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0943 - Herren aus der Tiefe

0943 - Herren aus der Tiefe

Titel: 0943 - Herren aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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wütender Mann. Seine Augen blitzten voller Hass.
    »Ganz langsam, ihr Punks«, knurrte der Bürgermeister von New York, und erst jetzt bemerkte Gryf die Alkoholfahne, die von ihm ausging. »Nennt mir einen Grund, warum ich euch nicht auf der Stelle umnieten sollte!«
    ***
    John Roslin brauchte einen Scotch.
    Ach was, einen. Zehn brauchte er! Pur, ohne Eis und andere Mätzchen. Und eine Pall Mall. Die Welt sah bedeutend besser aus, wenn man sich ihr mit der richtigen Nervennahrung stellte. Erst recht an einem Tag wie diesem.
    Aber zunächst musste er seinen Grund und Boden verteidigen. Koste es, was es wolle. Scheiße, in 'nam hatte er Charlies für weit weniger abgeknallt, oder?
    »Sir, glauben Sie uns doch: Wir sind hier, um Ihnen zu helfen.« Der Jungspund mit der Jeansjacke und den wirren Haaren klang aufrichtig. »Es geht um die Morde. Sie sind in Gefahr!«
    Ein Knacken im Gebälk des alten Gemäuers ließ John zusammenzucken. »Wie viele von euch Scheißern sind noch im Haus, he? Sollen rauskommen und sich zeigen, aber ganz langsam! Ansonsten ist die Kleine fällig.«
    Das Blondchen schluckte hörbar, als er den Lauf seiner Waffe direkt auf ihr Gesicht richtete, doch ihre Furcht kümmerte ihn nicht. Hatte er diese Spaßvögel etwa hereingebeten? Hatten sie sich angemeldet, wie es sich gehörte?
    Nach allem, was er wusste, mochten sie hinter diesen Abscheulichkeiten stecken. Vielleicht waren sie sogar mit ihnen im Bunde, die Vorboten des Grauens, das auf ihn wartete, wenn er nicht achtgab und sich verteidigte!
    »S… Sie glauben die Geschichten doch selbst, Mr. Mayor«, sagte das Blondchen stockend. »Die, laut denen Sie in Todesgefahr schweben. Warum sonst igeln Sie sich hier ein? Warum diese Nervosität, diese…« Ihr Blick war zur halb leeren Scotchflasche auf dem Tisch geglitten, aber sie schien zu zögern, das Gespräch auf seinen Alkoholkonsum zu führen. Kluges Ding. »Wir sind auf Ihrer Seite, Sir«, fuhr sie schließlich leiser fort. »Wir wollen nur helfen.«.
    John lachte schnaubend. »Helfen? Kindchen, da draußen stehen fünfzig US-Marines sowie eine Abordnung des FBI unter der Leitung eines gewissen Cottons, deren alleiniger Daseinszweck in der Bewachung dieses Gebäudes besteht. Ich bin hier so sicher wie in Abrahams Schoß!«
    »Und trotzdem fühlen Sie sich bedroht«, sagte ihr Begleiter. »Von uns, von knackenden Dachbalken und wer weiß was noch. Vermutlich fürchten Sie Ihren eigenen Schatten, sobald die Nacht über Manhattan einbricht. Warum, Roslin? Wenn Ihnen hier nichts passieren kann, warum verhalten Sie sich dann, als käme der Gegner, den Sie erwarten, mühelos an Ihren Sicherheitsvorkehrungen vorbei?«
    John brauchte einen Moment, bevor er den Burschen mit dem Blick taxiert hatte - der viele Scotch brachte das Zimmer zum Drehen. »Etwa so wie Sie?«, knurrte er schließlich und brachte die Waffe bis auf wenige Zentimeter an das Gesicht des Jünglings heran. »Erklären Sie mir doch mal, wie Sie das geschafft haben? Vielleicht sind Sie ja der Gegner, den Sie gerade beschrieben?«
    Ungerührt schüttelte der Kerl den Kopf. »Ich glaube, die Antwort liegt in Ihrer Vergangenheit, Sir«, sagte er. »In Ihrer Studienzeit, die Sie gemeinsam mit D'Aquino und Silverman verbrachten. Und ich glaube, Sie wissen das. Sie wissen genau, was hier abläuft. Aber Sie haben nicht den Mumm, es zu stoppen, bevor es auch Sie ereilt. Weshalb? Aus welchem Grund bekommt der Bürgermeister der vielleicht mächtigsten und prächtigsten Metropole dieses Planeten den Arsch nicht hoch, wenn sein eigener Kopf in der Schlinge steckt? Was ist damals geschehen, Mister Roslin, dass Ihnen noch heute, Jahrzehnte später, derart die Muffe geht?«
    John wusste nicht, ob es an den unverschämten Fragen lag, oder ob ihm schlicht die saloppe Ausdrucksweise des Burschen gegen den Strich ging. Aber genug war genug. Dies war sein Haus. Niemand außer ihm entschied, was er sich hinter diesen Mauern gefallen lassen musste. Vielleicht war es nicht die beste Idee aller Zeiten, die zwei Freaks abzuknallen, während die Presse sich ohnehin auf ihn einschoss. Aber das konnte er problemlos anderen überlassen.
    Statt dem Jungen zu antworten, hob er die Hand zum Kragen seines Jacketts und aktivierte den Sender, der darin verborgen war, mit der Berührung seines Daumens. »Roslin an Cotton«, sagte er, ohne seine sichtlich entsetzten »Gäste« aus den Augen zu lassen. »Eindringlingsalarm. Es sind Fremde in meinem Studierzimmer, und

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