Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0979 - Die Schlacht von London

0979 - Die Schlacht von London

Titel: 0979 - Die Schlacht von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
Vom Netzwerk:
Laute.
    Sie waren böse, sie haben es nicht anders verdient, wisperte das Sümmchen, das einmal ein einzelnes pechschwarzes Blütenblatt gewesen war, bevor diese Blüte auf absonderliche Weise Teil von Carrie geworden war - von ihrer Haut, die sie Stück für Stück mit ihrer Schwärze überzogen hatte.
    Carrie verstand bis heute nicht, wie das hatte geschehen können.
    Und warum.
    Sie verstand nur, dass sie seither gehen konnte, wohin sie wollte. Ein Gedanke, ein Wunsch genügte - und sie war dort.
    »Sei still! Niemand verdient so etwas!« Im Gehen und obwohl die Schreie inzwischen verstummt waren, hielt sich Carrie die Ohren zu.
    Es nützte nichts. Die Stimme, die an ihr klebte, als wäre das die normalste Sache der Welt, ließ sich davon nicht beirren.
    Sie hätten nie mehr Ruhe gegeben. So stellen sie keine Gefahr mehr dar. Du kannst wieder in Frieden leben. Und gehen, wohin du willst. Hier wirst du nicht mehr gebraucht.
    Carrie blieb abrupt stehen und hob ihre Hände, die gerade getötet hatten, so, dass sie auf gleicher Höhe wie ihre Augen waren.
    Aus den Handflächen starrte sie sich selbst entgegen - wie aus einem schwarzen Spiegel.
    »Wer bist du?«, fragte Carrie ganz starr vor Schrecken.
    Ich bin du. Und du bist ich.
    »Das will ich aber nicht! Verschwinde! Lass mir meine Ruhe! Ich will dich nicht mehr haben!«
    Uns kann nichts mehr trennen.
    Carrie empfand eine Ohnmacht, die jener ähnelte, die sie damals verspürt hatte, als die Ärzte und ihre Mum ihr gesagt hatten, dass sie krank sei, schwer krank. Und dass sie nur eine Chance hätte, diese Krankheit zu besiegen können, wenn sie unbedingt leben wollte.
    Alles andere, hatten die Ärzte und ihre Mum gesagt, läge in Gottes Hand.
    Sie hatte nicht gewusst, wie das gehen sollte: gegen etwas kämpfen, das sie nicht mal sehen konnte.
    Und genauso war es jetzt: Was sollte sie ausrichten gegen etwas, das Teil von ihr geworden war?
    Ich werde nie mehr frei sein. Oder ganz ich selbst.
    Diese niederschmetternde Erkenntnis war alles, woran sie noch denken konnte.
    Heulend rannte sie ins Haus und legte sich auf das Bett, in dem sie immer mit Tom gelegen hatte. In dem sie sich gegenseitig Trost gespendet hatte.
    Aber Tom war durch die Hand eines Monsters gestorben, das auch Carrie schon am Haken gehabt hatte.
    Irgendwie war sie ihm im letzten Moment entkommen.
    Ich, wisperte ihre Haut, ich habe dich gerettet.
    Carrie weinte bittere Tränen und wünschte, sie wäre damals mit Tom aus der Welt geschieden.
    Ja, sie wünschte, sie wäre tot.
     
    4.
    Vergangenheit, Ende 2010
    Er war nicht tot. Aber - warum nicht?
    Daniel schlug die Augen auf.
    Und sah.
    Das Halbdunkel war einer Form von Licht gewichen, mit der seine Netzhäute so problemlos umgingen, als herrsche heller Tag. Er befand sich immer noch dort, wo er gestorben war.
    Gestorben? Er wunderte sich über seine eigenen Gedanken. Ganz offensichtlich war er nicht umgekommen, obwohl sich etwas wie Stacheldraht um sein Herz gewickelt, es stranguliert und seinen Puls zum Erliegen gebracht hatte.
    Er blickte an sich herab.
    Da war immer noch der Anti-g-Anzug - nur an etlichen Stellen durchlöchert.
    Also doch. Es war keine Einbildung. Etwas hat sich in mich gebohrt. Etwas hat mich… Ohne den Gedanken bis zum Ende zu verfolgen, richtete sich Daniel vom Boden neben auf, wo er zu sich gekommen war. Die Wand, die vor ihm aufragte, reichte zwanzig, dreißig Meter hoch, vielleicht noch weiter. Sie stieg nicht senkrecht an, sondern hatte eine Wölbung wie eine auf die Seite gekippte Halfpipe. Wenn Daniel sich anstrengte, konnte er hoch oben und etwas in Richtung der gegenüberliegenden Wand versetzt die Öffnung sehen, durch die er hereingekommen war.
    Von dem, was ihn dann gepackt und durch die Luft gedroschen hatte, war nichts zu erkennen.
    Was immer es war, es hat ganze Arbeit geleistet.
    Daniel zog die Handschuhe aus und steckte den Zeigefinger der rechten Hand durch ein passendes Loch in der Brust.
    Kopfschüttelnd begann er, sich aus dem Spezialanzug zu pellen, der die während eines Fluges bei Mach 2 auftretenden Andruckkräfte auf ein erträgliches Niveau abmilderte.
    Mach 2 - die Typhoon-Staffel - seine Kameraden, die an dem Wahnsinnsbaum zerschellt waren…
    Eine Welle von Übelkeit krampfte ihm den Magen zu einem harten Ball zusammen. Daniel fluchte, hustete, spuckte etwas aus, von dem er annahm, dass es Blut war, und stieg aus dem steifen Anzug, der an den Verschlussrändern wie ein durch Harakiri

Weitere Kostenlose Bücher