097 - Das Dämonenbuch
lasse das Paket auf dem Rücksitz des BMW liegen. Ich schließe den Wagen nicht ab. Er kann das Paket nehmen und wieder verschwinden.«
»Das wird er, Darling. Und was machst du inzwischen?«
»Das sagte ich doch schon. Ich habe noch eine geschäftliche Verabredung. Ich muss wieder weg. Also sag deinem lieben Hugh, er soll das Paket aus dem BMW holen und dann wieder verduften. Der Wagen steht vor dem Haus. Ich nehme ein anderes Auto.«
»Du bist ein Schatz«, lallte Joan Russel durch das Telefon. »Wenn ich dich nicht schon hätte, dann würde ich dich wieder nehmen.«
Ben Russel legte angewidert auf. Nüchtern war seine Frau noch einigermaßen zu ertragen, doch wenn sie etwas getrunken hatte…
Der Finanzmakler schüttelte sich. Mit diesem Kapitel seines Lebens hatte er abgeschlossen. In wenigen Tagen würde er in Südamerika sein, wo mehr Geld auf ihn wartete, als er in seinem restlichen Leben je verbrauchen konnte.
Die Bank von Montevideo wartete auf ihn. Zusammen mit dem, was er sich selbst erspart hatte, konnte er über mehr als 30 Millionen verfügen.
Sheller hatte einen nicht unerheblichen Teil dazu beigesteuert, doch an Sheller dachte Russel schon nicht mehr.
Er dachte an Peter Lester und an die Schwierigkeiten, die ihm aus dessen Wissen noch erwachsen konnten.
Zum Glück würde Peter Lester nicht mehr lange leben.
Biggy Painter war die Garantie dafür. Wenn erst Sratnaros in sie gefahren war, würde sie ihren Verlobten genauso umbringen, wie der Dämon über Paola als Medium Emanuel Sheller umgebracht hatte.
Ben Russel löschte alle Lichter. Draußen vor dem Eingang stand der BMW, und der Wagen stand offen. Wenn Morris kam, brauchte er nur das Paket vom Rücksitz zu holen und wieder zu verschwinden. Russel selbst war ungestört.
Und das musste er auch sein, wenn er sein Vorhaben in die Tat umsetzen wollte. Seine Unternehmungen vertrugen keine Zeugen.
Deshalb musste auch Peter Lester sterben.
Biggy Painter würde Ben Russel dabei wider Willen behilflich sein. Sie war das neue Medium, das Russel für einen neuen Mord auserkoren hatte.
***
Minstrel Cottage lag in tiefer Finsternis, als Ben Russel die Kellertreppe hinuntertappte.
Die Verlobte Lesters war die ganze Fahrt über nicht wieder aufgewacht.
Russel war deswegen in Sorge gewesen und hatte auf einem abgelegenen Rastplatz Halt gemacht.
Seine Sorgen waren unbegründet.
Brigitte Painter lebte noch. Ihr Puls ging regelmäßig.
Doch sie war auch noch nicht aufgewacht, als er sie ins Haus und von da hinunter in den Kellerraum geschleppt hatte.
Als Russel sie verließ, hatte sie auf dem kalten Marmorboden inmitten des gezackten Kreises gelegen. Vorsorglich hatte er wieder abgesperrt.
Seine Vorsicht war nicht umsonst gewesen.
Schon von weitem hörte er die Schreie des Mädchens, hörte das verzweifelte Klopfen an der Tür eines Gefängnisses, aus dem es kein Entrinnen mehr gab.
Russel lächelte schmal, als er sich auf leisen Sohlen heranschlich.
Der Schlüssel trat wieder in Aktion.
Er schloss auf und zückte einen Dolch.
Der Stahl war geschwungen wie bei einem Kris, einem malaysischen Dolch.
Die Klinge war lang. Sie konnte einen Frauenkörper durchbohren, sodass die Spitze am Rücken wieder herausstand.
Russel hatte ein neues Gewand angelegt. Purpurfarben war es diesmal, und die magischen Zeichen darauf bestanden aus einer schillernd grünen Stickerei.
Er stieß die Tür jetzt auf, und hässlich und schrill quietschte sie in den Angeln.
Vor ihm in seinem geheimen Kellerraum sah er im einfallenden Licht der nun offenen Tür das junge blonde Girl, das erschrocken aufschrie, als Russel, den Dolch in der Hand, sich wieder in Bewegung setzte und langsam und drohend auf sie zustapfte.
»Jetzt«, sagte Ben Russel, und ein schmieriges, sadistisches Grinsen verzerrte seine feisten Züge, »werden wir uns ausgiebig miteinander beschäftigen, Miss Painter.«
Er hob den spitzen, gefährlichen Dolch…
***
Biggy hatte Schreckliches durchgemacht. Schlimme Albträume hatten sie gequält, während sie bewusstlos gewesen war. Immer wieder hatte sie die hässliche, verzerrte Fratze Ben Russels vor sich gesehen, der sie würgte, sie zu erdrosseln drohte.
Noch immer war es ihr, als würde sie keine Luft kriegen, als würde der erbarmungslose Mann das junge Leben langsam und qualvoll aus ihrem Körper quetschen.
Sie spürte seine Hände an ihrem Hals, spürte den schrecklichen, grauenhaften Schmerz in ihrer Kehle.
Und sie sah dieses vor Zorn
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