0953 - Der Laser-Mann
Eingeweihte", antwortete der Vario. „Es gab mal einen terranischen Schriftsteller, der Robert Louis Stevenson hieß. Er war Engländer, lebte aber zuletzt ständig in der Südsee, wo er von den Eingeborenen liebevoll Tusitala genannt wurde."
„Ist mir auch recht", sagte Simudden und wechselte das Thema. „Fürchtest du nicht, daß unser Gespräch von den Orbitern abgehört werden könnte? Und kannst du deinem Verbündeten - einem Orbiter! auch wirklich vertrauen?"
„Ich habe die Kabinen untersucht und keine Abhöranlagen gefunden", antwortete der Vario. „Und mein Verbündeter ist in Wirklichkeit gar kein Orbiter. Du wirst ihn schon noch kennenlernen. Aber genug davon. Hole Kayna und Brush, damit ich auch sie instruieren kann. Und zu den anderen kein Wort!"
*
Chelda hatte es erreicht, daß man sie für die Betreuung der Gefangenen abstellte. Inzwischen war der holographische Schatten-Orbiter ein vertrauter Anblick für die sieben Flibustier, ohne daß diese wußten, mit wem sie es eigentlich zu tun hatten.
Kurz vor der Landung der KURELBAL in Thorta, der Hauptstadt Ferrol, suchte Chelda den Gemeinschaftsraum der Flibustier auf, um ihre Wünsche und Beschwerden entgegenzunehmen. Derscht legte Wert darauf, daß sie gut behandelt wurden und daß es ihnen an nichts fehlte.
„Kann ich noch irgend etwas für euch tun?" erkundigte sich Chelda, als sie den Gemeinschaftsraum betrat.
„Während des Aufenthalts auf dem achten Wegaplaneten werde ich anderen Aufgaben zugeteilt sein, so daß ich mich nicht um euch kümmern kann. Ihr müßt es mir also jetzt Sagen, wenn ihr irgendwelche Wünsche habt."
Bis auf Pearl Simudden waren alle Flibustier anwesend.
„Ich möchte gerne wissen, ob du auch so unnahbar bist wie dein menschliches Vorbild, Chelda", rief Axe und erwiderte Kayna Schattens Blick, gegen die sich diese Spitze richtete, herausfordernd.
„Schnaps! „ rief 30sto ten Hemmings. „Ich brauche zumindest eine Pulle Brandy, wenn ich nicht verdursten soll."
„Du hast deine Ration bereits gehabt, Josto", erwiderte Chelda, während sie den Raum durchschritt, in dem sich die Flibustier verteilt hatten und sich zumeist mit sich selbst beschäftigten. Nur Brush Tobbon und Kayna Schatten saßen zusammen und schienen gerade in einem Gespräch vertieft gewesen sein. Chelda näherte sich ihnen.
„Hat keiner eine Beschwerde?"
„Doch", meldete sich Körn „Dezibel" Brack. „Ich kann in dieser Kluft mit den verschweißten Öffnungen kaum atmen. Ich möchte eine bequemere Kombination haben."
„Das geht leider nicht, solange Fluchtgefahr besteht", sagte Chelda. „Und sie scheint mir besonders groß auf einer von Garbeschianern beherrschten Welt."
„Wir denken schon längst nicht mehr an Flucht", behauptete Brush Tobbon, als Chelda ihn erreichte.
„Man kann nie wissen", sagte sie und fügte so leise hinzu, daß es nur der Epsaler und Kayna Schatten hören konnten: „Ich bin die holographische Inkarnation des Tusitala."
Brush Tobbon starrte die vermeintliche Schatten-Type entgeistert an. Kayna Schatten verstand es, ihre Uberraschung zu verbergen. Sie sagte schlagfertig: „Wenn die Klimaanlage in meiner Kabine nicht bald repariert wird, dann haue ich wirklich noch ab."
„Davon wußte ich nichts", sagte Chelda. „Sehen wir uns die Sache einmal an."
„Ich komme mit", erklärte Tobbon ohne Angabe eines Grundes und schloß sich den beiden an, die einträchtig wie Zwillingsschwestern den Gemeinschaftsraum verließen. Als sie Kayna Schattens Kabine erreichten, verschloß Tobbon die Tür hinter ihnen und packte-Chelda mit einem Würgegriff.
„Heraus mit der Sprache, was für eine Rolle spielst du?" sagte er dabei drohend. „Wenn du uns hereinzulegen versuchst, breche ich dir das Genick."
„Dafür würde dich der Vario in Stücke reißen, Brush", erwiderte Chelda unbeeindruckt. „Ich bin sein Teamgefährte und habe mich nur als Orbiter getarnt. In Wirklichkeit gibt es gar keine Chelda."
„Laß los, Brush", verlangte Kayna Schatten, und der Epsaler gehorchte. An Chelda gewandt, fragte sie: „Was hast du uns vom Vario zu berichten?"
„Der Vario möchte, daß ihr einen Ausbruchsversuch inszeniert", erklärte Chelda. „Aber ihr sollt nicht wirklich von Bord der KUREL-BAL fliehen, sondern die Orbiter nur ablenken, damit der Vario und ich unsere Dispositionen treffen können. Und ihr müßt mich zum Schein als Geisel nehmen, damit mein Verschwinden nicht auffällt."
„Sollen wir uns etwa für
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