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0976 - Flügel des Todes

0976 - Flügel des Todes

Titel: 0976 - Flügel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Breuer
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»Ich habe noch zu tun!«
    Was denn?, fragte sich Zamorra unwillkürlich. Das Silberbesteck polieren? Zum wievielten Mal diese Woche?
    Er drang jedoch nicht weiter in den stets korrekten Butler. Zwar hatte er nicht wirklich ernsthaft erwartet, dass William sie auf das Fest begleitete, doch einen Versuch war es immerhin wert gewesen. Der Parapsychologe lächelte seinen wie immer etwas steifen Butler noch einmal aufmunternd an, dann klopfte er ihm vertraulich auf die Schulter.
    »Nehmen Sie sich den Rest des Abends frei und lassen Sie es sich zur Abwechslung mal gut gehen«, erklärte er. »Es wird sicher spät werden.«
    »Sehr wohl«, gab William zurück. Er brachte noch einmal so etwas wie ein verunglücktes Lächeln auf die Lippen, dann trat er einen Schritt nach hinten.
    »Das ist ernst gemeint«, bekräftigte Nicole. Auch die Französin spürte, wie es dem Butler in der letzten Zeit zumute sein musste. »Die Rüstungen können Sie auch übermorgen noch wienern, die laufen ja nicht weg. Schnappen Sie sich eine Flasche Wein und spannen Sie ein bisschen aus. Wo er steht, wissen Sie ja.« Nicole zwinkerte vertraulich.
    Als William diesmal zu lächeln versuchte, bekam er es besser hin. »Ja, vielleicht sollte ich das wirklich tun«, überlegte er leise. Für einen winzigen Moment bröckelte seine steife, vornehme Fassade, doch nur Sekunden später hatte er sich wieder im Griff.
    »Ganz sicher sollten Sie das«, sagte die Französin. »Sie erfüllen mehr als Ihre Pflicht. Lassen Sie einfach mal Fünfe grade sein!«
    Zamorra öffnete das Eingangsportal.
    »Wenn Sie auf uns warten«, sagte er mit einem Lächeln, »müssen wir Sie bei unserer Rückkehr ernsthaft rügen. Legen Sie die Füße hoch - das ist eine klare Dienstanweisung!«
    Vornehm wie immer schenkte sich William eine Erwiderung.
    Der Parapsychologe und seine Partnerin traten hinaus in den Innenhof.
    Den Cadillac ließen sie diesmal links liegen und verließen zu Fuß das Schlossgelände. Auf der Zugbrücke wehte ihnen der kühle Abendwind um die Nasen. Als Zamorra noch mit männlicher Munterkeit ausschreiten wollte, registrierte er plötzlich, dass Nicole stehen geblieben war. Das spitzbübische Lächeln war von ihren Lippen verschwunden. Sie war jetzt völlig ernst.
    »Alles zerbricht«, murmelte sie, ehe Zamorra etwas sagen konnte.
    Der Parapsychologe wusste nur zu gut, was sie meinte. Nichtsdestotrotz fühlte er sich bei ihren Worten unendlich hilflos.
    Zwar war die Hölle vernichtet, was ohne Frage einen großen Sieg darstellte, doch immer wieder schossen neue Bedrohungen aus dem Boden. Sie hatten immer noch genug zu tun, beinahe mehr als vorher. Der Angriff auf das Château, die Ereignisse in Kolumbien und schließlich der grausame Tod von Lady Patricia, das alles hatte Spuren hinterlassen. Darüber hinaus wussten sie immer noch nicht genau, was in London vor sich ging.
    Zamorra nahm seine Gefährtin wortlos in den Arm.
    Das Jahr ihrer Trennung war hart gewesen und vor nicht allzu langer Zeit hätte er Nicole abermals fast verloren. Als der Parapsychologe die Augen schloss, sah er wieder den grauenhaften Moment vor sich, als der CIA-Agent Richard Devain seine Waffe zückte und der Französin kurzerhand einen Bauchschuss verpasste.
    Zamorra biss sich auf die Lippen und umarmte seine Gefährtin fester. Der vertraute Duft ihrer Haut stieg ihm in die Nase und wieder einmal schwor er sich, sie niemals wieder gehen zu lassen.
    »Chérie«, murmelte er. »Es wird besser werden!«
    Die Worte klangen entsetzlich lahm, doch auch wenn er der Meister des Übersinnlichen sein mochte, etwas Besseres fiel ihm gerade nicht ein. Jetzt war er einfach ein ganz normaler Mann.
    Nicole ließ ein leises Seufzen hören. »Gewiss wird es das«, erwiderte sie. »Irgendwann.«
    Sie hob den Kopf und blickte ihren Partner an. Das Lächeln schien auf ihre Lippen zurückzukehren.
    »Komm jetzt, bevor wir noch das Beste verpassen«, erklärte sie und griff nach seiner Hand. Schon eilte sie voraus und zog den Parapsychologen hinter sich her. Das vertraute Lachen perlte von ihren Lippen, als sie die Schotterstraße betraten, die in Richtung Dorf führte.
    Auch Zamorra musste unwillkürlich lächeln. Zumindest heute, in dieser Nacht, war alles gut!
    ***
    Mostaches Augen funkelten.
    Der stämmige Wirt fühlte sich wie ein junger Gott. Der genossene Wein schien all seine Lebensgeister anzufachen und erfüllte ihn gleichzeitig mit einer Energie, wie er sie lange nicht mehr gespürt

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