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0971 - Die zerrissene Stadt

0971 - Die zerrissene Stadt

Titel: 0971 - Die zerrissene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred H. Rückert
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geworden. Seine Artgenossen Luc Avenge und Vali hatten ihn schließlich geheilt, als Avenge Sergej vor etwas mehr als fünf Jahren aus dessen kleinem ukrainischen Dorf zum Silbermond holte.
    Hinter dem Wohn-Ei des Sicherheitsbeauftragten Korr Takkon gab es seit einigen Jahren eine Kolonie von Regenbogenblumen. Damit existierte eine Direktverbindung zwischen allen Regenbogenblumenkolonien und der Silbermond-Ansiedlung.
    Aus diesen Blumen war Sergej vor wenigen Minuten getreten. Mit dem zeitlosen Sprung hatte er die Blaue Stadt verlassen und sich direkt zur Blockhütte versetzt. Von den dortigen Regenbogenblumen hatte er sich hierher bringen lassen. Er hatte die Silbermond-Druidin Vali und den Heiler und Philosophen Gevatter Tod getroffen und mit ihnen sofort in Kurzform über Tendykes und Zamorras missliche Lage gesprochen, schließlich wusste er nicht, wie viel Zeit blieb, bevor die Dämonen alles überrannt hatten.
    »Julian muss helfen«, sagte der Philosoph. Mit richtigem Namen hieß er Padrig YeCairn, aber alle nannten ihn nur Gevatter Tod. Er verdiente seinen Namen zu Recht, denn er sah genauso aus, wie man sich gemeinhin den Sensenmann vorstellte. Einst war er der beste Krieger gewesen, über den sein Volk jemals verfügte, aber das war schon lange her. Er befand sich seit vielen Jahren auf dem Silbermond und war sogar bei den hier lebenden Sauroiden als Arzt und Forscher anerkannt. »Einzig er ist dank seiner Fähigkeiten in der Lage, die Blaue Stadt zu retten.«
    »Fragt sich nur, ob er auch den Willen dazu hat«, gab Vali zu bedenken. Die schlanke Druidin mit den schulterlangen schwarzen Haaren würde auf der Erde als einmalige Schönheit gelten. Sie wusste um die - zugegeben immer seltener werdende - Zickigkeit und Hybris von Julian Peters, den alle den Träumer nannten, weil er in der Lage war, völlig real verfestigte Traumwelten zu erschaffen und stabil zu halten, in denen er die absolute Kontrolle hatte. So brauchte er zum Beispiel einen Gegner nur in eine Traumwelt zu versetzen, in der dessen Magie nicht funktionierte, und konnte ihn von den Eingeborenen dieser Welt töten lassen. Und genau etwas in dieser Art schwebte den Druiden und Gevatter Tod vor. »Seit dem Angriff von Siebenauge vor einem knappen Jahr reagiert er in gewissen Dingen verschlossener.«
    »Er hat sich doch in den letzten Jahren geändert und ist zugänglicher als früher«, warf Sergej ein. »Das habe zumindest ich in der kurzen Zeit, die ich hier bin, bemerkt.«
    »Du hast auch nur sehr selten Kontakt mit ihm, im Gegensatz zu mir«, sagte YeCairn und strich mit der Hand über den kahlen Kopf. »Aber ich muss dir recht geben. Im Großen und Ganzen hat Julian eine gewaltige Wandlung durchgemacht. Seine kindischen Anwandlungen haben enorm nachgelassen, sie sind praktisch gar nicht mehr vorhanden. Für ihn wäre es wohl besser, wenn er sich mehr unter normalen Menschen bewegen würde.« Er blickte den Druiden ernst an. »Für dich wäre es bestimmt auch gut, wenn du ein wenig mehr Abwechslung hättest, Serg.«
    Der wehrte mit beiden Händen ab.
    »Irgendwann bestimmt einmal, Padrig, aber ich brauche noch viel Zeit dazu. Wichtiger und drängender ist jetzt, dass wir mit Julian über einen Einsatz auf der Erde sprechen.«
    »Wenn er darüber mit sich reden lässt«, warf Vali ein. »Er fühlt sich immer noch extrem erschöpft, seit ihn Siebenauge umbringen wollte.«
    »Uns bleibt gar nichts anderes übrig, als uns mit ihm zu unterhalten«, sagte Gevatter Tod.
    Aber er sah nicht sehr glücklich darüber aus.
    ***
    Julian Peters bewohnte eins der wenigen noch lebenden Organhäuser. Jedes Organhaus hatte einst einem Silbermond-Druiden gehört, die meisten dieser lebenden Wohnungen waren mit ihren Bewohnern gestorben. Die Druiden hatten in enger Symbiose mit ihrem Organhaus gewohnt. Das war soweit gegangen, dass die Häuser auf Wunsch Wände versetzt, andere Türoder Fensteröffnungen geschaffen oder sich sogar gegen ungebetene Besucher gewehrt hatten.
    Der junge Mann mit den blonden Haaren sah erschöpft aus, obwohl er die letzten Monate fast nur ausgeruht hatte. Dennoch war nicht zu übersehen, dass er sich über die drei Besucher freute.
    Allerdings hielt die Freude nicht lange an. Nachdem Sergej von den Schwierigkeiten erzählt hatte, denen Julians Eltern ausgesetzt waren, hatte sich über seiner Nasenwurzel eine V-förmige Falte gebildet. Als Vali und Gevatter Tod Julian schließlich dazu aufgefordert hatten, dass er mit Sergej nach

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