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0976 - Flügel des Todes

0976 - Flügel des Todes

Titel: 0976 - Flügel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Breuer
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das ist doch kein Beinbruch!«, erklärte er. Offenbar nahm er Chénes Ängste nicht wirklich ernst. Allerdings hatte dieser auch nichts von dem gespenstischen Engel erzählt. In diesem Fall hätte ihn der wackere Polizeibeamte wohl gleich für verrückt erklärt.
    »Glauben Sie, die Sache ist wirklich ernst«, bekräftigte Chéne. »Die Leute nehmen das komplette Dorf auseinander!«
    Besson seufzte. »So schlimm wird’s schon nicht sein«, wiegelte er ab. Offenbar hatte er sich geistig schon auf einen geruhsamen Feierabend vorbereitet. »Wo genau stecken Sie denn?«
    Chéne erklärte es ihm. »Unweit von Château Montagne«, fügte er an und hörte gleich darauf, wie Besson am anderen Ende der Leitung scharf den Atem einsog. Der Name war ihm offenbar nicht unbekannt.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind, junger Mann«, erklärte der Commissaire. Seine Stimme klang jetzt verändert, als sei er plötzlich wach geworden und nähme die ganze Sache ernster als zuvor. »Ich schicke gleich einen Wagen vorbei, der mal nach dem Rechten sieht!«
    »Einen Wagen?«, echote Chéne ungläubig.
    Besson lachte leise. Es klang jedoch nicht herablassend, sondern eher gutmütig. »Hören Sie, wenn sich Ihre Geschichte bestätigt, können meine Leute in null Komma nichts Verstärkung herbei ordern. Also, machen Sie mal die Pferde nicht scheu! Halten Sie die Stellung. Wir sind gleich bei Ihnen.«
    Chéne bedankte sich und atmete auf. Immerhin wollte Besson eine Streife vorbeischicken, das war schon mehr, als er nach der anfänglichen Skepsis des Commissaires erhofft hatte.
    Ein Klicken in der Leitung verdeutlichte, dass der Beamte die Verbindung getrennt hatte.
    Chéne blickte sich um. Es lag ihm fern, jetzt tatenlos auf das Eintreffen der Beamten zu warten. Erneut hob er das Mobiltelefon und begann, durch sein Adressbuch zu scrollen, bis er die Nummer von Janines Handy ausfindig gemacht hatte. Bevor er weiter hier im Ort herumirrte, würde er sie kurzerhand anrufen!
    Das hätte ich schon viel früher tun sollen, schalt er sich, doch der ungeheuerliche Anblick der geflügelten Frau hatte ihn völlig aus dem Konzept gebracht.
    Kurz darauf hörte er auch schon das Freizeichen.
    Chéne fluchte leise. Niemand nahm das Gespräch entgegen. Das bedeutete, entweder trug Janine ihr Gerät nicht bei sich oder sie war nicht in der Lage, ans Telefon zu gehen. Beide Optionen waren gleichermaßen unerfreulich. Mit verkniffener Miene ließ er sein Handy in der Hosentasche verschwinden und trat nachdenklich aus seiner Deckung.
    Unvermittelt wurde Stephane Chéne kalkweiß. Am anderen Ende der Straße konnte er eine Gruppe von Männern erkennen. Sie waren mit Fackeln bewaffnet und ihre Gesichter ließen erkennen, dass sie nichts Gutes vorhatten.
    Während er noch wie angewurzelt dastand, stießen sie ein aggressives Knurren aus. Der unheimliche Laut löste seine Erstarrung. Blitzartig warf sich Chéne herum und begann zu rennen.
    ***
    »Da stimmt was nicht!«
    Nicole war abrupt stehen geblieben und deutete mit ausgestrecktem Arm auf das nahe Dorf.
    Zamorra kniff die Augen zusammen. Es brannte im Ort, aber nach einem Freudenfeuer wollte ihm das Ganze nicht aussehen. Der Meister des Übersinnlichen nickte langsam. Der Wind trug geisterhaftes Heulen zu ihnen hinauf. Es klang wie ein gespenstischer Chor der Verdammten.
    Er wechselte einen Blick mit Nicole, dann aktivierte er Merlins Stern und versetzte das geheimnisvolle Amulett in Alarmzustand. Umgehend begann sich die Silberscheibe leicht zu erwärmen. »Gefahr im Verzug«, brachte der Parapsychologe hervor.
    Nicole stöhnte leise auf.
    Zamorra kniff die Lippen zusammen und setzte sich langsam wieder in Bewegung. Bei jedem Schritt wurde das unheimliche Stöhnen lauter.
    Und dann blieb er wie vom Schlag getroffen stehen. Aus dem Dunkel zwischen den Häusern löste sich eine fackelschwingende Gestalt. Es handelte sich unzweifelhaft um Mostache, doch wie sehr hatte sich der gutmütige Wirt verändert! Mostaches Gesicht war verzerrt. Unheilige Wut und Mordlust standen darin zu lesen. Langsam und torkelnd bewegte er sich auf Zamorra und Nicole zu. Hinter ihm kamen weitere Gestalten heran.
    »Die sind besessen, Chef«, folgerte die Französin messerscharf.
    Zamorra nickte langsam.
    Die Menschenmenge hinter Mostache wurde immer größer. Offenbar schien der Wirt so etwas wie der Rädelsführer der gespenstischen Meute zu sein. Die Gedanken des Parapsychologen jagten sich. Er konnte kaum die tödlichen Blitze des

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