht, ich habe es gesehen, es war verdammt hart, und ich hatte das Gefühl, als würde ich da nicht mehr herauskommen.«
»Was genau hast du erlebt?«
Der Pfähler berichtete, und wir hörten zu. Suko blieb von seinen Worten relativ unbeeindruckt. Bill und ich aber wußten Bescheid. Wir nickten uns zu, was Marek auch sah. Für einen Moment stockte er, sprach dann jedoch weiter, bis er an den Punkt angelangt war, wo die Maschine glücklich aufgesetzt hatte. »Und nur ich habe diesen Vampirgeist gesehen, nur ich! Warum die anderen nicht? Abgesehen von einem kleinen Mädchen. Da war etwas Mächtiges, das uns hätte vernichten können.«
Sein Gesicht zerfurchte sich noch mehr. »Es hat auch vom Sterben gesprochen. Wir alle sollten sterben - aber wir leben! Eine Wolke, schwarz und grau. Und mitten in diesem Ding dieser Blutsauger,
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