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0958 - Der Keller

0958 - Der Keller

Titel: 0958 - Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gisela.
    »Nee, bestimmt nicht.« Er drehte die Flasche herum. Es war ein deutscher Rotwein mit Prädikat. Gisela wollte gar nicht wissen, woher Karl ihn hatte. Sie würde sich ihn einfach schmecken lassen.
    Einen Korkenzieher besaß Karl ebenfalls. Geschickt öffnete er die Flasche, roch sogar am Korken, war zufrieden und fragte nach Bechern.
    »Die habe ich.« Zwei Plastikbecher hatte Gisela Behle aus dem Rucksack geholt.
    Er goß ein. Danach erhielt er ein Baguette. Gisela hob den Becher. »Auf uns!«
    »Meine ich auch. - Auf uns!«
    Sie tranken. Der Wein schmeckte, das Essen ebenfalls, und beide merkten, daß sich der Alkohol wie ein Tröster und zugleich Wärmebringer in ihren Körpern ausbreitete. Alles wirkte leichter, erträglicher.
    Die Kälte spürten sie auch nicht mehr, und sie merkten kaum, daß es draußen bereits dämmerte.
    Eine zweite Flasche wurde geöffnet. Eine Kerze stand zwischen ihnen und spendete Licht. Sie sprachen über das Leben, über die Zukunft und kamen zu dem Entschluß, daß sie jeden Tag und jede Nacht genießen wollten, wenn möglich.
    »Und Angst hast du nicht mehr, Karl?«
    »Wovor denn?« fragte er mit schwerer Zunge. »Wovor sollte ich denn Angst haben?«
    »Vor dem Keller.« Gisela deutete nach unten.
    »Keller? Hier?«
    »Ja.«
    »Nein, warum?«
    »Du hast doch gesagt, daß da unten der Tod wohnt, der schon viele geholt hat.«
    »Stimmt«, erklärte er müde. »Man sagt viel, aber mich hat er noch nicht geholt.« Karl hob seinen Kopf, gähnte und schaute Gisela mit trüben Augen an. »Weißt du was? Ich gehe jetzt in meine Kammer. Ich mache mich lang.«
    »Kaputt?«
    »Kann man sagen.«
    Gisela nickte. »Ich auch.«
    Karl zeigte auf die Weinflasche. »Ist noch was drin. - Soll ich sie dir lassen?«
    »Nein, nimm sie mit.«
    Karl nickte und quälte sich auf die Beine, was ihm in seiner Lage schwer genug fiel. »Scheiß Spiel«, sagte er nur.
    »Wieso?«
    »Stell dir vor, wir wären in einem Hotelzimmer. Da ginge es uns besser.«
    »Stimmt.«
    »Glaubst du, daß diese Zeiten für uns noch mal wiederkehren werden?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht.« Er ging, und die Tür rappelte nach, als er sie mit der Schulter anstieß. Es waren die Stunden, wo man alles vergessen konnte, und auch Gisela Behle wollte über ihr Schicksal nicht nachdenken. Sie brauchte nur ihre Ruhe, wollte die verdammte Nacht durchschlafen und nicht wieder geweckt werden durch einen Kerl, der plötzlich mit blutendem Gesicht vor ihr auftauchte.
    Ruhe haben, schlafen…
    Die Flasche stellte sie zur Seite. Sie wollte nichts mehr. Es war vorbei, der Tag war gelaufen. Nicht mehr über ihn nachdenken. Der Schlund hatte sie geschluckt, und sie war bestimmt sicherer als in der letzten Nacht.
    Obwohl…
    Sie sank auf ihr Lager nieder. Da war doch etwas. Irgend jemand hatte davon gesprochen. Verdammt, ich bin schon durcheinander. Was ist denn hier gewesen?
    Sie kam nicht mehr darauf. Es war alles anders geworden. Der Alkohol hatte den Vorhang vor ihren Kopf gezogen. Sie konnte nicht mehr richtig schauen.
    Eine Decke. Schützend. Wie ein Himmel.
    Sie lächelte plötzlich und hatte dann das Gefühl, von den Flügeln ihres Schutzengels gestreift zu werden, der sie mitnahm in sein Reich des Schlafs und des Vergessens…
    ***
    Sie wurde wach.
    Es geschah dermaßen plötzlich, daß sie sich selbst darüber erschreckte.
    Gisela Behle riß die Augen auf, sie starrte in die Dunkelheit, ohne etwas erkennen zu können, und sie wußte zunächst nicht einmal, wo sie sich befand.
    Im Dunkeln. Eingehüllt von der Nacht. Von all ihren Schrecken, aber auch ihrem Schutz.
    Gisela blieb auf dem Rücken liegen. Sie wollte zunächst einmal abwarten, wie sich gewisse Dinge entwickelten.
    Natürlich hatte es einen Grund gegeben für das plötzliche Erwachen, aber in der Dunkelheit schaffte sie es nicht, ihn herauszufinden. Sie war wie schwarze Watte, die alles schluckte.
    Leise stöhnte sie auf. Ihre Arme zuckten. Die Hände lagen flach auf dem Boden, und die Flächen rutschten über den Schmutz hinweg. Die Gummidecke hatte sich verschoben, sie war zusammengeknüllt worden, und der Schlafsack war ebenfalls von ihr nicht geschlossen worden, deshalb hatten sich die Arme während des Schlafs befreien können.
    Auch weiterhin blieb Gisela auf dem Rücken liegen. Wenn sie den Kopf ein wenig anhob merkte sie schon, daß sie schweißnaß war. Dann zog auch ein kühler Windhauch durch ihr Haar und am Nacken entlang, wo der Schweiß ebenfalls eine

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