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0944 - Blutgespenster

0944 - Blutgespenster

Titel: 0944 - Blutgespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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konnten. Sie kamen, denn sie wollten Blut, und ich hoffte, daß wir die kleine Lucy noch fanden, meinetwegen auch frierend auf der Toilette sitzend.
    Als ich die Schule betrat und von der Restwärme dort umfangen wurde, starrte mich Jack mit Tränen in den Augen an. Er sah so hilflos aus, als er flüsterte: »Sie ist nicht hier, Mr. Sinclair. Verdammt noch mal, sie ist nicht hier. Ich habe ihren Namen gerufen, aber sie hat sich nicht gemeldet,«
    »Noch ist nichts verloren«, erwiderte ich. »Haben Sie schon in der Turnhalle und auf den Toiletten nachgeschaut?«
    »Nein, das nicht.«
    »Dann kommen Sie.« Ich schob ihn vor, denn er kannte sich aus. Gemeinsam liefen wir durch den leeren und kahlen Flur. Das dünne Licht und die Laufgeräusche begleiteten uns.
    Zuvor huschte ich noch in die Turnhalle. Mit einem Blick erkannte ich, daß sie menschenleer war.
    Ich ging wieder zurück. Jack Tarlington stand vor der Tür zur Damentoilette und zitterte. »Ich traue mich nicht«, sagte er schluchzend. »Verdammt noch mal, ich packe es einfach nicht!«
    »Okay, lassen Sie mich mal.«
    Mit einer knappen Bewegung hatte ich die Tür aufgezogen und huschte über die Schwelle.
    Der Waschraum war leer. Es gab auch keine Blutspuren. Eine zweite Tür führte in den eigentlichen Toilettenraum hinein, und dort entdeckten wir das erste Zeichen.
    Oder war es ein Beweis?
    Dicht vor unseren Füßen lag die Laterne des Mädchens, als hätte sie diese als Spur für uns zurückgelassen, auch, um uns zu beweisen, daß es sie in dieser Umgebung nicht mehr gab.
    Jack Tarlington starrte den Mond an und konnte nicht sprechen. Er bewegte nur seine Lippen, und mit seinen Handflächen strich er über die Wangen.
    Ich war aktiver als er. Der Reihe nach riß ich die Türen zu den Toilettenkabinen auf.
    Leer - leer - leer!
    Die letzte knallte ich wieder zurück, verließ den Raum und sah mich auf der Jungentoilette um.
    Dort war das Ergebnis das gleiche, und ich mußte leider zugeben, daß ich mich nicht geirrt hatte.
    Lucy war verschwunden. Sie mußte oder sie konnte von der anderen Lucy geholt und weggeschleppt worden sein.
    Ich traf Jack Tarlington noch immer in derselben Haltung, legte ihm eine Hand auf den Rücken und drückte ihn so herum. »Kommen Sie, Jack, wir werden jetzt gehen.«
    »Lucy«, sagte er nur.
    »Wir werden sie finden.«
    »Ist sie…? - Nein, sie ist geholt worden. Ich weiß es. Eine - eine Untote hat sie entführt. Eine Lucy. Die blutige Lucy. Die verdammte Legende ist zur grausamen Wahrheit geworden. Lucy hat sich ihr Opfer geholt, eine Verwandte, die zu einem Vampir wurde, schaffte es…« Er fing plötzlich an zu schreien vor Wut, Zorn und Schmerz. Er konnte es nicht mehr verkraften und schlug mit den Fäusten gegen die Wand des Ganges.
    Ich gab ihm eine gewisse Zeit, dann zog ich ihn weiter. Mit gesenktem Kopf trottete der Vater neben mir her, zerrissen von seinem inneren Schmerz. Ich konnte nachfühlen, was in ihm vorging, und auch ich fing an, diese Lucy zu hassen, die nicht mal vor Kindern haltmachte, wie auch ihre verdammten Vasallen, die sich bestimmt schon auf den Weg nach Llanfair gemacht hatten.
    »Sagen Sie was, Sinclair. Sagen Sie irgend etwas, sonst - sonst drehte ich noch durch!«
    Natürlich hätte ich etwas sagen können, aber jedes Wort war eigentlich fehl am Platze. Hätte es ihm geholfen, wenn ich ihm den Keim der Hoffnung einpflanzte?
    Möglicherweise, aber sicher war es nicht, und ich dachte daran, daß ausgerechnet Lucy von der Urtante oder wie auch immer entführt worden war.
    Warum sie? Sie hätte sich jedes andere Kind holen können. Hatte es vielleicht etwas zu bedeuten?
    Wollte sie da verwandtschaftliche Dinge mit ins Spiel bringen?
    Es konnte durchaus sein. Vielleicht hatte sich Lucy auch trotz ihres anderen Daseins an ihre eigene Kindheit und Jugend erinnert, und so wollte sie dafür sorgen, daß auch ein indirekter Nachkomme den gleichen Weg ging wie sie.
    Wir erreichten den Flur. Wir sahen die Glastür. Sie wurde vom Licht der Außenlaterne getroffen und war deshalb nicht in der Dunkelheit der Nacht abgetaucht.
    Aber wir sahen noch mehr.
    Zwei Gestalten, die sich vor der Tür bewegten und, so wirkten, als hätten sie gerade eine Höhle oder ein Erdloch verlassen, so schmierig waren sie.
    Ich blieb stehen und wollte Jack Tarlington zurückhalten, damit er nicht auf die Tür zurannte. Aber er wußte von allein, was er zu tun hatte, ging nicht einen Schritt mehr weiter. Statt dessen drehte er mir den

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