0963 - Der Verfluchte aus Atlantis
ja kein normaler Fall, denn dort ging es hart zur Sache. »Ob das Skelett sie umgebracht hat wie Ihre beiden Helfer, Mr. Jarrel?«
»Das wäre der Hammer!« flüsterte er.
»Möglich ist alles.«
»Jedenfalls kennt er kein Pardon.« Jarrel kriegte eine Gänsehaut. »Wenn ich mir vorstelle, daß dieser Tote nicht richtig tot war, sondern auch als Skelett nur schlief, wird mir ganz anders. Aber das ist kein Film gewesen, sondern eine Tatsache. Da stecken wir mit beiden Beinen in der Realität.« Er schüttelte sich. »Damit komme ich nicht zurecht, und ich will auch nicht darüber nachdenken.«
»Das sollten Sie aber«, gab Leary zu bedenken. Wie es seine Art war, saß er noch immer steif auf seinem Sessel, als wollte er jeden Augenblick starten.
»Warum sollte ich das?«
Jason Leary trank einen Schluck Wasser. »Ich will Ihnen ja nicht Angst machen, Mr. Jarrel, überhaupt nicht, aber wenn Sie darüber nachdenken, ist der namenlose Knöcherne doch verschwunden.«
»Ja.«
»Er wird sich vielleicht versteckt halten oder durch London irren. Er hat Sie zwar gesehen, Sie aber verschont.« Er kam jetzt ins Reden. Das Salbungsvolle aus seiner Stimme war verschwunden. »Er hat Sie also verschont, wiederhole ich noch einmal, aber ich weiß nicht, ob Sie für immer darauf bauen können. Das nämlich ist die große Frage, Mr. Jarrel.«
James beugte sich vor. Er hatte seine Finger um die Lehnen gekrampft. Seinem Gesicht war schon anzusehen, was Leary hatte andeuten wollen, dennoch fragte er nach. »Was wollen Sie damit sagen, Mr. Leary?«
»Es ist mir beinahe peinlich. Aber denken Sie nicht auch, daß diese Gestalt Sie - uns - besuchen könnte?«
Der Totengräber stieß die Luft aus. Im Hals spürte er plötzlich den Druck. »Sie glauben, daß er hier ins Haus kommt?«
Leary wiegte den Kopf. »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Aber von der Hand können wir es nicht weisen.«
»Unmöglich.«
»Warum?«
Mit dieser raschen Gegenfrage hatte Jarrel nicht gerechnet, und er suchte nach einer Antwort. »Wie, ähm, wie sollte er denn wissen, wo er mich findet?«
»Keine Ahnung. Instinkt oder so. Ich jedenfalls traue ihm verdammt viel zu.«
»Meinen Sie?«
»Für unmöglich halte ich nichts.«
Jarrel schwieg, stand auf und warf seinem Besucher dabei einen langen Blick zu. Er ging zum Fenster und schaute hinaus.
»Ich glaube nicht daran, daß er jetzt erscheinen wird. Er kann die Dunkelheit abwarten, dann ist es für ihn besser.«
Jarrel drehte sich um. »Hören Sie, Mr. Leary. Eine derartige Type fällt selbst in einer verrückten Stadt wie London auf. Der wird keine hundert Meter weit kommen, dann schlagen die Menschen, die ihn gesehen haben, Alarm.«
»Da bin ich mir auch nicht so sicher«, widersprach Leary. »Wer Möglichkeiten hat, sich aus dem Fleisch der Menschen selbst zu verändern, der schafft das andere auch.«
»Das wäre fatal«, flüsterte Jarrel und ging wieder auf seinen Sessel zu, ohne sich allerdings zu setzen. Er blieb daneben stehen und schaute ins Leere, tief in Gedanken versunken. »Das wäre auch deshalb fatal«, nahm er das Wort wieder auf, »weil ich heute noch Besuch erwarte. Ja, heute nachmittag.«
»Aha. Dann darf ich mich verabschieden…«
»Nein, nein, bleiben Sie hier, Mr. Leary. Es ist nur meine Nichte Iris, die kommen will.«
Leary schaute hoch. »Nichte?« sinnierte er.
»Ja, verdammt, das können Sie mir glauben. Das ist keine Ausrede. Die Tochter meines Bruders, der nicht hier in London lebt, sondern in Birmingham. Iris hat einige Tage frei. Sie wollte sich London anschauen. Es war auch alles klar. Ich hatte mir vorgenommen, ihr die Stadt zu zeigen, aber jetzt. Vielleicht will sie ganz nach London…«
Leary winkte mit beiden Händen sanft ab. »Ich habe nur eine Vermutung geäußert, Mr. Jarrel. Das alles muß nicht eintreffen. Aber ich mache mir über das Verschwinden dieser Gestalt aus dem Sarg schon meine Gedanken.«
»Zu recht, Mr. Leary.« Jarrel hatte den Kopf gesenkt. »Ich überlege nur, wie ich Iris all die Dinge beibringen soll. Die hält mich ja für verrückt, und das zu Recht.«
»Das ist möglich.«
»Was würden Sie denn an meiner Stelle tun?« fragte Jarrel.
Leary sah die Schweißperlen auf der Stirn des Mannes und hob die Schultern. »Ich kann es Ihnen nicht sagen. Das müßte die Situation ergeben. Jedenfalls würde ich ihr die Wahrheit nicht sagen. Oder weiß sie über Ihren Nebenerwerb Bescheid?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Dann lassen Sie doch
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