0967 - Geister aus der Zukunft
anderes sagen, aber Sie sollten jetzt die Nerven behalten.«
»Habe ich das nicht schon?«
»Richtig. Ich meine es auch anders. Es darf nichts von dem, was hier geschehen ist, an die Öffentlichkeit gelangen. Wir müssen zunächst den Mantel des Stillschweigens darüber breiten.«
Er schüttelte den Kopf. »Wie wollen Sie das denn alles bewerkstelligen?«
»Ich nicht, mein Chef. Sie spielen mit, Mr. Crenna. Niemand darf diesen Raum betreten.«
»Und was wird mit dem Anwalt?«
»Der wird sich diesmal zu fügen haben. Schließlich ist hier ein vierfacher Mord passiert.«
Crenna nickte vor sich hin. »Ja, ein vierfacher Mord. Das ist Irrsinn, das verstehe ich nicht.« Er deutete auf die Toten. »Diese Männer sind gestorben, als befänden wir uns hier in einem Science-Fiction-Film. So etwas ist Zukunft -oder?«
Ich hob nur die Schultern und enthielt mich einer Antwort, denn ich dachte auch an Magie, aber damit wollte ich diesen Mann, einen Realisten, nicht konfrontieren.
Er hatte sich wieder gefangen. »Dann sorge ich dafür, daß vorerst niemand diesen Raum betreten kann.«
»Abgesehen von unseren Spezialisten, Mr. Crenna.«
»Das versteht sich.« Einen letzten scheuen Blick warf er noch auf die Leichen, hob die Schultern und ging. Der Mann schlich förmlich davon, wie jemand, der noch immer die Peitsche des Psycho-Terrors in seinem Nacken spürt.
Sidney Walbrook, Suko und ich blieben mit den Leichen zurück. So schlimm der Schock für Walbrook auch gewesen sein mochte, er hatte sich jetzt wieder gefangen. Mit zwei Fingern lockerte er seinen Krawattenknoten, bevor er schnaufend Luft holte und uns anstarrte.
Wir wußten, was kommen würde, deshalb winkte ich schon im voraus ab. »Nein, Mr. Walbrook, nicht so!«
»Was soll das heißen, Sinclair?«
»Daß Sie zunächst über das, was hier vorgefallen ist, schweigen werden. Tun Sie es nicht, werden Sie Ärger bekommen. Das garantiere ich Ihnen hoch und heilig.«
»Schweigen - ich?« Er blähte sich auf, und sein Gesicht lief hochrot an.
»Das ist eine Erpressung, was Sie da von mir verlangen. Die reinste Erpressung.«
Während Suko telefonierte, blieb ich vor Walbrook stehen. »Nein, das ist keine Erpressung, sondern eine zwingende Notwendigkeit. Hier ist etwas - sagen wir ruhig - Übernatürliches geschehen. Wir müssen dem alle Rechnung tragen, auch Sie, Mr. Walbrook.«
»Aber es waren meine Mandanten!« fauchte er mich an. »Ich bin für sie verantwortlich gewesen.«
»Nur bedingt.«
Er redete weiter. »Zudem waren es Amerikaner.« Dann kam er einen Schritt auf mich zu, wobei er versuchte, die Toten nicht anzuschauen.
»Wissen Sie eigentlich, Sinclair, was das bedeutet? Ist Ihnen das richtig klar geworden?«
Er schaute mich dabei an wie der Lehrer seinen Schüler, der die Matheaufgabe nicht packte.
Ich ging zurück, da ich mich vor seinem säuerlichen Atem ekelte. Und dabei sagte ich: »Doch Mr. Walbrook, ich weiß Bescheid.«
»Nein, das wissen Sie nicht. Sie ahnen gar nicht, welche Macht hinter ihnen steckt.«
»Steckte.«
»Noch steckt, Sinclair.« Er spielte sich auf wie bei einem Plädoyer vor Gericht. Einige Male tippte er mit dem Zeigefinger in meine Richtung.
»Das kann Ihnen nicht klar sein. Selbst Ihre Leute haben gekuscht. Sir James Powell kam nicht weiter. Es standen andere auf, die ihn stoppten. Auch hier haben gewisse Leute Macht. Und eines weiß ich jetzt schon, Sinclair. Sie werden sich einen Riesenärger einhandeln. Es ist durchaus möglich, daß Sie Ihren Job hier verlieren. Alles ist drin, das sage ich Ihnen. Sie werden Druck bekommen wie nie zuvor im Leben. Vier auf eine rätselhafte Weise gestorbene Männer, die zudem einen Job und Auftrag hatten, das nimmt die andere Seite nicht so leicht hin.«
»Sie wird sich daran gewöhnen müssen!« erklärte ich.
Der Anwalt winkte ab. »So wie Sie kann nur jemand reden, der nicht weiß, was auf ihn zukommt.«
»Ich warte es gelassen ab. Auch die National Security Guard schafft mich nicht.«
»Abwarten.«
»Und was wollen Sie tun?«
Sidney Walbrook grinste mich von der Seite an. »Es versteht sich doch wohl, daß ich nicht einfach zuschauen kann. Oder sind Sie da anderer Meinung, Sinclair?«
»Werden Sie deutlicher.«
»Meine Auftraggeber bekommen einen schriftlichen Bericht. Ich werde alles sehr detailliert festhalten, was sich hier zugetragen hat. Darauf können Sie sich verlassen.«
»Gut.«
»Was heißt das?«
»Schreiben Sie Ihren Bericht. Vergessen Sie nichts. Aber
Weitere Kostenlose Bücher