0951 - Die Exorzistin
treffen! fieberte sie innerlich. Er soll mich nicht treffen.
Er kam, aber er behielt auch seine Höhe bei, als er ihren Standort erreicht hatte. Zum Glück für sie wischte er über sie hinweg. Aus dem linken Augenwinkel nahm das Mädchen wahr, wie der Lichtfinger weiterhin durch den Wald glitt, für Marion aber keine Gefahr mehr bildete. Sie konnte vorläufig aufatmen und öffnete auch die Augen, die sie sicherheitshalber geschlossen hatte. Eine Schutzfunktion, die sie schon seit Jahren kannte.
Es war wieder dunkel geworden, kein Licht störte oder verriet das Liebespaar, und die Frau fragte, begleitet von einem Lachen in der Stimme: »Bist du nun zufrieden, Walt?«
»Nein.«
»Dann kann ich dir auch nicht helfen!«
»Verdammt, ich muß eben vorsichtig sein, das weißt du selbst. Man darf uns nicht zusammen sehen.«
»Ich weiß, Walt, ich weiß.« Die weibliche Stimme klang plötzlich sanft und lockend. »Ich weiß eigentlich alles über dich, mein Freund, aber ich habe den Mund gehalten.«
»Wie schön.«
»Auch wenn du es nicht glaubst, aber es ist mir niemand gefolgt. Und die Nonnen sind froh, wenn sie mich für ein paar Stunden loswerden. Sie wissen, daß sie sich ein faules Ei ins Nest gelegt haben, aber sie können mich nicht mehr loswerden, sosehr sie sich es auch wünschen. Sie geben sich nämlich die Mitschuld an meiner Existenz, und davon kann ich nur profitieren.«
»Ja, schon gut.«
»Da alles geklärt ist, können wir ja nun zum eigentlichen Teil unserer Verabredung kommen.«
»Was meinst du damit?«
»Oh - tu nicht so, als ob du es nicht wüßtest.«
Marion Bates hatte zugehört, aber nur wenig oder gar nichts begriffen. Für sie war wichtig, daß sie sich nicht mehr in einer unmittelbaren Gefahr befand, und dies wiederum sorgte dafür, daß ihre Neugierde wieder größer wurde.
Sie wollte noch näher an die beiden heran und zuschauen, was sie miteinander trieben.
Vorsichtig drückte sich Marion in die Höhe. Und nach ein paar Schritten und Verrenkungen konnte sie plötzlich die beiden Personen erkennen.
Der Mann trug eine Winterjacke, die ihm bis zu den Hüften reichte. Er hatte sie geöffnet. Breitbeinig hielt er sich vor der schlanken, dunkelhaarigen Frau auf, wobei er die Arme angewinkelt und die Hände in die Seiten gestemmt hatte.
»Ich habe dir doch gesagt, daß ich mich irgendwann bei dir melden werde, Walt.«
»Okay, das hast du getan. - Und jetzt?«
Die Frau bewegte sich leichtfüßig auf Walt zu und blieb dicht vor ihm stehen. Dann spielte sie hektisch mit den Aufschlägen seiner Jacke. »Jetzt will ich meine Belohnung…«
Marion hatte alles gehört. Nur konnte sie sich nichts darunter vorstellen. Was war das für eine Belohnung? Geld? Oder was anderes? Sie drehte sich zur Seite und überlegte.
Der Mann mit dem Namen Walt schien mit der Forderung nicht ganz einverstanden gewesen zu sein, denn er mußte plötzlich lachen. »Was ich da höre, ist mir neu, Angelina - ehrlich.«
»Neu?«
»Ja!«
»Nein, Walt, du lügst. Es kann dir nicht neu sein. Etwas Neues kann es zwischen dir und mir nicht geben. Du weißt selbst, daß ich mich euch zur Verfügung gestellt habe. Ihr habt mich ausgenutzt und…«
»Du hast dich auch ausnutzen lassen, verdammt!«
»Irgendwo stimmt das«, gab sie zu und tat nichts, als Walt zwei Schritte zurückging, »aber diese Zeit ist vorbei. Für immer. Jetzt bin ich an der Reihe. Das hier ist keine Party, das hier ist die Abrechnung, Walt, und du bist der erste. Es ist kein Spielchen mehr, das ihr mit mir treiben könnt. Vorbei, Walt, jetzt und für alle Zeiten.«
»Du bist verrückt, Angelina.«
»Nein, das bin ich nicht. Du warst es. Du und deine Freunde, die ihr mich gefunden habt. Aber ich habe euch schon damals gewarnt, daß ich etwas Besonderes bin, und das werde ich dich spüren lassen.«
Walt wollte etwas sagen, die Frau aber ließ ihn nicht mehr dazu kommen, denn blitzschnell griff sie an. Bevor Walt sich versah, wurde er angesprungen. Er kam nicht mehr weg, obwohl er es versuchte, aber er rutschte auf dem feuchten Laub aus und fiel in die Knie.
Marion Bates saß wie festgefroren hinter ihrem Baumstamm und schaute zu. Plötzlich überkam sie eine wilde Angst. Sie wäre am liebsten geflüchtet, aber etwas bannte sie auf der Stelle, und so bekam sie mit, wie der Mann noch von einem Tritt erwischt wurde, der ihn endgültig zu Boden schleuderte.
Er fiel auf den Rücken, rutschte noch ein Stück weiter und prallte dann mit der Schulter
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