0969 - Die magischen Welten des Duncan W.
Sie anscheinend vor dem Teufel gerettet hat. Haben Sie es erkennen können?«
»Nein. Es ging alles zu schnell.«
»Hört sich so an, als habe Jeremy die Seelenhalden der Schwefelklüfte beschrieben«, sagte Zamorra, als sie wieder draußen waren und sich berieten. »Oder was meinst du?«
Nicole nickte. »Stimmt, hat sich verdächtig danach angehört. Aber die Seelenhalden gibt's ja nun Gott sei Dank nicht mehr. Die sind mit der Hölle untergegangen.«
»Ja. Aber wer immer dieses Spiel programmiert hat, muss die Seelenhalden kennen. Das wäre doch sonst ein zu großer Zufall.«
»Ein Dämon?«, fragte Pierre Robin, als er vier Anisschnäpse auf den Tisch stellte.
»Keine Ahnung. Ich werde mir aber Klarheit verschaffen, indem ich Jeremy mit dem Amulett, Vorsicht Wortspiel, ein wenig auf den Pelz rücke.« Zamorra grinste.
Nicole wiegte nachdenklich den Kopf. »Würde ich vielleicht noch nicht tun, Chéri. Wer weiß, was dann mit seinem menschlichen Körper und dem Spiel geschieht. Ich schlage vor, wir fahren in die Provence und handeln vor Ort, wenn wir alle Komponenten beieinanderhaben.« Sie wandte sich an den Chefinspektor. »Oder hast du deine Kollegen in der Provence bereits informiert? Machen die dort unten im Moment alles kaputt?«
Pierre Robin schaute empört. »Natürlich nicht. Für was hältst du mich? Für einen Duellanten? Oder hieß es Dilettant? Na, egal. Ich sagte doch, dass dieser Fall im engsten Rahmen bleiben muss. Das erledigen wir selber in aller Stille, auch wenn's, nun ja, nicht wirklich mein Zuständigkeitsbereich ist.«
***
Manchester, 2007
Duncan Wexford schaute trübe in sein halb leeres Bierglas und dann auf das pulsierende Leben der in der Nachmittagssonne vor ihm liegenden Market Street. Seine Augen waren rot unterlaufen, seine Haare strähnig und ungepflegt. Bald, bald würde er Maggie auch so ein tolles Kleid kaufen können, wie sie zu Dutzenden in den Schaufenstern hingen. Er würde mit ihr auch durch die King Street, Deansgate und die New Cathedral Street ziehen und sie dazu auffordern, sich das zu kaufen, was immer ihr gefiel.
Geld spielt dabei keine Rolle, werde ich dann zu ihr sagen! Wexford kicherte leise vor sich hin. Und sie wird Tränen in den Augen haben und mich umarmen und dann werden wir in Urlaub fliegen. Und mit Marc werde ich mal wieder zu einem Auswärtsspiel von United gehen. Das wird alles toll.
Die Idee für sein neues Spiel stand nun in allen Details fest. Er brauchte es nur noch umzusetzen. Aber nicht mehr heute, morgen war auch Zeit. Auch die Bank würde bis morgen auf ihn warten müssen, denn heute, an diesem schönen Tag, wollte er von dem schwierigen Gespräch, das ihn erwartete, nichts wissen. Morgen vielleicht auch nicht, denn er musste dringend sein Büro aufräumen und das United-Video ansehen, das ihm sein Kumpel Mike ausgeliehen hatte. Mike wollte es wieder zurückhaben. Das hatte also erstmal absoluten Vorrang.
Wexford sinnierte noch an einigen Details seines neuen Spiels herum, das er »Höllenatem« nennen würde. Ein toller Titel, der ankommen würde, ganz bestimmt. Er passte zudem bestens zu den sensationellen Animationen, die er schaffen würde. So was hatte die Welt der virtuellen Spiele bisher noch nicht gesehen. Er hatte da einige tolle Ideen…
Wexford seufzte, trank sein Bier aus und bezahlte es mit den letzten paar Pennys. Zuerst fuhr er mit der kostenlosen Metroshuttle-Buslinie 3, soweit es ging, dann drückte er sich ohne Fahrschein in einen Wagen der Metrolink, der Stadtbahn von Manchester. Als er schließlich in Trafford ausstieg, atmete er auf. Wieder mal nicht erwischt worden…!
Duncan Wexford drückte sich noch eine Weile auf dem Bahnhof herum. Er hatte keine große Lust, nach Hause zu gehen. Schließlich packte er es aber doch.
»Hallo«, rief er, als er durch die Haustür trat.
Niemand antwortete. Er ging ins Wohnzimmer. Dort saß Marc und spielte auf einer an den Fernseher angeschlossenen Spielkonsole Fußball.
Duncan Wexford spürte einen Stich im Herzen.
Warum spielt er nicht eines von meinen Spielen?
Er ging zu seinem Sohn und wollte ihn umarmen, aber der drehte sich weg und verzog das Gesicht. »Du hast eine Bierfahne, Dad. Hast du schon wieder am helllichten Tag gesoffen?«
»Ich saufe nicht. Ich trinke nur hin und wieder ein Bier«, erwiderte er sanft. »Das wird man ja wohl noch dürfen. Wer schwer arbeitet, muss auch entspannen können.«
Der sechzehnjährige Marc stellte die Konsole neben sich auf den
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