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0956 - Die Todeszone

0956 - Die Todeszone

Titel: 0956 - Die Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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und stand dem alten Enrique gegenüber. »Mahlzeit!«, brüllte Beragol. Der Matrose kam nicht dazu, auch nur einen Schuss abzufeuern. Der Dämon warf sich auf ihn und riss ihm mit seinen gewaltigen Pranken das Herz aus der Brust.
    Der grauhaarige Mann am Ruder hatte die Szene starr vor Angst verfolgt und wagte nicht, sich zu bewegen, als sich Beragol ihm mit einem breiten Grinsen näherte.
    »Hallo, Mitternachtssnack«, sagte der Dämon.
    Kapitän Smitherstone sah ihn verwundert an. Er legte den Kopf leicht schräg, als lausche er angestrengt dem Nachklang von Beragols Stimme.
    »Waren Sie längere Zeit in Neuengland?«, fragte er die albtraumhafte Gestalt verwundert. »Providence?«
    »Gute Ohren«, sagte der Dämon anerkennend. Doch die nützten dem Kapitän auch nichts mehr. Das Letzte, was William S. Smitherstone in seinem Leben hörte, war das Brechen seines eigenen Genicks.
    Nachdem er sich gestärkt hatte, stapfte Beragol wieder an Deck. Mächtige Wellen ergriffen das Schiff und warfen es wie ein Spielzeug umher. Beragol schloss die Augen und schnupperte. Unter dem wohlvertrauten, würzigen Aroma des Meeres registrierte er deutlich den erdigen Geruch des Landes. Auch der Ruf , der ihn hierher gelockt hatte, war sehr viel stärker geworden. Drängender.
    Ohne zu zögern, sprang der Dämon. Er tauchte tief ein in die aufgepeitschte See, durchstieß wieder die Oberfläche und schwamm mit kräftigen Stößen auf das Land zu. Er blickte nicht zurück auf das Totenschiff, das jetzt führerlos in den meterhohen Wellen schlingerte.
    ***
    Ein schweres Sturmtief lag über Kolumbien, als der Airbus zur Landung ansetzte. Die große Maschine wurde beim Durchstoßen der Wolkendecke so kräftig durchgeschüttelt, dass Nicole unsanft aus ihrem Schlummer gerissen wurde. Hier und da ließ ein Blitz den dicht bewölkten Himmel über den naheliegenden Bergen jäh aufleuchten. Und dann öffnete der Himmel seine Pforten und verbarg die Welt hinter einer dichten Regenwand.
    »Anheimelnd«, murmelte Nicole, als der Zubringerbus sie zum Terminal brachte. »Ich verspreche dir, wenn das hier eine Ente ist, rede ich kein Wort mehr mit dir, für den Rest unseres unsterblichen Lebens. Ich erwarte wenigstens einen drohenden Weltuntergang, um diesen Ausflug zu rechtfertigen.«
    »Ich gebe mein Bestes«, versprach Zamorra aufrichtig. »Und unter einem Weltuntergang tue ich es sowieso selten.«
    »Das will ich hoffen!«
    Sie holten ihre Koffer und gingen ohne Probleme durch die Kontrollen. Aufmerksam sah sich Zamorra nach Paula Vásquez um. Die Reporterin hatte ihr Aussehen in ihrer letzten Mail beschrieben. Um etwaigen Verfolgern nicht gleich aufzufallen, wollte sie eine schwarze Baseball-Kappe, Sonnenbrille und ein T-Shirt der brasilianischen Heavy-Metal-Band Sepultura tragen.
    »Siehst du sie?«
    »Keine Spur«, erwiderte Nicole. Ihre Mitreisenden wurden von Verwandten oder Vertretern einheimischer Touristik-Agenturen in Empfang genommen. Perfekt uniformierte Anzugträger eilten mit ihren Aktenköfferchen lukrativen Geschäften entgegen. Nur um die beiden Dämonenjäger kümmerte sich niemand.
    »Irgendetwas muss sie aufgehalten haben.«
    »Oder jemand hat sich einen Jux erlaubt und uns nur zum Spaß um den halben Globus gejagt.«
    »Das glaube ich kaum«, sagte Zamorra. »Aber vielleicht hat sie jemand abgefangen.«
    Unwillkürlich berührte seine Hand durch den Stoff den Blaster, den er unter seinem weißen Jackett am Gürtel trug.
    Doch sofort entspannte sich seine Haltung wieder, als eine völlig durchnässte junge Frau durch die Eingangstür hechtete, sich kurz umsah und dann zielstrebig auf sie zukam. Ihr widerspenstiges Haar lugte unter einer dunklen Kappe vor. Sie nahm ihre Sonnenbrille ab, die sie trotz des Unwetters getragen hatte, und trocknete die Gläser an ihrem Sepultura-Shirt, während sie die beiden Franzosen unsicher anlächelte.
    »Professor Zamorra?«
    Der Parapsychologe nickte. »Und das ist meine Partnerin und Lebensgefährtin Nicole Duval.«
    »Freut mich. Ich bin Paula Vásquez.« Die junge Frau schüttelte den Dämonenjägern die Hand. »Verzeihen Sie, aber ich bin in einen Riesenstau geraten. Der Verkehr in Bogotá ist manchmal die Hölle.«
    »Kein Problem, Sie haben uns ja noch rechtzeitig erwischt«, sagte Zamorra grinsend.
    »Mein Wagen steht direkt vor der Tür. Im Halteverbot.«
    »Dann sollten wir uns beeilen.«
    Erleichtert nahm Zamorra seinen Koffer und folgte der Reporterin zum Ausgang. Nicole war dicht

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