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0952 - Dr. Sensenmann

0952 - Dr. Sensenmann

Titel: 0952 - Dr. Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geht es Ihnen besser als mir, John.«
    »Das allerdings.« Ich fuhr nicht sehr schnell, denn ich wollte nicht zu früh in Liverpool sein. Außerdem dachte ich darüber nach, wie ich ihn aus der Reserve locken konnte, ohne daß es auffiel, aber das alles würde mir sicherlich noch einfallen, zunächst einmal war ich froh, daß Ferrano den Köder geschluckt hatte. »Wissen Sie denn, was Sie mal machen werden oder wollen?«
    »Wer nimmt schon einen Zuchthäusler?«
    »Stimmt auch wieder«, erklärte ich nickend. »Was haben Sie denn vorher gemacht, wenn ich mal neugierig sein darf?«
    »Mal hier, mal da.«
    »Also nicht fest angestellt?«
    »Richtig. Ich habe im Hafen gearbeitet, beim Straßenbau und in der Fabrik. Bis es mich dann erwischt hatte.« Er verzog den Mund und grinste.
    Ich war vorsichtig und fragte ihn nicht nach dem Grund seiner Verurteilung. Statt dessen sagte ich: »Muß ein Scheißgefühl gewesen sein, hinter Gittern zu hocken.«
    »Das können Sie laut sagen.«
    »Zigarette?«
    »Nein, selbst im Knast habe ich nicht gequalmt.«
    »Vernünftig.«
    In der nächsten Minute schwiegen wir. Noch hatten wir die Vorstädte von Liverpool nicht erreicht, und wir fuhren auch nicht auf einer Autobahn, aber die Gegend war jetzt dichter besiedelt. In der Nähe lagen kleine Industrieviertel, ich sah auch hohe Häuser in der Ferne, und konnte mir sehr gut vorstellen, wie der Mann überlegte. Wie es in seinem Gehirn klickerte und er darüber nachdachte, wie er den Gesprächsfaden wieder aufnehmen sollte.
    Ich kam ihm zuvor. »Haben Sie eigentlich Hunger?«
    »Ja.«
    »Ich auch.« Mit einem schnellen Blick aus dem Fenster tat ich so, als würde ich mich vergewissern, wo wir uns befanden, und ich schlug ihm dann vor, etwas essen zu gehen.
    »Schaffen Sie das denn?«
    »Wieso?«
    »Zeitlich, meine ich.«
    »Aber immer!« rief ich. »Einen Termin hatte ich schon sehr früh. Den zweiten erst am Nachmittag. Da können wir uns ruhig Zeit für ein Essen lassen. Außerdem bin ich froh, Gesellschaft zu haben, ansonsten hockt man immer allein am Tisch und starrt sein Essen an.«
    »Ja, das glaube ich Ihnen. Kennen Sie ein Lokal in der Nähe?«
    »Mehrere«, log ich, darauf hoffend, daß wir an einigen kleinen Restaurants vorbeifahren würden. Die nächste Ortschaft kündigte sich schon an. Sie hieß Maghull.
    Zwar war sie eine selbständige Stadt, aber man konnte sie noch zu den Vororten Liverpools rechnen, und die Umgebung wurde auch städtischer.
    Erste Bauten erschienen. Helle Häuser, die auf eine neue Siedlung hindeuteten. Die einzelnen Straßen und Gassen, die schachbrettartig die Ansiedlung durchkreuzten, waren noch nicht völlig fertiggestellt worden, und so wurden manche von Lehmhaufen an den Rändern begleitet.
    Ferrano schaute immer wieder durch die Seitenscheibe nach draußen, als suchte er nach etwas Besonderem. Vielleicht wollte er auch nur das Gefühl auskosten, endlich frei zu sein, obwohl er in einem Fahrzeug hockte und nicht ins Freie gehen konnte.
    Wir ließen die Siedlung hinter uns. Ferrano setzte sich bequem, hin. Er faltete die Hände vor seinem Bauch und tat so, als wollte er schlafen.
    Daran glaubte ich nicht und war fest davon überzeugt, daß er mich heimlich beobachtete, was ich mir wiederum nicht anmerken ließ und mich so natürlich wie möglich benahm.
    Das Glück stand auf meiner Seite, denn an der linken Seite erschien ein Reklameschild, das auf ein Steakhaus hinwies.
    »Essen Sie gerne Steaks?« fragte ich. »Sehr gerne.«
    »Dann fahren wir hin.«
    Mickey Ferrano wurde wieder wach oder tat zumindest so. Er ließ ein Seufzen hören, schaute sich interessiert um, wobei er auch das Ziel entdeckte und dies mit einem zufriedenen Nicken kommentierte.
    Das Restaurant befand sich in einem großen, mit grauem Klinker verkleideten Haus. An seiner Frontseite zeigte es einen dunkelroten, aufgemalten Stierkopf, aus dessen weit aufgerissenem Maul eine gelbe Feuerzunge schlug.
    Ein Parkplatz war auch vorhanden. Wir fanden noch genügend Platz, um den Rover abzustellen.
    Mein Gast schnallte sich los. Er stieg aus und schaute sich um. Ich behielt ihn dabei im Auge. Die Zeit im Zuchthaus steckte ihm noch in den Knochen, denn er blickte sehr vorsichtig in die Runde, als fühlte er sich verfolgt oder beobachtet.
    Ich schloß den Rover ab und deutete Mickey an, vorzugehen. Er vertraute mir, schlenderte auf den Eingang zu, einer doppelflügeligen Holztür, die mit zwei Stierköpfen bemalt war. Der Gang des Mannes

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