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0979 - Die Schlacht von London

0979 - Die Schlacht von London

Titel: 0979 - Die Schlacht von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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erscheinen, dass gerade einmal ein Jahr vergangen war, seit hier über die Belange des britischen Königreiches debattiert worden war.
    Wohin waren die Staatsdiener verschwunden?
    Offenbar hatte sie, ungeachtet ihrer früheren Position, dasselbe Schicksal ereilt wie jeden anderen Bürger der Stadt.
    Zamorra suchte unwillkürlich nach sterblichen Überresten. Dass er sie nicht fand, war nur vage beruhigend.
    Dann wurde eine Tür aufgestoßen, und er trat in einen holzgetäfelten Raum, den Zamorra auf Anhieb erkannte. Hier hatte einst das Oberhaus getagt. Die Anordnung der Sitze und die restliche Innenarchitektur waren unverkennbar.
    Aber weniger der vergleichsweise gute Zustand dieses Saales erregte seine Aufmerksamkeit, als vielmehr die Gestalt, die darin auf einem Thron saß, der einst der Königin Vorbehalten gewesen war, wenn sie alljährlich im November die neue Sitzungsperiode des Parlaments eröffnete.
    Zamorra blieb stehen und brachte damit auch seine Begleiter dazu, innezuhalten.
    »Wer… ist die Person dort auf dem… Thron?«, fragte er, ohne den Blick von der alten Frau im Samtmantel nehmen zu können. In ihrem Haar blitzte eine Krone. Aber es war einfach unmöglich, dass… Der Sprecher der Gruppe belehrte ihn eines Besseren. »Das ist Elisabeth II. Auch sie gehört zu den Immunen. Aber sie ist in einem beklagenswerten Zustand. Sie hat seit Beginn der Katastrophe nicht mehr ihren Platz verlassen…«
    ***
    Elisabeth II.? Die Königin von England?
    Zamorra hatte das Gefühl, plötzlich durch Morast zu gehen, jeder Schritt fiel doppelt so schwer wie vor dieser Information.
    Er misstraute der Aussage bis zuletzt. Bis er vor der 85-Jährigen stand, die er nur aus den Medien kannte, der er aber noch nie persönlich gegenüber gestanden hatte.
    Erst recht nicht unter Umständen wie diesen.
    »Majestät?«
    »Sie hört dich nicht.«
    »Aber du sagtest, sie sei eine der Immunen.«
    »Ich sagte auch, Immunität äußere sich in tausend Facetten, bei jedem ein wenig anders. Und sie hier hatte Pech. Sie ist unempfänglich für den Zwang - hat aber auf andere Weise ihre Freiheit verloren.«
    Die Männer schleusten ihn am Thron vorbei.
    »Wie?«, fragte Zamorra, dem es widerstrebte, sich damit abspeisen zu lassen.
    »Sie kann den Thron nicht mehr verlassen. Sie ist dazu verdammt, darauf zu sitzen, solange sie lebt.«
    »Aber wie kann sie noch leben, wenn sie seit Monaten…? Füttert ihr sie?« Das wurde verneint.
    Zamorra fiel es schwer, das zu glauben - bis er erfuhr: »Sie ernährt sich selbst. Versorgt sich auf ihre Weise. Würdest du ihre Robe beiseiteschieben, könntest du es sehen.«
    »Was sehen?«
    »Aus ihren Füßen haben Wurzeln ausgetrieben. Sie haben selbst den Stein des Bodens und die Stockwerke durchdrungen - bis hinab in den Grund.«
    »Man muss ihr helfen!«
    »Das geht nicht. Wir haben es versucht, wir sind keine Unmenschen -auch wenn wir so aussehen«, sagte der Pflanzenmann. »Als wir nur eine dünne Wurzel durchschnitten - denn natürlich haben wir es versucht, sie ist die Königin! - fiel sie sofort in Koma. Daraus ist sie seither nicht mehr erwacht. Aber sie lebt. Sie atmet. Niemand weiß, wie viel sie von dem, was hier gesprochen wird, mitbekommt. Vielleicht nichts, vielleicht alles.«
    Erneut wurde Zamorra gedrängt, weiterzugehen. Bis zu einer Luke im Boden.
    Mit vereinten Kräften hoben zwei der Pflanzenmenschen sie an.
    »Wir müssen da rein?«, fragte Zamorra.
    »Es ist einer der sichersten Orte in London«, wurde ihm erklärt. »Die Königin hat eine bemerkenswerte Eigenschaft entwickelt, seit sie in diesem Zustand verweilt - sie hält uns die Exekutoren vom Leib.«
    »Wie?«
    »Das wissen wir nicht. Aber einer von uns floh in diesen Saal, als sie Westminster durchkämmten und auf den Kopf stellten - wir hatten damals noch keinen Stützpunkt hier. Der Immune, der hier auf Elisabeth traf, als sie noch wach war, wurde von den hereinstürmenden Exekutoren überrascht. Genau wie Elisabeth. Beide rechneten mit ihrem sicheren Tod.«
    »Der aber nicht eintrat.«
    »Nein, der nicht eintrat. Die Exekutoren verließen bald darauf wieder den Raum. Sie hatten ihm kaum Beachtung geschenkt. Erst recht nicht der potenziellen Beute, die ihnen hier wie auf dem Silbertablett serviert worden war. Es war, als wären sie nicht imstande, sie zu sehen, sie zu wittern.«
    »Aber ich sehe sie doch auch. Elisabeth, meine ich.«
    »Du bist kein Exekutor.«
    »Aber…«
    »Was immer du dazu noch wissen willst, ich

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