097 - Die Todestür
schaute. Sie hypnotisierte ihn, damit er keine Schwierigkeiten machte.
Der sterbende Freak reichte mir den Zettel. Er war kaum noch bei Sinnen und schon halb wahnsinnig vor Schmerzen. Ich las die hingekritzelten Worte.
In den Schlössern lauert das Grauen, las ich. Die Tür mit dem Löwenkopf öffnet den Zugang zum Geheimnis. Hütet euch! Wales-Devon - Norfolk. Schottland vernichtet. Dorian Hunter, ich flehe dich an, töte mich! Erlöse mich von meinen Qualen!
Der Freak griff in die Tasche. Er brachte etwas hervor und hielt es mir hin. Es war ein Foto von einem Türklopfer mit einem Löwenkopf. Er schien mir ziemlich alt zu sein und aus Bronze zu bestehen.
Der Freak deutete mit zitternder Hand auf eine eiserne Mauerspange in der Nähe. Er gurgelte etwas Unverständliches, und gelbe, glutheiße Würmer fielen aus seinem Mund.
Ich nahm die Eisenspange, zögerte aber. Er wollte sterben, und vielleicht war ich es ihm schuldig, ihn zu töten. War er doch meinetwegen in diese Situation gekommen. Aber ich brachte es nicht so einfach fertig, den wehrlosen Freak umzubringen.
Zum Glück brauchte ich mich zu keiner Entscheidung durchzuringen. Der Freak bäumte sich plötzlich auf, und blutiger Schaum quoll aus seinem Mund. Dann fiel er zur Seite.
Die scheußlichen gelben Würmer hatten ihn erledigt. Schaudernd sah ich auf seine Leiche. Von innen her von Gewürm aufgefressen zu werden, war unbeschreiblich ekelhaft und qualvoll. „Immerhin wissen wir jetzt, wo wir zu suchen haben", sagte ich zu Coco.
„Was sollen wir mit ihm machen?"
„Der Lagerverwalter soll uns helfen. Wenn es einen geeigneten Ort in der Nähe gibt, werden wir den Unglücklichen verbrennen. Die scheußlichen Würmer sollen vernichtet werden, ehe sie seinen Körper vollends verzehren."
Der Lagerverwalter sagte uns, daß hinter der Lagerhalle Abfälle verbrannt wurden. Es gab auch ein paar Kanister mit Benzin.
Wir legten den toten Freak auf eine Sackleinwand und schleiften ihn hinaus. Als wir den Körper draußen hatten, übergoß ich den Leichnam mit Benzin, das der Lagerverwalter geholt hatte, entzündete eins von Cocos Papiertaschentüchern und warf es auf den Leichnam.
Flammen züngelten empor. Schwarzer Rauch stieg auf, und schrille Geräusche gellten aus der Glut. Die scheußlichen Würmer verbrannten, und von dem Freak blieb wenig übrig. Mit Schaufeln schippten der Lagerverwalter und ich die verkohlten Überreste in eine lange Kiste. Die anderen Freaks sollten sich um ihn kümmern.
Der Lagerverwalter, der von Coco in der Hypnose genaue Instruktionen erhalten hatte, brachte uns mit einem klapprigen alten Lieferwagen bis zum Stadtrand von London. Von dort fuhren wir mit Bus und U-Bahn nach Soho.
Trevor Sullivan kam am späten Abend in die Pension der Qualle. Er hatte etwas gefunden, das er uns präsentieren wollte.
Fred Archer und Myrtle Williams sowie ein buckliger Freak namens Owen Mullaway hatten sich bereits bei Coco und mir im zweiten Stock der schäbigen Pension eingefunden. Wir befanden uns in dem größten Zimmer. Es roch muffig. Saubergemacht wurde hier anscheinend nie.
Trevor Sullivan wurde von der ältlichen Frau zu uns gebracht, die für den Freak Qualle die Pension führte.
Die Alte verschwand, und Trevor Sullivan schaute Myrtle Williams an. Unter dem Arm hielt er einen dicken, vergilbten alten Wälzer.
„Was ist, Trevor?" fragte ich. „Sie haben angerufen und gesagt, daß Sie die Schlösser kennen. Sie kommen spät. Wir warten schon eine ganze Weile."
„Ich mußte ein paar Reporter abschütteln sowie einen Polizeidetektiv", sagte er. „Sie folgten mir, als ich die Jugendstilvilla verließ. Stellen Sie mich erst mal vor, Hunter!"
Ich nannte die Namen von Myrtle Williams und Owen Mullaway. Fred Archer und Trevor Sullivan kannten sich bereits.
„Das ist Mr. Trevor Sullivan", sagte ich dann, „der Leiter der inzwischen aufgelösten Inquisitionsabteilung. Ein sehr befähigter Dämonenkämpfer."
Trevor Sullivan verzog seine dünnen Lippen zu einem Grinsen. Seine rechte Gesichtshälfte war heller als die linke. Diesen körperlichen Makel und noch ein paar andere verdankte er einem Zusammenstoß mit Dämonen. Sullivan war seit der Zeit dämonenfühlig geworden, so wie andere Leute wetterfühlig waren. Wenn dämonische Ereignisse sich ankündigten oder dämonische Kräfte in Aktion traten, bekam Trevor Sullivan meist starke psychische und physische Beschwerden.
Myrtle Williams bedachte ihn mit einem hochmütigen
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