0969 - Die magischen Welten des Duncan W.
Boden und funkelte seinen Vater an. »Schwer arbeiten, ach ja? Mum, die arbeitet schwer, weil du es ja nicht auf die Reihe kriegst. Wenn die nicht wenigstens ein bisschen was verdienen würde, wären wir längst verhungert. Du haust nur große Sprüche raus und gehst lieber zum Saufen. Und deine Spiele sind so bescheuert, die kauft doch keiner. Pippikram, total schlecht gemacht.« Marc sprang auf. »Soll ich dir was sagen, Dad? Du widerst mich an. Du bist ein Looser. Sogar deine United-Jahreskarten hast du verticken müssen, weil wir kaum noch Kohle haben. Weißt du, wie das für mich ist? Irgendwie hab ich's satt, dein Sohn zu sein. Das wollte ich dir schon länger sagen. Gott sei Dank hab ich's jetzt gemacht.« Der junge Mann kickte wütend gegen die Spielkonsole und marschierte aus dem Zimmer.
Duncan Wexford blieb sprachlos stehen. Er zitterte. Ein paar Tränen liefen über die Wangen. Mit schlurfenden Schritten ging er in sein Büro im Keller. Dort surfte er lustlos im Computer herum und trank die zwei letzten Flaschen Bier, die noch im Haus waren.
Irgendwann erschien Maggie. Müde, mit tiefen Ringen unter den Augen, stand sie in der Küche und starrte auf den Berg nicht abgewaschenen Geschirrs. »Hallo Darling, wie war die Arbeit?«, fragte er freundlich lächelnd und stieß dabei hörbar auf.
»Wenn du schon nichts arbeitest, hättest du wenigstens den Abwasch machen können«, fauchte ihn seine Frau an. »Ich komm hier nach Hause und kann kaum noch und du hängst wieder nur mal rum.«
»Das stimmt nicht. Ich habe schwer gearbeitet. Dieses Mal habe ich ein Spiel entworfen, das der absolute Bringer wird. Wirklich, glaub mir, mit diesem Spiel schaffen wir's.« Er versuchte ihr linkisch an den Oberarm zu fassen.
Maggie schüttelte ihn ab. »Das sagst du jedes Mal. Und dann wird's wieder ein Flop.« Sie holte eine Pfanne aus dem Schrank und wollte sich ein paar Speckscheiben hineinlegen.
»Äh, die hab ich heute Morgen gegessen«, beichtete Wexford.
Maggie schüttelte den Kopf. »Du warst doch in der Stadt auf der Bank. Warum hast du da keinen neuen Speck eingekauft? Und was hat das Gespräch ergeben?«
Wexford wand sich. »Äh, ich konnte es heute nicht erledigen. Weißt du, der Banker war krank. Überraschend. Das hätten die mir aber auch vorher sagen können, jetzt bin ich umsonst in die Stadt gefahren.«
»Du warst also nicht auf der Bank.« Maggie setzte sich hin. Sie zitterte. »Sag mal, bist du komplett wahnsinnig? Die pfänden uns das Haus, wenn du keinen Aufschub wegen der Kreditschulden erwirkst. Also geh morgen bloß da hin. Reden ist doch das, was du am besten kannst. Erledige wenigstens das. Ob du die Rechnungen überwiesen hast, brauche ich wahrscheinlich auch nicht zu fragen.«
Wexford hob entschuldigend die Hände. »Ich war einfach zu beschäftigt, ich hatte noch keine Zeit…«
»Klar.« Maggie sank in sich zusammen. »Ich weiß nicht mehr, wie's weitergehen soll, Dun. Acht beschissene Jahre mache ich das jetzt mit. Ich habe dich mal geliebt, aber jetzt? Jetzt tust du mir nur noch leid. Und so, wie du deinen Sohn und mich im Stich lässt, hasse ich dich manchmal sogar. Du bist nur noch eine Lachnummer. Ich hätte nie geglaubt, dass ich das mal zu dir sagen muss. Aber ich hab jetzt genug. Wenn du dich nicht sofort änderst, von heute auf morgen, verstehst du, werde ich Marc nehmen und von dir weggehen. Ihn und mich bringe ich mit meiner Arbeit durch, zumal er demnächst selbst arbeiten wird. Einen Taugenichts wie dich kann ich da aber nicht auch noch brauchen.«
Duncan Wexford wurde totenbleich. Wortlos drehte er sich um und wankte aus dem Zimmer. Er legte sich auf sein Bett und begann hemmungslos zu schluchzen. »Warum muss ausgerechnet mir so was passieren?«, flüsterte er. »Warum begreift niemand, wie gut ich bin? Nicht mal meine eigene Familie. Was hab ich bloß verbrochen, lieber Gott? Aber ich zeige es euch allen. Mit dem neuen Spiel wird alles anders.«
Wexford hätte sich zum Trost am liebsten Mikes United-Video angesehen, aber das traute er sich nicht. So wie er es sich heute Nachmittag schon nicht getraut hatte, weil Marc im Haus gewesen war. Morgen früh war er aber alleine, da würde er es sich anschauen, da konnte ihm niemand reinreden.
Und außerdem, was kann ich dafür, dass ich kein ganz so guter Musiker und Sounddesigner bin? Dafür bin ich ein toller Leveldesigner und als Autor und Programmierer hab ich's noch viel besser drauf. Wahres Können kommt irgendwann
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