0951 - Die Exorzistin
Bericht gegenseitig ab. Dabei ließen wir die Oberin natürlich nicht aus den Augen. Auch wenn ich für diese Frau nicht unbedingt viel übrig hatte, mußte ich ihr zugestehen, daß sie sich sehr in der Gewalt hatte, denn was sie zu hören bekam, waren schon harte Vorwürfe, die sie zur Kenntnis nahm, aber dabei keinen Kommentar abgab und auch kaum mit den Lippen zuckte oder durch andere Äußerlichkeiten auffiel, nur die Blicke ihrer Augen veränderten sich, sie waren lauernd geworden.
»So, jetzt haben Sie gehört, was wir durch den Zeugen erfahren konnten, und Sie können verstehen, daß wir uns Sorgen um unseren Freund Walt machen.«
»Sorgen um Ihn?«
»Ja.«
»Und er soll tot sein? Ermordet von dieser Frau namens Angelina, die sie hier bei uns im Kloster vermuten?«
»Richtig.«
»Das ist Unsinn! Wir nehmen keine Mörderinnen auf. Wir haben strenge Regeln und Gesetze. Ich glaube, Sie beide sind hier falsch, wie es falscher nicht sein kann. Außerdem muß ihr seltsamer Zeuge mit einer sehr großen Phantasie gesegnet sein.«
»Das wiederum glauben wir nicht.«
»Sie meinen also, daß es diesen Toten gegeben hat? Daß er im Wald umgebracht wurde?«
»Darauf läuft es hinaus.«
Die Oberin wurde jetzt richtiggehend wütend. »Unsinn, Mr. Sinclair. Außerdem bin ich nicht bereit, mir dies alles anzuhören. Ich bitte Sie deshalb, das Kloster umgehend zu verlassen.«
Das taten wir nicht, blieben locker sitzen, und mein Freund Suko fragte mit sanft klingender Stimme: »Gehört Ihnen eigentlich ein dunkler Volvo? Ich meine, auch Sie müssen flexibel sein, und Sie haben sicherlich einen Wagen.«
»Was soll die Frage?«
»Ich erwarte nur eine Antwort.«
»Ja, wir besitzen einen Volvo. Ich weiß nur nicht, was es mit Ihren unverschämten Anschuldigungen zu tun hat.«
»Dürfte ich es Ihnen denn erklären?«
»Danach ist Schluß.« Hinter ihren Brillengläsern funkelten die Augen der Frau wütend.
»Es dauert nicht lange, keine Sorge.« Suko legte ihr mit leiser Stimme und haarklein dar, war wir kurz vor unserm Besuch hier im Kloster erlebt hatten. Zudem bauten wir darauf, daß diese Oberin noch nicht genau eingeweiht worden war und wir deshalb die Überraschung auf unserer Seite hatten.
Diesmal zeigte sie eine Reaktion, auch wenn sie nicht dazwischenredete. Aber das harte Aufeinanderpressen der Lippen sagte uns eigentlich genug, und mein Freund legte ihr haarklein dar, wie vier ihrer Mitschwestern den Toten in einen Sarg gebettet und ihn aus dem Walt geschafft hatten.
»Diesmal«, sagte er, »sind wir die Zeugen, und wir wissen, daß der Tote unser Freund Walt gewesen ist.«
Die Oberin stieß zischend die Luft aus. »Und das haben Sie gesehen?« fragte sie nach.
»Ja.«
»Gut, gut.« Sie lehnte sich zurück und überbrückte die Distanz zu dem Schreibtisch mit ausgestreckten Armen. »Sind Sie tatsächlich mit Walt befreundet?«
Wir bestätigten es.
»Gute Freunde?«
»Recht gut«, unterstrich Suko.
»Dann wissen Sie viel über ihn?«
Vorsicht! schrillte es in meinem Kopf. Die Oberin fing an, den Spieß umzudrehen, denn durch diese Fragen konnte sie uns leicht aufs Glatteis führen, denn wir wußten so gut wie nichts, im Gegensatz zu ihr, aber noch ließen wir das Kartenhaus aus Annahmen und Lügen stehen.
»Wir waren recht oft zusammen«, sagte ich.
»Auch bei diesem Treffen?«
Verdammt! Was war das nun wieder? Ich ließ mir blitzschnell verschiedene Möglichkeiten durch den Kopf gehen. Demnach konnte die Frage darauf hinauslaufen, daß er sich irgendwelchen Dämonen zugewandt hatte. Zusammen mit anderen, das war wohl mit den Treffen gemeint.
»Auch dabei.«
»Ich dachte es mir.«
Nach dieser Bemerkung entspannte ich mich wieder. Sie schien uns die Bekanntschaft abzunehmen.
»Sie haben sich dort wohl gefühlt?«
»Auch das.«
»Weil sie da war - nicht?«
»Sie? Wen meinen Sie damit?«
»Aber Mr. Sinclair, damit kann ich nur Angelina gemeint haben, die den Männern zu Willen war. Die für Kerle wie Sie nicht mehr als ein Spielball gewesen ist, um über sie das Böse in sich einzusaugen. Aber damit ist es vorbei. Angelina hat sich nie gewehrt, doch nun haben wir sie davon überzeugen können, daß es besser ist, dies zu tun.«
»Das bedeutet in der letzten Konsequenz den Tod?« fragte Suko sie.
»Lassen wir das mal dahingestellt sein. Es kommt ganz darauf an, wie tief jemand in die schrecklichen Dinge verstrickt ist. Es muß nicht mit dem Tod enden, aber es kann…«
»Wie bei
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