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0973 - Das verfluchte Volk

0973 - Das verfluchte Volk

Titel: 0973 - Das verfluchte Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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spüren.«
    Seit Nicole vor vielen Jahren mit Schwarzem Blut infiziert worden war, konnte sie schwarzmagische Kräfte in ihrer Nähe wahrnehmen. Dass sie selbst auf diese Entfernung die Aura der Objekte deutlich spürte, zeigte, wie ungeheuer mächtig diese geheimnisvollen Metallstücke sein mussten.
    Kein gutes Zeichen.
    Zamorra öffnete die obersten Knöpfe seines roten Hemdes und holte Merlins Stern hervor. Er achtete darauf, dass sein Körper die handtellergroße Silberscheibe scheinbar zufällig vor den Kameras verbarg. Mit einem Gedankenbefehl aktivierte er das Amulett. Auch Merlins Stern reagierte sofort auf die schwarzmagische Präsenz - und zwar mit unerwarteter Heftigkeit. Es erwärmte sich so stark, dass Zamorra überrascht aufkeuchte.
    Nicole sah ihn besorgt an. »Es ist übel, oder?«
    Zamorra nickte. »Wir dürfen keine Zeit verlieren. Wir müssen da rein.«
    ***
    Arturo Cabrero taten die Füße weh. Doch das kümmerte den Deutschen Schäferhund nicht, der nervös an seiner Leine zerrte.
    »Verfluchte Töle«, murmelte der Wachmann und stolperte dem Vierbeiner hinterher. Arturo mochte diesen Teil des Geländes nicht. Zum zehnten Mal an diesem Abend kam er an dem unscheinbaren Betonbau vorbei, der auffällig oft auf seiner genau vorgeschriebenen Strecke lag.
    Irgendetwas stimmte mit diesem hässlichen Klotz nicht. Arturo wusste nicht, was es war. Aber jedes Mal, wenn er hier vorbeikam, überlief ihn ein kalter Schauer. Und der Hund konnte es auch fühlen. Er zerrte noch stärker als sonst an der Leine und beruhigte sich erst, wenn sie den Bau einige Dutzend Meter hinter sich gelassen hatten. Diesmal war es nicht anders, und Arturo wischte sich erleichtert den Schweiß von der Stirn, als sie wieder auf »sicherem« Terrain waren.
    Arturo wollte gerade weitergehen, als sein Blick auf eine Frau fiel, die einige Meter vor ihm das Gras neben dem Gehweg absuchte. Die elegant gekleidete Rothaarige war vielleicht Mitte dreißig, und zweifellos eine der aufregendsten Frauen, die er je gesehen hatte. Mit einem hilflosen Lächeln und verführerischem Augenaufschlag strahlte sie ihn an.
    »Gut, dass Sie kommen. Señor. Ich brauche Ihre Hilfe.«
    Automatisch zog Arturo die mächtige Taschenlampe, die auch als Schlagstock einsetzbar war, aus dem Gürtel und richtete sie auf den Boden.
    »Sicher, Señorita. Was suchen Sie denn?«
    »Eine Uniform«, sagte die Rothaarige, und erst jetzt sah er die seltsam geformte Waffe in ihrer Hand. Mit ihrem spiralförmigen Lauf sah sie aus wie eine dieser Strahlenpistolen in einem Science-Fiction-Film.
    »Es tut mir aufrichtig Leid«, sagte Nicole Duval. »Aber Sie werden nicht viel spüren.«
    ***
    Tagebuch von Friedrich Dörfler,
    20. Oktober 1801
    Alle Dämonen des Dschungels jagen uns. Dieser Ort ist noch viel böser, viel entsetzlicher, als ich gedacht hatte. Fast alle meine Begleiter sind tot, nur Paco und ich konnten uns retten. Ich bringe das hier hastig zu Papier, während wir für einen kurzen Moment verschnaufen.
    Doch der Reihe nach.
    Nachdem wir unser grausiges Mahl beendet hatten, legten wir uns schnell schlafen. Doch die unheimlichen Geräusche des Waldes und das Bewusstsein unserer grässlichen Tat hielten mich Stunde um Stunde wach. Es muss weit nach Mitternacht gewesen sein, als ich doch in einen unruhigen Schlummer fiel.
    Allein, er währte nicht lange.
    Schreckensschreie rissen mich ins Bewusstsein zurück. Der Anblick, der sich mir bot, war furchterregender als der schlimmste Albtraum, den ich je gehabt habe.
    Wir waren nicht allein. Bei Gott, sie hatten uns gefunden.
    Das verfluchte Volk.
    So lange hatte ich diese Begegnung herbeigesehnt, und jetzt zitterte ich vor Angst.
    Sie mussten gewartet haben, bis auch der Letzte in Morpheus’ Arme gesunken war, bevor sie sich in unser Lager geschlichen hatten, und da standen sie nun. Riesige, mit Speeren und Messern bewaffnete Krieger. Sie trugen Tierfelle und Masken, deren Aussehen dem der Dämonenfratzen an den Steinstelen an Scheußlichkeit in nichts nachstand.
    Niemand von uns wagte sich zu bewegen. Selbst Paco, der sonst weder Tod noch Teufel scheute, lag totenbleich auf seinem Lager. Sein Gesicht eine einzige Maske des Entsetzens.
    Da wir unseres indianischen Führers verlustig gegangen waren, bestand kaum eine Chance, uns diesen Wilden verständlich zu machen. Ich versuchte es trotzdem, nahm all meinen Mut zusammen und sprach mit so fester Stimme wie möglich.
    »Hätte einer der Herren die Güte, mir zu

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