0971 - Die zerrissene Stadt
Louisiana reisen und helfen sollte, änderte sich seine Miene schlagartig.
Er presste die Lippen aufeinander, seine Augen leuchteten nicht mehr. Mit einem Mal sah der Träumer düster aus.
»Wie soll ich helfen können, wenn ich nur noch über einen Teil meiner ehemaligen Kraft verfüge?«, klagte er.
»Selbst mit einem Teil deiner früheren Kräfte bist du immer noch stärker als jeder Dämon«, versuchte YeCairn ihm Mut zuzureden.
»Ich fühle mich unendlich schwach.«
»Außerdem handelt es sich nicht um irgendwelche Personen, sondern um deine Eltern«, fügte Vali hinzu. »Du kannst jeden Menschen im Stich lassen, aber nicht sie.«
»Jeder Mensch an deiner Stelle würde ohne zu fragen helfen«, behauptete YeCairn.
»Es ist aber niemand außer mir an meiner Stelle!« Julian zeigte sich bockig. »Hört doch auf, mich bereden und belehren zu wollen. Ich weiß selbst gut genug, wer meine Eltern sind und was ich ihnen zu verdanken habe - oder auch nicht.«
Vali und YeCairn sahen sich an. Sie besaßen keine Argumente mehr, denn zu allem, was sie sagten, fiel Peters eine Ausrede ein. Sie standen beide auf und waren bereit zu gehen.
»Kennst du das noch? Die Schatten des Todes verdecken das Sonnenlicht. Zamorra hatte damals geholfen, als es schlecht um den Silbermond stand, und jetzt willst du ihn im Stich lassen?« YeCairn zeigte seine Enttäuschung offen. Ohne ein weiteres Wort verließ er Julians Organhaus.
Die Enttäuschung auf Valis Gesicht zu sehen schmerzte Julian weitaus mehr. Er hielt die Lippen zusammengepresst und blickte demonstrativ in die Ferne, als wollte er damit sagen, dass er nichts hören und sehen wollte.
Vali verließ kopfschüttelnd das Organhaus. Sie blickte Gevatter Tod an, der vor Julians Wohnung stand und die Finger knetete, Sie hatten beide nicht darauf geachtet, dass Sergej mit leiser Stimme eindringlich begann, auf den Träumer einzureden.
***
»Was soll das bedeuten?«, schrie Theronn, als sich der Strukturriss hinter Sergej geschlossen hatte. Der Wächter schien vor Wut fast zerspringen zu wollen. »Weshalb missbraucht ihr mein Vertrauen?«
»Welches Vertrauen meinst du?« Uschi Peters stand dem Malham in puncto Lautstärke nicht nach. Die Angst um ihren Lebensgefährten hielt sie fest im Griff. »Wenn du nur einen Funken Vertrauen hättest, dann würdest du Zamorra erlauben, unter den Höllischen aufzuräumen.«
»Meine Leute haben die Lage im Griff«, behauptete Theronn. »Ich wäre der erste Wächter, bei dem ein Transfer schief geht. Wir benötigen keine fremde Hilfe.«
»Und wer überwacht die Wächter, dass sie auch richtig arbeiten?«, fragte Peters voller Zorn.
»Die Wächter müssen nicht überwacht werden«, behauptete Theronn. »Wir sind angewiesen, den Großen Plan zu erfüllen, damit der Transfer gelingt und die Del'Alkharam wieder ihrem ursprünglichen Zweck zugeführt werden kann. Oder glaubt ihr ernsthaft, dass es Sinn dieser Stadt ist, tief unter der Erde eures Planeten zu liegen und zu vermodern?«
»Nur diese Del'Alkharam oder alle zusammen?«, wollte Zamorra wissen. »Sind das viele kleine Brennpunkte oder nur ein einzelner großer?«
»Der Sinn dieses ominösen Großen Planes ist mir so was von scheißegal«, sagte Uschi. »Außerdem will ich endlich wissen, wo sich Robert befindet.«
Theronn blickte sie nur kurz an. Seine einzige Reaktion bestand aus einem Hochziehen der buschigen Augenbrauen.
»Malham, die Dämonischen haben einige unserer Drois getötet und die anderen trotz der eingesetzten Desintegratoren zurückgetrieben, außerdem beginnen sie damit, erste Gebäude zu demolieren«, meldete Sarn und unterbrach damit die ungewohnte Redseligkeit seines Vorgesetzten.
»Wie weit sind sie vorgedrungen?« Theronns Stimme klang wie eine Saite, die kurz vor dem Zerreißen steht.
»Bis zum Bereich Tarkont-sieben, äußerster Bezirk«, antwortete Sazhar an Sarns Stelle.
»Das ist noch nicht so weit, wie ich befürchtete«, murmelte der Wächter. »Aktiviert die zweite Reihe und lasst die erste Reihe verlöschen.«
Zamorra fluchte im Stillen. Gerade jetzt, als er erste Informationen zu den Blauen Städten erhielt, musste sich Theronn wieder der Verteidigung widmen.
»Was bedeutet das?«, fragte der Dämonenjäger.
»Ich habe befohlen, die Abschottung mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln und ohne Rücksicht auf Verluste durchzuführen. Diese Versiegelung bedeutet, dass niemand mehr auf normalem Weg in die Stadt geraten kann. Nur der Weg über
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