Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0947 - Das Voodoo-Weib

0947 - Das Voodoo-Weib

Titel: 0947 - Das Voodoo-Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Macht zuschlagen, aber sie können nicht gewinnen. Brixton ist wie ein Labyrinth, von Einheimischen besetzt, die jeden Winkel und jedes Schlupfloch kennen. - Weiter, wir müssen uns beeilen, sonst ist die Hölle dicht.«
    »Das weißt du genau?«
    »Keiner läßt in der Nacht der Nächte seine Kneipe offen. Der Mob ist dann nicht zu stoppen. Aus Stammgästen können Feinde werden, wenn sie aufgeputscht sind. Ich hoffe, wir geraten nicht in die Mühlen hinein.« Er blickte im Laufen auf seine Uhr. »Noch haben wir Zeit, Freunde. Erst tief in der Nacht wird es zu den großen Krawallen kommen. Jetzt sind sie noch nicht richtig aufgeheizt.«
    Ob das stimmte, wußte ich nicht, denn ich hörte schon in der Ferne das Jaulen mehrerer Stimmen. Da ging es also schon rund.
    Wir hatten den Bereich des Supermarktes verlassen und gingen durch eine krumme Gasse zwischen zwei Mauern hindurch, um eine weitere Straße zu erreichen.
    Hier standen Autos am Rand. Alte Gurken, dicht an dicht. Kahle Zweige bildeten über den Fahrzeugen ein lichtes Dach. Ich schaute mich um und sah zwei Frauen, die ein rostiges Tor zuzerrten, das zum Gitter um einen Vorgarten gehörte. Die beiden Frauen sahen uns, blieben stehen und entspannten sich erst, als Bayou sie grüßte.
    »Hi, Schwester, wie läuft es so?«
    Die zwei kamen näher. Sie waren dunkelhäutig wie Bayou. Eine von ihnen trug eine rote Aids-Schleife im Haar. Sie hatten sich in ihre gefütterten Jacken eingepackt, und beide schüttelten wie auf Kommando die Köpfe. »Es läuft nicht gut. Wir konnten nicht dagegensteuern. Sie wollen ihren Jahrestag haben, und die Nacht wird blutig enden, das wissen wir auch, Bayou. Wen hast du denn da mitgebracht?«
    »Bekannte.«
    »Ach so.« Große Augen musterten uns. Ich lächelte, aber das Lächeln wurde nur spärlich erwidert.
    »Wo wollt ihr denn hin?«
    »Wir fahren in die City zu Freunden und kehren erst morgen oder übermorgen zurück. Den Laden haben wir geschlossen.«
    »Gut, viel Glück.«
    »Okay, see you…«
    Sie gingen, und ich wollte wissen, wer sie waren.
    »Suchtberaterinnen«, erklärte Bayou. »Sie arbeiten als Kräfte, die man gar nicht hoch genug einschätzen kann. Was ihr im Vorgarten seht, ist ebenfalls eine Hölle. Da kümmern sich die beiden um die ärmsten Schweine, die es überhaupt gibt. Da selbst sie Angst haben, könnt ihr euch vorstellen, was uns in dieser Nacht bevorsteht.«
    »Auch in der Hölle?« fragte Suko.
    Bayou hob die Schultern. »Ich weiß nicht, wie Leonora reagieren wird. Sie ist jedenfalls nicht zu unterschätzen.« Er deutete über die Straße hinweg. Auf der anderen Seite lag ein kleiner Park. »Durch ihn müssen wir. Haltet die Augen offen.«
    »Keine Sorge, das werden wir.«
    Aus der Ferne hörten wir die ersten Schreie. Sie brandeten gegen den dunklen Himmel und wehten nur schwach in unsere Richtung. Wahrscheinlich war es zu ersten Zusammenstößen zwischen der Polizei und den Demonstranten gekommen.
    Ich dachte an Leonora, die mir bisher unbekannt war. Als Voodoo-Frau oder Voodoo-Königin kannte sie sich aus. Da beherrschte sie viele Tricks, da würde sie es schaffen können, die Menschen zu manipulieren und sie hineinzuziehen in ihre Welt. Die Magie ist sehr vielfältig, und ich dachte daran, was der große Psychologe C. G. Jung einmal gesagt hatte.
    »Magisch ist nur ein anderes Wort für psychisch.« So gesehen zielte die Magie eben auf den Menschen und auf die Tiere, die ebenfalls eine Psyche hatten.
    Wir hatten die Straße überquert. Vor uns lag einer der vielen Londoner Parks. Er war bestimmt nicht sehr groß, aber er sah schon düster und unheimlich aus, denn in den Lücken zwischen den Bäumen schimmerte kein Licht.
    Zwar gab es einen Weg, doch an den hielten wir uns nicht. Bayou ging voran. Er hatte sich geduckt, den Kopf leicht vorgestreckt, als wollte er mit Röntgenaugen die uns umgebende Finsternis durchblicken, um irgendwelche Gefahrenherde aufzuspüren.
    Aus einer gewissen Entfernung war uns der Park still vorgekommen, das stimmte nicht ganz. Es waren nicht nur unsere Geräusche, die wir hörten, auch andere waren zu vernehmen. Hier und da ein Knacken, das leise, geheimnisvolle Rascheln und das Knistern, wenn hartes Laub unter unseren Füßen zerbrach.
    Ich fühlte mich nicht wohl. Die kahlen Bäume warfen Schatten, obwohl kein Licht vorhanden war. Über uns lag der Himmel wie eine riesige, dunkle Platte, vor die sich Wolken schoben. Die Temperaturen waren zwar etwas gestiegen, aber die

Weitere Kostenlose Bücher