0963 - Der Verfluchte aus Atlantis
kam näher.
Und noch etwas empfand sie als schlimm. Iris hörte kein Geräusch. Dabei hätte das Aufsetzen der Füße so etwas Ähnliches hinterlassen müssen, nur war das bei dieser Gestalt nicht der Fall. Entweder konnte sie lautlos gehen, oder sie schwebte, was Iris durchaus für möglich hielt.
Die Aura der Pestilenz und des Vergänglichen umwehte die Gestalt. Die Mitte des runden Tores hatte sie längst erreicht und brauchte nur noch einen Schritt zu gehen, um das Ziel zu erreichen.
Dann war es im Bad!
Iris schauderte zusammen. Sie hätte jetzt am liebsten losgeheult und geschrieen, aber die unsichtbaren Hände drückten ihr die Kehle zu. Nichts drang über ihre Lippen, abgesehen von einem hektischen Keuchen, das aber kein Schrei nach Hilfe war, den ihr Onkel gehört hätte.
Das Monster bewegte seine Arme.
Vor und zurück, immer gleichmäßig, und so konnte Iris die langen und trotzdem klumpigen Finger erkennen. Sie wußte, daß diese Finger sie anfassen würden, und sie zuckte zusammen. Aber sie bekam nicht den Hauch einer Chance.
Das Monster griff zu.
Zugleich erwischte es die beiden Arme der jungen Frau, der es vorkam, als würde nichts ihre Haut bedecken, so kalt, glatt und trotzdem fest spürte sie den Griff.
Sie hielt den Atem an.
Angst stieg in ihr hoch. Sie fing an zu zittern. Jetzt würde sich der Schrei lösen müssen, aber die linke Pranke des Monsters war schneller. Wie ein nasser Schwamm klatschte sie auf ihren Mund.
Iris spürte einen widerlichen Geschmack auf der Zunge. So etwas war ihr noch nie widerfahren, und das Monstrum umschlang sie in den folgenden Sekunden ganz.
Es preßte ihren Körper gegen den seinen. Der Knoten im Gürtel des dünnen Bademantels hatte sich längst gelöst. Die halbnackte Frau wurde zur Seite gezerrt, danach gedreht und anschließend auf das runde Tor zugeführt. Was dahinter war, wußte sie nicht, aber sie konnte über die Hand hinwegschauen, die ihr noch immer die Luft nahm.
Es sah aus wie eine Höhle, die mit einem dicken, braunen Schlamm gefüllt war. Sie sah auch kein Licht, nur diese Dunkelheit, der sie nicht entkommen konnte.
Das Monster nahm sie mit.
Der Luftmangel ließ eine andere Angst in Iris hochsteigen. Die Furcht vor dem Ersticken, denn sie traute dieser schrecklichen Gestalt alles zu.
Der Unheimliche zerrte sie in die Öffnung hinein. Dann ließ er sie plötzlich los, und schlug ihr auf den Rücken.
Iris kippte nach vorn.
Sie verlor den Halt.
Sie fiel, fiel und fiel…
Endlich löste sich ein Schrei aus ihrem Mund. Der aber verlor sich zwischen den Zeiten…
***
Als Iris drei Minuten verschwunden war, stand James Jarrel auf und trat an den Wohnzimmerschrank. Er barg in der unteren Hälfte zwei breite Schubladen. James zog die linke davon auf. Er wußte, daß er dort Unterlagen aufbewahrte, die ihnen vielleicht helfen konnten, London zu entdecken.
Allerdings mußte er zugeben, daß sie schon mindestens fünf Jahre alt waren, und gerade in London veränderte sich die Szene rasch. So würde er keine Techno-Fabrik darin finden, wenn seine Nichten den Wunsch verspürte, sich dort zu amüsieren.
Tischdecken und Kissenbezüge schob er zur Seite. Es waren noch Hinterlassenschaften seiner Frau, die nicht mehr lebte. Sie lag schon einige Jahre unter der Erde, aber James hatte sich nie mit dem Gedanken anfreunden können, wieder zu heiraten, obwohl ihm Freunde und Bekannte dazu geraten hatten.
Das wollte er nicht, eine Ehe hatte ihm gereicht. Er kam auch gut allein zurecht.
Ein paarmal fluchte er, weil er alles mögliche fand, nur nicht die Stadtpläne von London. Dafür entdeckte er alte Pläne von Friedhöfen und darauf eingezeichnete Grabstätten.
Dann endlich hatte er Glück. Ganz unten lagen die Stadtpläne. Wie hätte es auch anders sein können?
Er holte sie hervor. Die Fotos auf der Vorderseite waren schon etwas verblichen. James entschied sich für den Plan, der den Touristen als Orientierungshilfe durch die Londoner Szene dienen sollte.
Die anderen Pläne packte er wieder ein, schob die breite Schublade zu und setzte sich wieder in seinen Sessel. Dort faltete er den Stadtplan auf, doch schon beim ersten Blick mußte er grinsen. Die Orte, die da angegeben waren, kannte er nicht. Da ging es einfach um das reine Vergnügen, und das hatte nicht nur unbedingt mit essen und trinken zu tun. Da ging es auch um andere Dinge. Er glaubte allerdings nicht daran, daß seine Nichte einen Saunaclub oder gewisse Studios besuchen wollte.
Er
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