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0951 - Die Exorzistin

0951 - Die Exorzistin

Titel: 0951 - Die Exorzistin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie hatte den Rücken gekrümmt. Sie stöhnte und weinte vor sich hin. Wir sahen weder ihr Gesicht noch ihren Mund, aber aus ihm drangen die schluchzenden Laute, die sich aber nicht anhörten wie ein normales Weinen, eher wie ein Geräusch, das entsteht, wenn ein Mensch unter einer schweren Qual leidet.
    Sie litt.
    Sie zitterte dabei, sie beugte ihren Oberkörper immer mehr nach vorn, als sollte sie sich vom Hocker rollen lassen, und sie hatte überhaupt nicht gemerkt, daß in ihrem Rücken die Klappe geöffnet worden war. Zumindest nahm sie es nicht zur Kenntnis.
    Beide wußten wir nicht so recht, was wir tun sollten. Hatte es Sinn, sie anzusprechen und sie somit aus ihrer Trance zu reißen?
    Ich wollte dieses Risiko nicht eingehen. Als ich schon im Begriff war, mich umzudrehen, wurden wir von der Oberin angesprochen. »Nun, erkennen Sie Angelina?«
    Ich drehte mich um. Suko tat es auch. Die Oberin stand vor uns. Sie erwartete eine Antwort, die wir ihr durch unser Nicken gaben. Dann fragte ich: »Was hat sie? Warum dreht sie uns den Rücken zu? Weshalb litt sie so stark?«
    »Sie muß leiden.«
    »Muß?«
    »Ja, Mr. Sinclair, es ist ihr Schicksal. Sie sollten doch wissen, daß sie etwas Besonderes ist. Schließlich haben Sie mit ihr gespielt und sie völlig verwirrt. Das muß sie erst verkraften, aber sie wird es verkraften, da bin ich mir völlig sicher. Sie und Ihre verfluchten Freunde haben Sie nicht grundlos so verändert, und Sie werden dafür bezahlen!«
    Harte Worte, deren Sinn ich noch nicht richtig durchschaute, aber wir standen auch erst am Beginn.
    »Lassen wir die Zukunft mal weg«, redete ich die Oberin an. »Die Gegenwart ist im Moment wichtiger für uns. Sie haben davon gesprochen, daß wir Angelina kennen. Gut, sogar akzeptiert. Aber was ist mit ihr? Kennt sie uns? Wenn ja, müßte sie das beweisen, indem sie sich auf ihrem Hocker umdreht. Nur sieht es mir danach nicht aus.«
    »Wollen Sie das, Mr. Sinclair?«
    »Alles oder nichts.«
    Die Oberin nickte. »Natürlich. Alles oder nichts. Sie werden Ihren Wunsch erfüllt bekommen.«
    Schwester Martha wedelte mit den Händen. »Treten Sie bitte zur Seite.«
    Das taten wir gern. Als wir ihr Platz geschaffen hatten, ging sie auf die Luke zu. Dabei mußte sie sich auf die Zehenspitzen stellen, um den gleichen Blickwinkel zu haben wie wir. Im Gegensatz zu uns blieb sie nicht stumm, sondern sprach Angelina mit zischender Stimme an. »Hörst du mich? Angelina, hörst du mich…«
    Sie erhielt, keine Antwort.
    Die Oberin gab nicht auf. »Bitte, Kind, du kannst mich hören, nicht wahr? Gib es durch ein Nicken bekannt, wenn du herausgefunden hast, wer mit dir spricht. Ich weiß selbst, daß es eine ungünstige Zeit ist, aber die Umstände haben mich so handeln lassen. Also, gib mir ein Zeichen.«
    Wieder warteten wir voller Spannung. Nach einigen Sekunden hörten wir den erlösenden Atemzug der Oberin. Die Erklärung folgte prompt, und sie galt uns.
    »Ja, sie hat genickt. Sie weiß also Bescheid.«
    »Dann können wir mit ihr reden?«
    »Nein!« sagte sie heftig. »Noch nicht. Darauf muß ich sie vorbereiten. Es kann sein, daß sie enttäuscht ist, wenn sie Sie beide zu Gesicht bekommt, Mr. Sinclair.«
    »Warum sollte sie das?«
    »Weil sie nicht mehr damit gerechnet hat, daß noch zwei aus der Gruppe übriggeblieben sind.«
    »Manchmal irrt man sich eben«, gab Suko locker zurück.
    »Halten Sie den Mund! Das hier ist kein Spaß, sondern heiliger Ernst.« Die Oberin wandte sich wieder ab und sah nicht, daß Suko den Kopf schüttelte.
    Nach wie vor waren wir allein. Es ließ sich auch keine andere Nonne blicken. Das Kloster schien bis auf wenige Personen ausgestorben zu sein.
    »Angelina, ich muß dich noch einmal bitten, mir zuzuhören, aber es ist wichtig. Sehr wichtig für dich. Du hast Besuch bekommen. Es sind zwei Männer hier. Freunde von Walt, sagen sie. Hörst du? Freunde von Walt!«
    Ob Angelina verstanden und auch eine Antwort gegeben hatten, bekamen wir nicht mit, und auch die Oberin mußte warten. Aber sie drehte sich schließlich um und gab uns mit den Augen ein Zeichen, das wir als optimistisch einstufen konnten.
    Dann sprach sie wieder mit Angelina. »Schau dir die beiden an. Sieh genau hin. Sag, ob du sie vergessen hast. Berichte mir, ob sie zu deinen Folterern gehört haben.«
    Folterern? Das war uns neu. War Angelina tatsächlich gefoltert worden? Körperlich gequält, wie auch immer. Es wollte mir nicht so recht in den Kopf und Suko ebenfalls

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