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0948 - Der Hort der Sha'ktanar

0948 - Der Hort der Sha'ktanar

Titel: 0948 - Der Hort der Sha'ktanar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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der Auserwählte einen schmalen Pfad entlang. Offenbar machte er einen Spaziergang in der Einsamkeit. McCain tastete nach allen Tieren in der Umgebung und empfing durch deren Sinnesorgane ein ausreichend genaues Bild der Gegend. Am liebsten hätte er laut aufgelacht - und dadurch alles verdorben -, als er bemerkte, dass auch diese Fähigkeit um ein Vielfaches gewachsen war.
    Keine Menschen in der Nähe. Bis auf einen - den, den er benötigte. Sehr gut.
    Bei dem Wanderer handelte es sich um einen Mann mit vollen dunklen Haaren, etwa Mitte dreißig. Und er war vollkommen arglos!
    Mit einem magischen Sprung gelangte er aus dem Gestrüpp heraus - auch, wenn er das Gefühl hatte, die Äste und Dornen wollten ihn festhalten - und überbrückte die letzten Meter. Er erschien direkt hinter dem Auserwählten.
    »Du kommst mit mir!«, flüsterte er. Dann stieß er mental zu, um die Kontrolle über sein Opfer zu übernehmen. Er brauchte ihn lebend und handlungsfähig.
    Doch er kam nicht durch! McCains Angriff prallte wie von einer Mauer ab, die den Geist des Auserwählten umgab.
    Was zum…?
    Noch bevor sich der Druidenvampir auf die veränderte Situation einstellen konnte, fuhr der Mann herum und knallte ihm in der Drehbewegung den rechten Unterarm ins Gesicht. Sofort standen seine Nervenenden in Flammen.
    Er stöhnte auf.
    Ein magischer Angriff! Es musste ein magischer Angriff sein, sonst würde er ihm keine Schmerzen zufügen.
    Ohne darüber nachzudenken, wich McCain zurück Richtung Wald und sprang in die Fischerhütte viele Kilometer südwestlich.
    Nur langsam ließ das Brennen in seinem Gesicht nach. Er tastete nach seiner Wange und fand sie in Fetzen. Trotz seiner Selbstheilungskräfte würden Wochen vergehen, bis die Wunde verschwunden war.
    Was zum Teufel war da gerade geschehen?
    Im Überschwang der verstärkenden Drachenmagie hatte er sich über- und den Auserwählten unterschätzt. Dieser mochte arglos gewesen sein, aber nicht wehrlos!
    Wer weiß, wie der Angriff ohne den Mantel für McCain ausgegangen wäre. Womöglich sogar tödlich.
    Gleichgültig!
    Sicherlich existierten noch andere Auserwählte, die ihm keine so großen Schwierigkeiten bereiteten. Er musste nur vorsichtiger zu Werke gehen.
    Wieder schloss er die Augen, drehte sich im Kreis, wie eine Kompassnadel und suchte nach der magnetischen Anziehung, die ein potenzieller Quellengänger auf ihn haben würde.
    Die Enttäuschung war groß! Er spürte einen, aber eben nur einen. Den, der ihm die Wange in Fetzen geschlagen hatte!
    Existierten etwa doch keine weiteren Auserwählten? Oder befanden sie sich außerhalb des Umkreises, in dem er sie erspüren konnte? Reichte die Magie trotz Verstärkung nur dafür aus, lediglich einen zu fühlen?
    Er wusste es nicht, doch sofort wurde ihm klar, was das bedeutete: Er war auf den wehrhaften Schwarzhaarigen angewiesen.
    Also beobachtete er ihn, um nicht noch einmal eine derartige Überraschung zu erleben. Über Tage, Wochen und Monate hinweg behielt er ihn über seine tierischen Handlanger im Auge. Er verfolgte jeden Schritt, den der Auserwählte außerhalb seines Hauses tat. Nur innerhalb existierten einige blinde Flecken, die seinen Spionen verborgen blieben.
    McCain belauschte die seltenen Gespräche mit den Nachbarn oder dem Briefträger. Bald fand er heraus, dass der Mann Steigner hieß und dass er keineswegs Mitte dreißig war, wie er aussah, sondern bereits weit über fünfzig. Offenbar hatte er sich nur sehr gut gehalten. Ein typisches Anzeichen für einen Auserwählten. Fast noch schneller identifizierte der Druidenvampir die Waffe, mit der der Kerl ihm so zugesetzt hatte: eine Reihe magischer Tätowierungen am rechten Unterarm.
    Solange er ihn auch beobachtete, er fand keine Möglichkeit, an ihn heranzukommen. Denn er wusste nicht, wie die Tattoos reagieren würden. Vielleicht könnte er Steigner niederschlagen, aber die Linien auf dem Arm führten ein Eigenleben und verteidigten eventuell auch ihren bewusstlosen Träger.
    Was konnte er also tun?
    Bevor er darauf eine Antwort fand, geschah etwas Merkwürdiges. Ein Ruf erschallte in seinem Kopf, so laut, als stünde der Sprecher direkt hinter ihm: »Gefahr droht! Ich rufe alle Kinder der Nacht in meine Obhut - zögert nicht, folgt dem Ruf eures Königs.« [3]
    Für Sekunden war McCain tatsächlich versucht, seinen so lange gehegten Plan zu vergessen und dem Ruf zu folgen. Sich dem zu beugen, der sich zum Herrn aller Vampire aufgeschwungen hatte. Tan

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