0951 - Die Exorzistin
wie bei Verliebten.
Es war so scharf gewesen, auch wissend oder triumphierend, als hatte sich die Frau darauf gefreut, eine bestimmte Person zu treffen. Heimlich, nicht beobachtet, und der Gedanke daran, ließ bei Marion die Neugierde hochschießen.
Was treiben die beiden im Wald? Warum dieser geheimnisvolle Treff? War es nur Spaß? Das Lachen hatte darauf hingedeutet. Ja, es hatte Spaß sein können, mußte aber nicht.
Das Lachen wiederholte sich nicht. Dafür nahm das Mädchen andere Geräusche wahr, die es auch leicht identifizieren konnte. Da gab sich niemand Mühe, leise aufzutreten. Jemand ging durch den Wald, fühlte sich unbeobachtet und versuchte nicht, besonders leise zu sein.
Plötzlich war bei dem Mädchen die Kälte. Ein warmer Strom war durch ihren Körper gehuscht. Sie spürte die Spannung, die sie gepackt hielt, und sie kam sich sehr mutig vor, als sie mit raschen Schritten die Straße überquerte und an der gegenüberliegenden Seite zunächst einmal stehenblieb.
Von hier hatte sie einen besseren und direkteren Blick in den Wald, aber es brachte ihr nichts. Die Bäume standen noch zu dicht beisammen, und zwischen ihnen hatte die Finsternis der Nacht ihre dunklen Schleier gewoben.
Der Graben vor ihren Füßen war nicht breit. Marion faßte sich ein Herz und übersprang ihn. Mit den Füßen zuerst landete sie im gefrorenen Gras.
Sie blieb stehen, aber sie duckte sich, und der Blick ihrer starren Augen glitt hinein in das Gebiet zwischen den Bäumen, das so düster und unheimlich war.
Keine Bewegungen. Selbst die Schatten erschienen am Boden und zwischen den Stämmen festgefroren zu sein.
Das Mädchen ließ sich einige Sekunden Zeit, aber weder die Frau noch ihr Begleiter kehrten zurück.
Dafür hörte sie Stimmen aus dem Wald an ihre Ohren klingen und erhielt auch den Beweis.
Nicht nur die Frau sprach, der Mann ebenfalls. Sie sprachen schnell, redeten heftig aufeinander ein, leider zu leise, als daß Marion etwas hätte verstehen können. So wußte sie nicht, über was sich die beiden unterhielten, aber Freundlichkeiten waren es sicherlich nicht, denn zwischendurch vernahm sie das harte Lachen der Frau aus dem Kloster.
Das Gespräch hatte ihr Neugierde geweckt. Marion Bates dachte in diesem Augenblick nicht darüber nach, ob es gefährlich war, was sie tat, sie wollte nur erfahren, mit wem die Frau da redete.
Und sie wollte die Personen auch aus der Nähe sehen, alles andere konnte man vergessen.
Wer etwas Neues beginnt, sollte es schlau anstellen. Das hatte ihre Mutter einmal gesagt. Marion fielen diese Worte wieder ein, und sie richtete sich danach.
Bevor sie den Wald betrat, hatte sie sich den besten Weg ausgesucht. Ihr Versuch, so leise wie möglich zu sein, war nicht immer erfolgreich. Mal knirschte Holz unter ihren Füßen, mal zerbrach es.
Ein paar Schritte weiter knisterte wieder gefrorenes Laub.
Marion blieb ruhig. Sie wunderte sich über sich selbst, wie wenig aufgeregt sie letztendlich war. Ihr Gesicht zeigte trotz der Kälte eine gewisse Rötung. Sie war plötzlich wahnsinnig aufgeregt, und immer wieder mußte sie schlucken, als säße ein dicker Kloß in ihrem Hals.
Marion schaute in alle Richtungen, und sie erwartete die beiden bald vor sich zu sehen, denn die Stimmen waren jetzt ganz in der Nähe. Marion hörte sie lauter, aber sie achtete nicht darauf, was die beiden sagten. Marion wollte noch näher heran, und sie fühlte sich in dem dichten Wald recht sicher.
Marion hatte sich geduckt. Sie schob sich näher heran, und manchmal schleifte sie bereits mit den Knien über das Laub.
Blitzschnell ließ sie sich fallen.
Ein heller Funke war vor ihr aufgeblitzt. So glaubte sie zumindest, dabei war es nur der Moment gewesen, in dem jemand eine Taschenlampe eingeschaltet hatte.
Und dieser Strahl blieb. Er wanderte wie ein geisterhafter heller Arm durch den Wald, geriet auch in ihre Nähe, und Marion duckte sich noch tiefer.
»Was ist denn los?« hörte sie die Stimme der ihr unbekannten Frau.
»Ach, ich hatte nur den Eindruck gehabt, Geräusche zu hören.«
Wieder lachte die Frau, und es klang schrill. »Glaubst du, daß mich jemand verfolgt hat?«
»Ich glaube gar nichts.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
Während des Gesprächs war der Lichtarm nicht mehr weitergewandert, doch nun, als keiner der beiden etwas sagte, nahm er seinen Weg wieder dort auf, wo er abgebrochen war, und er bewegte sich immer näher an die lauschende Marion heran.
Er soll mich nicht
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