097 - Die Todestür
hörte Stimmengewirr im Hintergrund. Der „White Elephant" war offensichtlich um einiges größer als das Lokal hier in Dunnegan, denn ich wurde mit einem der Zimmer verbunden.
Dann hatte ich Trevor Sullivan am Apparat. Ich nannte den Namen Chester Mallory.
„Ich muß dich warnen", sagte Trevor Sullivan sofort, der in der Aufregung vergaß, mich zu siezen, wie sonst immer. „Hinter der Tür mit dem Löwenkopf lauert Gefahr, eine schwarze Wolke mit glühenden Augen."
„Das habe ich bereits selbst herausgefunden", sagte ich. „Ist euch etwas passiert? Bei Coco und mir ist alles gut gegangen. Ich habe den Ys-Spiegel eingesetzt und die Grauenswolke damit zurückgetrieben. Der Schloßverwalter ist allerdings ums Leben gekommen."
„Was für eine Wolke?"
„Die Grauenswolke. Die Wolke der Schwarzen Seelen. Was ist bei euch? Fred Archer ist doch hoffentlich nichts passiert?"
Sehr gut war die Verbindung nicht.
„Bei uns ist es weniger gut gelaufen", sagte Trevor Sullivan. „Ich bin unversehrt geblieben, und Fred Archer lebt. Aber er ist in eine kataleptische Starre gefallen und nicht ansprechbar. Es ist, als wäre sein Geist aus dem Körper gewichen. Er liegt jetzt im Bett, und der Arzt war bei ihm. Der Arzt meint, es sei ein Schock und würde sich hoffentlich wieder geben, sonst will er ihn ins Krankenhaus einweisen. Aber ich glaube kaum, daß man ihm dort helfen kann. Fred Archer befand sich in der dämonischen Wolke."
Trevor Sullivan schilderte mir nun kurz, was vorgefallen war. Offenbar hatte seine Kette aus Dämonenbannern Fred Archer davor geschützt, völlig in den Bann der Wolke der Schwarzen Seelen zu geraten und in den Höhlenraum gehen zu müssen, wo er zerfallen wäre. Aber er war auch so übel dran, denn ich hielt es durchaus für möglich, daß die grausige Wolke seinen Geist oder seine Seele in sich aufgesogen hatte.
„Ich werde jetzt Myrtle Williams anrufen", sagte ich zu Trevor Sullivan. „Dann melde ich mich wieder."
„Nicht nötig. Myrtle Williams hat mich bereits erreicht und mit mir gesprochen. Sie konnte mit ihren Freaks auf Schloß Bear gleichfalls bis zur Schreckenskammer hinter der Tür mit dem Löwenkopf vordringen. Drei Freaks kamen ums Leben. Ihre Augen gesellten sich den anderen in der Wolke zu. Myrtle Williams und Owen Mullaway sind durch Einsatz von Dämonenbannern und mit Hilfe eines magischen Feuers entkommen."
Ich schwieg. Das mußte ich erst einmal verdauen. Die furchtbare Wolke des Roderick Taboggwan hatte also auf allen drei Schlössern hinter jeder Tür mit dem Löwenhaupt gelauert.
„Auf Schloß Bear waren die entführten Kinder auch nicht?" fragte ich Sullivan.
„Nein, da ist Myrtle Williams völlig sicher. Sie war am Telefon sehr erregt und sagte, mit dieser Sache wollte sie nichts mehr zu tun haben. Wir hätten ihr sagen müssen, daß so fürchterliche Gefahren auf sie lauern."
„Myrtle Williams und ihre Freaks können wir jetzt aus dem Spiel lassen", sagte ich. „Ich werde mit Coco so schnell wie möglich nach Devon kommen. Wir müssen sehen, daß wir Fred Archer aus seiner kataleptischen Starre erlösen und seinen Körper und seinen Geist wieder vereinigen. Auf Schloß Lion habt ihr auch keine Spur von den Kindern entdeckt?"
„Ich nicht. Aber ich habe nur einen flüchtigen Blick in den höhlenartigen Raum hinter der Tür mit dem Löwenkopftürklopfer geworfen. Vielleicht weiß Fred Archer mehr."
„Vielleicht", sagte ich. „Wir müssen jetzt schnell etwas unternehmen, denn viel Zeit haben wir nicht mehr. Luguri wird nicht mehr lange brauchen, um seinen teuflischen Plan durchzuführen."
„Ich erwarte Sie und Coco im ,White Elephant" ', sagte Trevor Sullivan. Dann war das Telefonat beendet.
Noch am gleichen Abend reiste ich mit Coco aus Dunnegan ab. Ich hatte ein zweites Gespräch vom Pub aus mit Myrtle Williams geführt, ihr für ihre Unterstützung gedankt und gesagt, daß sie in dieser Sache nichts mehr unternehmen sollte.
Die Frau, die den Kopf ihres Parasiten-Zwillings im Leib trug, war am Telefon sehr reserviert und kühl gewesen. Ich spürte den Zorn hinter ihren Worten. Sie brachte ihre Anklage, daß wir sie nicht genügend vorgewarnt hätten, mit bitterem Hohn vor.
„Die Freaks haben ihre Schuldigkeit getan, die Freaks können gehen", sagte Sie. „Sind Sie wenigstens mit dem Ergebnis zufrieden, Dorian Hunter?"
„Nein", antwortete ich, „wir haben noch immer keinen Anhaltspunkt, der uns weiterhilft. Wenn ich Ihnen sage, daß wir nun
Weitere Kostenlose Bücher