0963 - Der Verfluchte aus Atlantis
gelingen, denn Frauen besaßen einen gewissen Instinkt für unangenehme Dinge. Wieder spürte er das Frösteln auf dem Rücken, obwohl es in der Wohnung nicht kalt war.
Er ging wieder in den Wohnraum, setzte sich, und seine Hand zuckte auf die Ginflasche zu. Dann aber zog er den Arm rasch wieder zurück, ohne die Flasche berührt zu haben.
Nein, das brachte nichts, wenn er jetzt noch einen Schluck trank. Das war Unsinn.
Warten auf Iris. Etwas anderes blieb ihm nicht übrig. Nur wollte das schlechte Gefühl nicht weichen. Seine Hände waren auch jetzt noch feucht und klamm. Der Magen drückte in Richtung Kehle.
Jarrel hatte einfach den Eindruck, in seiner Wohnung nicht mehr allein zu sein. Er fühlte sich beobachtet.
Auch als Leary noch bei ihm gewesen war, hatte er so gedacht, es sich aber nicht eingestehen wollen. Nun merkte er, wie der Druck zunahm, obwohl er keine Gefahr sah.
Er stieß die Luft aus. Der Atem roch nach Gin. Das würde auch Iris riechen.
Zähne putzen half da. Danach Pfefferminz essen, das würde den Geruch etwas übertünchen.
Er ging ins Bad. Es war ein viereckiger Raum ohne Fenster. Wie immer roch es ein wenig feucht, weil die Lüftung nicht richtig funktionierte. Heute aber war noch ein anderer Geruch hinzugekommen, und den bildete er sich nicht ein.
Es stank wie auf dem Friedhof. Oder wie an manchen Tagen und Nächten auf dem alten Totenacker.
So verfault…
Vor dem Waschbecken blieb er stehen und schaute in den Spiegel, so konnte er einen großen Teil des Raumes überblicken.
Zu sehen war nichts.
Er war allein.
Tatsächlich allein?
Irgendwie konnte James Jarrel daran nicht mehr glauben.
Seine Furcht wuchs…
***
Auch ein Mensch wie Sir James Powell hatte Gefühle, obwohl die ihm von einigen Leuten abgesprochen wurden, weil sie in dem Mann ausschließlich einen kalten Technokraten und Organisator sahen.
So dachte man, aber es war falsch, denn auch Sir James war kein Roboter.
Das Verschwinden seiner beiden besten Leute bereitete ihm schon große Sorgen. Er spürte, wie er innerlich fieberte. Glenda Perkins gegenüber hatte er sich nichts anmerken lassen, doch in seinem Büro angekommen, hatte er die Entscheidung längst getroffen. Er wollte sich das Grab auf dem Friedhof mit eigenen Augen anschauen. So etwas tat er selten. In diesem Fall verspürte er den Drang.
Bevor er mit einem Fahrer telefonierte, gab er Glenda Bescheid, wo er hinwollte. Ohne ihre Verwunderung zur Kenntnis zu nehmen, legte Sir James auf. Er streifte sich den Übergangsmantel über, griff zu seinem Hut und fuhr nach unten.
Der Wagen stand bereit. Sir James nahm im Fond Platz und gab dem Fahrer das Ziel bekannt.
Der Mann wunderte sich zwar, enthielt sich aber eines Kommentars und fuhr an.
Über Telefon wies Sir James die Beamten auf dem Friedhof an, sich auf keinen Fall vom Grab zu entfernen. Beruhigt war er trotzdem nicht. Und er würde es auch nicht sein, wenn er sich ein klares Bild von der Situation verschafft hatte. Möglicherweise mußte auch die Spurensicherung hinzugezogen werden, aber das stand noch in den Sternen.
Der Wagen konnte nicht bis direkt an den Ort des Geschehens heranfahren. So blieb die Limousine auf einem der Hauptwege. Langsam rollte sie über den Friedhof. Die Schatten der noch blattlosen Bäume spiegelten sich in den Scheiben, als huschten dort die Geister der Toten entlang, um die Lebenden zu grüßen.
Sir James bewegte seine Augen. Er nahm vieles auf. Er sah auch Besucher an den Gräbern, zumeist ältere Frauen. Nichts wies darauf hin, daß etwas Ungewöhnliches geschehen war.
Der Streifenwagen stand dort, wo der Weg praktisch endete. Der Fahrer stoppte und stieg aus. Er wollte Sir James die Tür aufhalten, doch der war schneller. Es hatte ihn ins Freie gedrängt. Mit schnellen Schritten passierte er den Streifenwagen und wandte sich nach rechts, wo bereits ein Polizist stand und ihm zuwinkte. Er hielt dem Neuankömmling auch so gut wie möglich den Weg frei, damit sich Sir James dem Schauplatz des Geschehens nähern konnte.
Noch zwei Uniformierte standen dort, während der dritte wieder zurück zum Wagen ging. Sir James wurde stramm gegrüßt, dann trat der ältere der beiden Männer vor. »Das ist alles, Sir, was wir hier vorgefunden haben.« Er war erkältet und schneuzte in ein großes Taschentuch. »Ein nicht sehr tiefes Loch im Boden. Hier hat jemand gegraben, Sie sehen ja noch die Werkzeuge, aber es wurde nicht so tief gegraben, als daß man auf einen Sarg
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