0964 - Königin der Toten
in Birmingham erfahren mußten.
Sie beide anzurufen, dazu fühlte er sich nicht in der Lage. Noch nicht, auch morgen nicht, auch…
»Verdammt noch mal!« keuchte er mit einer Stimme, die ihm selbst fremd klang. »Ich muß doch etwas unternehmen! Ich will sie nicht verloren geben. Iris muß gefunden werden.« Er dachte auch an die beiden Yard-Leute, die ihn besucht hatten. Sie waren Spezialisten, wie er mittlerweile wußte, aber auch sie würden wohl kaum etwas unternehmen können, denn sie waren ebenfalls wie vom Erdboden verschwunden. Das hatte er inzwischen erfahren.
Jarrel stand wieder auf. Er konnte nicht anders und mußte auf den Spiegel schauen. Er hatte ihm das letzte Lebenszeichen seiner Nichte gezeigt, aber das war vorbei.
Der Totengräber mußte sich schon überwinden, seine Hand gegen die Fläche legen zu können. Nein, sie sank nicht ein. Die Spiegelfläche blieb hart, gab um keinen Deut nach. Ebenso die Wände.
»Zu«, flüsterte der Mann. »Geschlossen für mich. Die Rache ist geglückt.« Ein irrer Zorn stieg in ihm hoch. Ein Haß, wie er ihn zuvor noch nie erlebt hatte. Er war drauf und dran, Gegenstände in den Spiegel zu schleudern. Dann aber siegte die Vernunft. Wenn er den Spiegel zerstörte, war auch der letzte Weg verbaut. Einen Funken Hoffnung, daß sich die Dinge veränderten, hatte er schon, aber dazu brauchte er Zeit, denn von selbst konnte er nichts beschleunigen.
»Allein packe ich es nicht«, sprach er zu sich selbst. »Ich brauche Hilfe. Jemand muß mir einen Rat geben.« Jarrel ging zur Tür und verließ das Bad.
Erst als er sich in seinem Wohnzimmer befand, kam er wieder zu sich. Das Telefon stand in seiner Reichweite. Wieder fiel ihm die Polizei ein. Auch wenn er John Sinclair oder den Inspektor nicht erreichte, er würde mit anderen sprechen, die für seine Lage sicherlich Verständnis hatten.
Beim Wählen vertat er sich zweimal. Dann endlich hörte er die Stimme der Frau, die sich mit Perkins meldete.
»Jarrel, hier, James Jarrel. Ich - ich muß etwas Schreckliches melden, Miß Perkins…«
***
Die Dunkelheit um uns herum verschwand. Langsam nur, etappenweise. Wir waren bis zum Zerreißen gespannt. Die Lampen brauchten wir nicht mehr. Suko hatte seine ebenso wieder eingesteckt wie ich meine.
Seile und Rollen an der Innenseite der Pyramidentür bewegten sich. Das Quietschen hörten wir kaum, denn es wurde von der laut über den Boden schabenden Tür deutlich übertönt.
Der Streifen nahm an Breite zu, und deshalb drang auch mehr Helligkeit in die Pyramide, die außer uns noch zwei weitere »Gäste« beherbergte.
Es waren zwei »frische« Skelette, die in der letzten Nacht noch Menschen gewesen waren, wie uns ein gewisser James Jarrel berichtet hatte.
Mit ihm hatte praktisch alles begonnen. Das heißt, eigentlich hatte ein gewisser Jason Leary den Stein ins Rollen gebracht, der uns besucht hatte.
Ihm war aufgefallen, daß auf den Friedhöfen zahlreiche Gräber geschändet und geplündert worden waren. Die Polizei suchte nun die Täter. Wir von der Spezialabteilung für besondere Fälle ebenfalls, denn die Kollegen hatten uns um Unterstützung gebeten.
Bevor wir richtig in den Fall einsteigen konnten, hatte uns dieser Jason Leary von einem Mann berichtet, den er kannte. Er hatte auch erlebt, daß er zu den Grabräubern gehörte. Sogar der Name war ihm bekannt. Der Knabe hieß James Jarrel.
Leary, Suko und ich besuchten Jarrel gemeinsam und erfuhren von ihm eine unglaublich klingende Geschichte. So war er mit zwei Helfern in der Nacht zuvor in ein bestimmtes Grabmal eingedrungen, eben in diese Pyramide, und hatte den Sarg geöffnet, um wertvolle Grabbeigaben zu finden, die die Männer jedoch nicht entdeckten. In dem Sarkophag lag nur ein Skelett. Auch das würde ihnen in bestimmten Kreisen eine bestimmte Menge Geld bringen, wäre es ein normales Skelett gewesen.
Dieses hier lebte jedoch. Es war aus dem Sarkophag gestiegen und hatte den beiden Helfern des James Jarrel die Haut und das Fleisch vom Körper gerissen, um sich selbst eine neue Gestalt zu geben. Wie die aussah, wußte Jarrel nicht, denn ihm war die Flucht gelungen.
Suko und ich hatten uns die Erzählung angehört und waren natürlich so rasch wie möglich zum Friedhof gefahren, um diese rätselhafte Grabstätte zu inspizieren.
Dort fanden wir alles so vor, wie man es uns berichtet hatte. Wir waren in die Pyramide hineingegangen und hatten dort nicht nur die beiden Skelette gesehen, was schon schaurig
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