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095 - Ruine der Kopflosen

095 - Ruine der Kopflosen

Titel: 095 - Ruine der Kopflosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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nicht richtig wahr. Sie war dunkel gekleidet und
hob sich kaum von der schattigen Ecke ab, wo sie wartete.
    Die
junge, unbekannte Frau deutete mit dem Daumen nach Ballater.
    John
Coverey nahm sofort den Fuß vom Gaspedal, als die Fremde provozierend zwei
Schritte auf den schon langsam fahrenden Wagen zukam und freundlich lächelte.
    „Fahren
Sie nach Ballater?“ fragte sie.
    „Nicht
direkt, aber daran vorbei.“ Er öffnete die Tür, noch ehe die Frau Näheres
gesagt hatte. „Wenn ich Sie mitnehmen kann, bitte…“
    „Danke!“
Sie sah recht ansprechend aus mit ihrem nackenlangen Haar, das füllig ihr
schmales, etwas blasses Gesicht betonte. Ihre Augen waren dunkel und lagen tief
in den Höhlen.
    Sie
trug eine dunkelgemusterte Hose und einen schwarzen Pulli, unter dem sich ihre
Brüste deutlich abzeichneten.
    Er
schätzte die Anhalterin zwischen achtzehn und zwanzig. Nachdem sie sich zu ihm
in den Wagen gesetzt hatte, fuhr er gleich wieder an und meinte: „Ich finde es
gefährlich, was Sie machen.“
    „Was?
Wieso?“ Im ersten Moment schien sie nicht zu verstehen, worauf er anspielte,
doch dann sagte sie: „Ach, jetzt weiß ich, was Sie meinen.“ Sie winkte ab.
„Warum sollte es gefährlich sein?“
    „Sie
stehen alleine abseits der Straße. Sie sind jung und hübsch. Haben Sie denn
keine Angst?“
    „Vor
wem denn?“
    „Nun,
zum Beispiel vor mir!“ Sie sah ihn von der Seite an. „Nö, habe ich nicht. Sie
sehen nicht so aus, als ob Sie mich nicht in Ruhe lassen würden.“
    Er
lachte und erwiderte ihren Blick. „Okay, ich vielleicht nicht. Aber wer sagte
Ihnen, daß Sie ausgerechnet an mich geraten würden? Es gibt zahllose andere
Möglichkeiten.“
    „Bisher
ist immer alles gutgegangen.“ Sie gab sich sehr selbstsicher, seufzte und legte
die dunkle Handtasche auf ihrem Schoß zurecht.
    „Sind
Sie bis hierher gelaufen?“
    „Nein,
gefahren“, erklärte sie ihm mit leisem Lachen. „Ich wollte nach Ballater. Da
hat mich jemand mitgenommen, aber dann ist er in einen Feldweg gefahren, und
der führte garantiert nicht dorthin, wohin ich wollte.“
    „Also
doch“, sagte John Coverey und nickte. „Gerade haben wir noch darüber
gesprochen.“
    „Er
hat mich unterschätzt“, fuhr sie fort, als wäre es die selbstverständlichste
Sache der Welt. „Ehe er über mich herfallen konnte, habe ich ihm einen Tritt
versetzt, daß ihm der Spaß an dem Spielchen mit mir gründlich verging. Zum
Abschied erhielt er einen Schlag ins Genick, daß er bestimmt glaubte, er wäre
Emma Peel begegnet. Von solchen Dingen verstehe ich nämlich etwas, und deshalb
habe ich auch keine Angst.“
    John
Coverey erfuhr, daß sie Nancy hieß und aus Bristol stammte. In Schottland hatte
sie Verwandte und verbrachte ihre Zeit damit, in der Gegend herumzutrampen, um
sich Land und Leute anzusehen.
    „Lange
kann ich das nicht mehr machen“, meinte sie. „Einmal fängt der Ernst des Lebens
an. Ich studiere Medizin. Nach diesem Sommer heißt es - hart arbeiten. Aber bis
dahin will ich mir noch ein paar schöne Tage machen.“
    Das
leuchtete John ein.
    Es
war inzwischen so dunkel geworden, daß er die Scheinwerfer einschalten mußte.
    Die
Umleitungsstrecke lag hinter ihnen. Auf der Straße am Flußlauf entlang ging es
schneller voran. Noch rund fünfzehn Kilometer, dann war seine Beifahrerin am
Ziel.
    John
Coverey schaltete das Radio ein.
    Es
gab eine Musiksendung. Die war um halb acht beendet, und es folgten
Nachrichten. Eine Sondermeldung wurde wiederholt, die schon den ganzen Tag über
den Sender ging, und John war überzeugt, daß auch das Fernsehen abends darüber
berichten würde.
    „Schon
wieder“, bemerkte die Beifahrerin, als der Sprecher geendet hatte. „Das geht ja
den ganzen Tag heute. Muß ein verdammt gefährlicher Irrer sein, der Kerl!“
    Dieser
verdammt gefährliche Irre, lag es John Coverey auf der Zunge, ist mein
Schwiegervater. Aber er sagte es nicht.
    Fünf
Kilometer von Ballater entfernt passierte es.
    Rechts
erkannte man in der Dunkelheit eine Abfahrt zu einem abgelegenen Gehöft.
    „Da
vorn biegen Sie jetzt ein!“
    John
Coverey glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Das war keine Bitte, das war
ein Befehl!
    „Wie
kommen Sie mir denn vor, ich…“
    Die
Frau an seiner Seite hielt plötzlich nicht mehr nur ihre Handtasche auf dem
Schoß, sondern auch einen blitzenden, kleinen Revolver in der Hand, dessen Lauf
genau auf ihn deutete.
    „Was
soll der Unfug?“ fragte John scharf.
    „Der
soll bewirken,

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