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0976 - Die Leichen der schönen Charlotte

0976 - Die Leichen der schönen Charlotte

Titel: 0976 - Die Leichen der schönen Charlotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hinter einer langen, hohen und mit Buschwerk bewachsenen Böschung, an deren anderer Seite niemand dieses Haus vermutet hätte, wenn er die schmale, in der Nähe vorbeiführende Straße entlangfuhr, die aber wenig benutzt wurde.
    Einer ihrer Gäste hatte das Haus einmal als ein Hexenhaus bezeichnet. Das traf irgendwo auch zu.
    Es war nicht sehr hoch, denn es gab keine erste Etage. Aber durch das nach vorn und über den Rand hinweggezogene Dach wirkte es noch kleiner und kompakter, als es ohnehin schon war, und jeder, der durch die Tür trat, zog den Kopf ein, obwohl dies oft nicht zu sein brauchte, da die Tür eine normale Höhe hatte.
    Vor ihr blieb Charlotte stehen. In der Dunkelheit schimmerte die Eisenklinke. Auch die Fenster wirkte wie finstere Augen, die sich zu Vierecken verzogen hatten, um die Menschen zu beobachten.
    Charlotte zog die Tür auf. Wie immer meldeten sich die Angeln mit einem leisen Quietschen, aber daran hatte sie sich gewöhnt, und sie schreckte auch nicht zusammen wie manche ihrer Gäste.
    Die Frau mit dem Engelsgesicht betrat das dunkle Haus und machte Licht. Auch in dieser Einsamkeit gab es elektrischen Strom. Der Erbauer hatte es an das öffentliche Netz anschließen lassen.
    Licht verbreiteten die zahlreichen Lampen, die an den Wänden hingen. Einen großen Raum leuchteten sie aus, den sich Charlotte nach ihrem Geschmack eingerichtet hatte.
    Kenner hätten beim ersten Hinschauen von einem Landhausstil gesprochen. Das traf auch irgendwie zu, aber um einen echten Landhausstil zu demonstrieren, war die Einrichtung doch ein wenig zu verspielt und im wahrsten Sinne des Wortes auch zu puppig.
    Puppen saßen oder lagen an den verschiedensten Stellen und Orten. Auf der geblümten Couch mit den Kissen, auf den Stühlen und zwei Sesseln. Auf den Regalen und den Dächern der niedrigen Schränke. Und diese Puppen lächelten alle. Als wollten sie Charlotte empfangen. Zudem waren die Gesichter auch der Eingangstür zugewandt. Jungen und Mädchen, kleine und große, sie alle saßen friedlich beieinander.
    Sie liebte Puppen.
    Seit ihrer Kindheit schon, wo man ihr so böse mitgespielt hatte. Urplötzlich war der Gedanke wieder da, und sie hatte Mühe, ihn abzuschütteln.
    »Hallo, ihr Lieben«, begrüßte sie die stummen Bewohner. »Ich hoffe, daß es euch gutgeht…«
    Sie bekam keine Antwort, aber sie war auch so zufrieden, denn niemand hatte sich an ihren Lieblingen vergangen. Sie standen noch immer so, wie sie aufgebaut worden waren, und das tat ihr gut.
    Vor der Couch stand ein nicht sehr hoher Tisch. An ihm ging sie vorbei und lenkte ihre Schritte dann auf eine schmale Tür, zu, hinter der das Bad lag.
    Es war mit hellroten Fliesen gekachelt. Dafür waren die Wände weiß, und manchmal sah es so aus es kam auf den Lichteinfluß an -, als würden sich diese Fliesen in einen Teppich aus Blut verwandeln, über den sie dann schritt.
    Sie betrachtete sich im Spiegel.
    Das schöne Gesicht. Das Gesicht eines Engels. Etwas Wunderbares strahlte von ihm ab. Niemand hätte für möglich halten können, welch ein Teufel sich hinter diesem Engelsgesicht verbarg.
    Charlotte wollte sich zulächeln, aber dieses Lächeln zerbrach bereits im Ansatz, denn sie hatte auf dem Gesicht, und zwar mitten auf der Stirn, einen Blutfleck erkannt. Er zeichnete sie wie ein Mal.
    Nicht daß sie etwas gegen Blut gehabt hätte, aber es war nicht ihr Blut, sondern das des letzten Opfers, das so gewaltig in die Höhe gespritzt war und auch sie getroffen hatte.
    Charlotte ging vor bis ans Waschbecken und drehte das Wasser auf. Sie ließ es gegen die Hände strömen, was sie wunderbar erfrischte, dann bückte sie sich und wischte ihr Gesicht ab.
    Bevor sie zum Handtuch griff, um sich abzutrocknen, warf sie noch einen Blick in den Spiegel.
    Das Blut war verschwunden.
    Sie war zufrieden.
    Der Spiegel war hoch und auch breit, so daß sie einiges von ihrem Körper sehen konnte. Noch immer trug sie das helle Kleid. Es war nicht völlig weiß, sondern zeigte mehr eine hellbeige Farbe.
    Unter dem dünnen Stoff zeichneten sich ihre hübschen Brüste ab, auf die Charlotte so stolz war. Um sie zu sehen, zu küssen und berühren zu dürfen, zahlten ihre Gäste große Summen, und sie würden auch weiterhin zahlen, das stand fest.
    Sie würden für das büßen, was man ihrem Körper angetan hatte. Damals hatte sie gehorchen und büßen müssen, heute war es umgekehrt. Die Hände waren trocken, und so strich sie über ihren Oberkörper hinweg, ließ

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