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0949 - Das Kind, das mit den Toten sprach

0949 - Das Kind, das mit den Toten sprach

Titel: 0949 - Das Kind, das mit den Toten sprach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Hauswand, und das Gestein war härter als sein Hinterkopf, auch wenn dieser durch den Stoff der Pudelmütze geschützt wurde. Ich hörte ihn ächzen, aber seine rechte Hand zuckte noch immer.
    Ich rammte mein Knie vor.
    Der Mann knickte zusammen. Dann schlug ich ihm die Hand gegen die Wand.
    Der Aufprall reichte aus. Die Waffe entfiel seinen Fingern und klirrte neben mir zu Boden. Der Mann sank in die Knie, und ich schlug diesmal in seinen Nacken hinein. Dieser Treffer gab ihm den Rest. Bewußtlos sackte er neben mir zusammen und blieb erst einmal liegen.
    Um ihn brauchte ich mich nicht mehr zu kümmern. Erfrieren würde er schon nicht. Andere Dinge waren wichtiger, und ich spürte plötzlich eine wahnsinnige Angst um Ellen Bates…
    ***
    Als wäre sie dabei, neben sich selbst herzugehen, bewegte sich Ellen Bates wieder auf ihr Wohnzimmer zu, nachdem John Sinclair verschwunden war. Sie blieb nicht in dem Raum, sondern schaute in das lichterfüllte Zimmer ihrer Tochter und natürlich auch dorthin, wo immer der Spiegel an der Wand gehangen hatte.
    Diese Stelle war jetzt leer. Sie kam der Frau so kahl vor. Nie hätte sie gedacht, sich an den Spiegel gewöhnen zu können, aber sie wollte auch nicht, daß er wieder an seinem Platz hing, denn er hatte ihr die Tochter genommen.
    Bewußt tat sie es nicht, aber sie flüsterte mehrmals hintereinander den Namen Marion, und dabei merkte sie, daß Tränen aus ihren Augen rannen. Die Wirkung des Beruhigungsmittels hielt noch an. Erst in einigen Stunden würde es nachlassen, aber sie war bereit, wieder eine neue Dosis zu schlucken, auch wenn sie ihren Patienten indirekt davon abriet, weil sie Valium nicht als Lösung der Probleme sah, denn Tabletten konnten nie die Ursache selbst bekämpfen.
    Ellen drehte sich von der Tür weg und tappte zurück an ihren Platz. Auch der Wohnraum kam ihr jetzt so leer vor, weil ihr Besucher nicht mehr da war.
    Die Frau fragte sich, ob sie richtig gehandelt hatte. Vielleicht wäre es besser gewesen, die Zustimmung nicht zu geben, denn John Sinclair war ein Mensch, der ihr schon Vertrauen eingeflößt hatte, und so etwas erlebte man in der heutigen Zeit selten, wo jeder nur an sich dachte.
    Die Umgebung kam ihr fremd vor. Sie selbst kam sich fremd vor.
    Alles Vertraute war verflogen, sie fühlte sich allein wie eine Fremde in der Fremde.
    John Sinclair hatte ihr nicht gesagt, wo er noch hinfahren wollte.
    Sicherlich nicht in sein Büro, sondern in die Wohnung. Ellen nahm sich vor, einige Zeit vergehen zu lassen und ihn dann anzurufen, vorausgesetzt, sie fand seine Nummer im Telefonbuch.
    Da schellte es.
    Das Geräusch war nicht sehr laut. Eher gedämpft. Aber in der Stille kam es ihr doch sehr laut vor, und Ellen zuckte zusammen, wobei zugleich ein heißer Schauer bis in ihren Kopf hochrann und sich dort festsetzte.
    Wer konnte das sein?
    John Sinclair! Es gab nur die eine Lösung. Er hatte es sich überlegt und war zurückgekommen.
    Plötzlich lächelte sie, und dieses Lächeln machte ihr Gesicht weicher. Der Ausdruck blieb nicht lange bestehen, denn kaum hatte sie die Tür geöffnet, da zeichnete das Entsetzen ihre Züge, als sie die beiden finsteren Gestalten im Hausflur sah, die sich dort auch nicht lange aufhielten, die Tür auframmten, so daß Ellen erwischt wurde und zurück in den Flur torkelte.
    Der Schock dauerte bei ihr nicht sehr lange. Sie riß den Mund auf, um den Schrei loszuwerden, dagegen jedoch hatten die beiden Kerle etwas.
    Der erste packte sie, und blitzschnell drückte er seinen kalten Lederhandschuh auf ihren Mund. Der Schrei drang nicht mehr bis an ihre Lippen. Die Frau hatte das Gefühl, von einem kalten, mit Öl beträufelten Lappen gewürgt zu werden. Was in den folgenden Sekunden geschah, konnte sie so gut wie nicht nachvollziehen. Man drängte sie durch die Diele hinein in den Wohnraum, und sie erwachte erst aus ihrem schockartigen Alptraum, als sie im Sessel hockte und etwas Kaltes ihre rechte Stirnseite berührte und dabei einen nicht unbeträchtlichen Druck ausübte. Sie schielte zur Seite und entdeckte den überlangen Lauf einer Schußwaffe.
    »Wenn du schreist oder auch nur ein Wort sagst, das uns nicht gefällt, bist du tot. Klar?«
    »Ja.«
    »Sehr gut.« Der Waffendruck blieb, aber der Mann neben Ellen bewegte sich, was sie auch am Knarren des Leders hörte.
    Der zweite Typ hatte das Zimmer ebenfalls betreten. Auch er trug Lederkleidung, und als er durch den Lichtschein ging, konnte sie sein Gesicht für einen

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