0961 - Der verrückte Orbiter
wirst du allein in der Lage sein, den Machenschaften unserer Feinde zu begegnen?"
„Wenn du mir sagst, wie ich das tun kann, werde ich es schaffen", erklärte Olkyra. „Aber zuerst bringe ich dich in ein Versteck, in dem du sicher bist."
„Ich bin froh, daß ich dich gefunden habe", sagte Anson Argyris und meinte es ehrlich.
5.
Anson Argyris wollte den zweiten Raum des Verstecks betreten, aber mitten im Durchgang blieb er stehen.
Olkyra stand nackt vor einer spiegelnden Wandfläche, hatte den Nakkenknoten ihres pechschwarzen Haares gelöst und bürstete ihr Haar. Sie schien seine Gegenwart völlig vergessen zu haben.
Der Anstand hätte es Argyris geboten, sofort umzukehren. Dennoch blieb er stehen und starrte unverwandt auf Olkyras Rücken. Es war keine Lüsternheit, die ihn den Anstand vergessen ließ, sondern die überraschende Erkenntnis, daß O1kyra, dieser vorprogrammierte Orbiter, nicht nur äußerlich eine schöne junge Frau war, sondern sich auch benahm wie eine solche. Denn es war zweifellos frauliche Eitelkeit, was sie veranlaßte, sich nackt vor einen „Spiegel" zu stellen.
Aber die Überraschung dauerte nur wenige Sekunden, dann besann sich Anson Argyris, drehte sich um und kehrte leise in den ersten Raum zurück.
Ebenso leise setzte er sich auf eine organisierte Verpflegungskiste und dachte über das Problem nach, dessen Existenz ihm eben erst bewußt geworden war.
Das Problem hieß schlicht und einfach: Hat Armadan von Harpoon sichergestellt, daß seine Orbiter unfähig sein würden, sich fortzupflanzen?
Sollte sich herausstellen, daß die Frage verneint werden mußte, dann würde es unweigerlich zu einer Bevölkerungsexplosion kommen, die alle anderen Bevölkerungsexplosionen, die es vorher in der Milchstraße gegeben hatte, weit in den Schatten stellte. Dementsprechend würden die Folgen sein.
Es würde dann der Menschheit und den anderen galaktischen Zivilisationen auch nichts nützen, wenn es gelang, die Orbiter davon zu überzeugen, daß keine Invasion der Garbeschianer stattgefunden hatte. Angesichts einer lawinenartig anwachsenden Zahl von Orbitern wäre der Konflikt zwischen ihnen und den anderen Zivilisationen schon vorprogrammiert.
Anson Argyris schüttelte den Kopf.
Er hoffte, daß er sich umsonst Sorgen machte und daß Armadan von Harpoon weitsichtig genug gewesen war, einer Fortpflanzung der Orbiter vorzubeugen.
„Ich bin bereit, Anson!"
Argyris fuhr auf und sah Olkyra dicht vor sich stehen. Die SchattenType trug wieder ihre Montur.
„Was meinst du?" fragte - Anson Argyris.
Olkyra zog einen Schmollmund.
„Du wolltest mir sagen, was ich tun kann, um die Machenschaften unserer Feinde zu vereiteln, mein treuer Anson."
„Ach, ja, stimmt!"
Anson Argyris erhob sich. Er wußte, daß er Olkyra auf Erkundung schicken mußte, wenn er nicht darauf verzichten wollte, nachzuforschen, wie dem Orbiterspuk ein Ende bereitet und der tragische Irrtum aufgeklärt werden konnte. Andererseits war es ein Risiko, eine partiell Wahnsinnige fortzuschikken, die sich durch ihr Verhalten verraten konnte und beim ersten Verhör sein Versteck nennen würde.
Er seufzte.
„Du mußt vor allem darauf achten, nicht aufzufallen", sagte er. „Niemand darf auch nur ahnen, daß du die Meisterin bist. Falls man dir irgendeine Aufgabe zuweist, führe sie aus, bis du dich unbemerkt fortschleichen kannst! Lehne dich niemals auf! Gib auch niemals gutgemeinte Ratschläge! Du mußt so tun, als wärst du ein gewöhnlicher Orbiter."
„Es wird mir schwerfallen, die gewöhnliche Dienerin zu spielen", erwiderte Olkyra. „Eigentlich sollte mein Wort genügen, um meine Untergebenen zur Räson zu bringen."
„Es wird auch wieder genügen, wenn die Rebellen vernichtet sind", erklärte Argyris. „Bis dahin aber müssen wir heimlich und mit List gegen sie arbeiten. Wichtig ist vor allen Dingen, daß wir etwas finden, mit dem wir die Orbiter zwingen können, sich deinem Willen zu unterwerfen. Es muß etwas sein, womit wir entweder ihre Versorgung unterbrechen oder die Schiffe am Start hindern können."
„Am Start?" fragte Olkyra - und abermals glitzerte der Wahnsinn im Hintergrund ihrer Augen. „Was für ein Start, Anson?"
„Ein Start zu anderen Gebieten der Anlage, Herrin. Die Rebellen haben das Gerücht verbreitet, die Orbiter müßten in absehbarer Zeit in die Schiffe gehen und in etwas starten, das sie Weltraum nennen, um dort gegen die Garbeschianer zu kämpfen. Natürlich ist das eine Lüge,
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