0964 - Königin der Toten
nicht in Atlantis haben wollten. Kraft unserer Magie schickten wir sie auf eine lange Reise durch die Zeiten. Sie sollte sich in der Unendlichkeit verlieren und nie mehr zurückkehren. Aber er hat uns überlistet. Er kehrte zurück. Wir haben ihn und seine Kraft unterschätzt. Das Feuer hat das Fleisch von den Knochen brennen können, aber die Flammen haben es nicht geschafft, seine Seele zu zerstören, die existierte noch. Sie begleitete ihn durch die Zeiten, und sie hat es geschafft, ihn zu uns zu führen.«
»Dann landete die Pyramide hier bei euch?«
»Richtig.«
»Wußtest du sofort Bescheid?«
»Ich erinnerte mich. Ich sprach auch mit Myxin und dem Engel darüber. Wir waren zu dritt, er war allein, und wir haben uns schon als Sieger gefühlt. Aber er schaffte es, uns zu überlisten. Ich kann dir auch nicht sagen, warum wir uns nicht besser auf ihn vorbereitet haben. Es lag an mir. Ich war zu gefühlsgeladen. Alles kehrte wieder zurück, und wir öffneten sein Grabmal.«
»Lag er da noch in seinem Sarkophag?«
»Ja.«
»Dann habt ihr ihn befreit. Durch eure Neugierde.«
»Ich muß dir leider zustimmen, John«, sagte Kara leise. »Wir haben ihn befreit.«
»Warum?«
»Ich wollte ihn noch einmal sehen. Ich wollte erkennen, ob er sich verändert hat. Eine lange Zeit war vergangen, aber er sah aus wie damals. Sein Skelett war nicht zerfallen. Das hätte uns mißtrauisch werden lassen müssen und auch die Tatsache, daß es ihm gelang, uns hier zu finden. Er hat es geschafft, die magische Barriere zu überwinden. Er konnte bei den Steinen landen, und natürlich dürstete ihn nach Rache. Wir hatten ihm seine Kraft genommen und ihn vernichtet. So jedenfalls dachten wir. Er schaffte es, uns zu überlisten.«
»Wie?«
»Durch Vergiftung. Durch Gase, wie auch immer. Vielleicht auch durch die Seelen derjenigen Toten, die er aus den Gräbern geholt hat. Leichengift, versteht ihr? Er hat uns mit seinem Leichengift infiziert. Das ist es. Wir wären vielleicht gestorben, aber wir reagieren anders als normale Menschen.«
»Wie brachte er euch das Gift bei?«
»Es war da.«
Ich verstand. »In der Pyramide?«
»Ja, dort. Wir merkten es nicht einmal sofort, aber wir wurden müde, als wir sie verließen. Wir wollten sie aus unserem Refugium wegschaffen und dabei endgültig vernichten, aber das klappte nicht mehr. Wir schafften es noch, in unser Haus zu gelangen. Hier sanken wir nieder. Der Engel kam nicht mal bis zu seinem Raum. Myxin und ich konnten uns noch auf die Betten legen.«
»Ja, und so haben wir euch gefunden.«
»Es war gut, sehr gut. Wir können vorerst nichts tun, denn wir wissen nicht, wie lange die Lähmung andauert. Es ist jetzt an euch, etwas zu unternehmen. Und ich bin froh, daß ihr gekommen seid, um uns zu helfen. Wie habt ihr diesen Weg gefunden?«
»Durch die Pyramide.« Ich überlegte einen Augenblick. Danach hatte ich mich entschlossen, Kara unsere Geschichte zu erzählen. Sie hörte aufmerksam zu. Einige Male schloß sie die Augen, und als ich das letzte Wort gesprochen hatte, da flüsterte sie: »Ihr dürft ihn nicht unterschätzen. Er ist grausam, und er kann das, was er sich schon immer wünschte.«
»Das wäre?«
»Er kann durch die Zeiten reisen. Er sieht wieder so aus wie damals, als ihn das heilige Feuer des Schmieds noch nicht das Fleisch vom Körper gebrannt hat. Er hat es sich von anderen Menschen zurückgeholt und sie als Skelette liegenlassen. Ja, das ist typisch für ihn, Sanguinus, den Sauger.«
»Nur ist er nicht mehr da, Kara, und ich befürchte das Schlimmste.«
»Das mußt du auch.«
Ihre Bestätigung machte uns nicht eben Mut. Auch Suko zeigte nicht gerade ein freudiges Gesicht.
»Er hat noch Unterstützung bekommen, John. Die Frau hieß Iris, nicht wahr?«
»So ist es.«
»Dann steht sie jetzt auf seiner Seite. Rechnet nicht damit, daß sie tot ist. Sie wird tot sein, doch in einem anderen Sinne. Aber sie wird auch leben.«
»Wo?«
»In London.«
Ich lächelte schief. »Das befürchtete ich. Dort ist er mit seiner Pyramide gelandet.«
»Ja, er wird Mittel und Wege finden, um an die Menschen heranzukommen. Denkt daran, daß für ihn keine Zeiten existieren. Er wird es immer schaffen, sie zu überbrücken, aber er braucht auch einen Stützpunkt, von dem er aus agiert.«
»Die Pyramide ist es nicht mehr«, sagte ich.
»Da hast du recht.«
»Das kann doch eigentlich nur die Wohnung eines gewissen James Jarrel sein«, flüsterte Suko.
Ich sagte nichts, denn
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