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098 - Die Blutfurie

098 - Die Blutfurie

Titel: 098 - Die Blutfurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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das sich mehr und mehr aufhellte.
    Zu Chelos Unruhe gesellte sich die Angst vor dem anbrechenden Tag. Er fühlte sich nicht mehr wohl, hatte Schmerzen. Da war ein quälendes Zerren in seinen Gliedern, und bald war sein ganzer Körper davon befallen. Wo sollte er Vera noch suchen? Er wußte es nicht. Er mußte sie vergessen und an sich selbst denken, denn viel Zeit blieb ihm nicht mehr, sich zu verstecken. Im peinigenden Grau des Morgens rannte er zum Friedhof, um in einer Gruft oder einem Grab Zuflucht zu suchen.
    Und dort fand er seine Mutter.
    Tot!
    Mit einem Loch in der Brust! Vernichtet von den Menschen.
    Er wußte, was passieren würde, wenn er Vera liegenließ. Die Sonne würde sie auffressen. Das wollte er nicht zulassen.
    Er brach ein Grab auf. Die Kräfte drohten ihn fast zu verlassen. Mit letztem Einsatz schaffte er es, die schwere Steinplatte zur Seite zu schieben und sich und seine Mutter in Sicherheit zu bringen.
    Kaum waren sie im Grab gewesen, kaum hatte Chelo Silenti den Stein an seinen Platz zurückgehoben, da fiel der erste Sonnenstrahl auf den Friedhof.
    Chelo hatte enormes Glück gehabt, und er hatte seiner toten Mutter den totalen Verfall, die völlige Auflösung erspart. Mehr aber konnte er nicht für sie tun.
    In der Enge des Grabes kauerte er neben Vera. Er hielt sie in seinen Armen, drückte sie an sich und fühlte sich elend. Chelo würde sich erst an die Einsamkeit gewöhnen müssen.
    Der Tag kam ihm so lange vor wie kein anderer. Als es endlich, nach quälendem Warten, wieder dunkel wurde, spürte er es.
    Er stand auf. Allmählich kehrten die gewohnten Kräfte in ihn zurück. Er schob die Grabplatte zur Seite und streckte den Kopf vorsichtig aus der Öffnung.
    Leer und still war der Totenacker. Chelo konnte das Grab gefahrlos verlassen. Er warf einen Blick über die Schulter zurück auf seine Mutter und überlegte, ob er sie mitnehmen solle.
    Ihr Anblick hätte ihm Schmerzen bereitet, deshalb entschied er, sie hier zu lassen. Solange das Grab geschlossen blieb, würde Vera Silenti nicht verfallen.
    Sie würde hier liegen und nicht mehr leben. Aber die Gesetze der Natur würden an ihr keine Gültigkeit haben. Chelo ließ seine Mutter im Grab, legte die schwere Steinplatte auf das steinerne Rechteck, das das Grab einfriedete, und ging nach Hause.
    Zum erstenmal war er allein. Es dauerte lange, bis er sich daran gewöhnte. Immer wieder pilgerte er nachts zum Friedhof, öffnete das Grab, setzte sich auf die Einfassung und starrte stumm auf seine Mutter.
    Mit der Zeit ging er immer seltener auf den Friedhof. Er ließ der toten Vampirin ihre Ruhe. Wenn ihn die Einsamkeit besonders plagte, rief er nach Asmodi, dem Fürsten der Finsternis, doch dieser kam nicht, und so konnte ihn Chelo Silenti auch nicht bitten, seiner toten Mutter zu helfen.
    Er lebte weiter, über Jahrhunderte hinweg, aber er fand keinen Gefallen an diesem Leben. Ihm kam es wie eine Strafe vor, ohne Vera leben zu müssen…
    Der Vampir stieß ein hungriges Fauchen aus. Ein Mann befand sich in seinem Haus, saß in der Falle!
    Er konnte unmöglich wissen, welche Gefahr er heraufbeschwor. Es war Selbstmord, sich nachts in das Haus eines Vampirs zu wagen. Chelo Silenti pirschte sich an das Gebäude heran.
    Er benetzte seine blutleeren Lippen. Seine Zunge stieß dabei gegen die langen Vampirhauer. Mit wenigen Schritten erreichte er das Haus.
    »Silenti, wo steckst du?« rief Terence Pasquanell.
    Der Blutsauger glitt lautlos an der Mauer entlang. Er verursachte nicht das geringste Geräusch, huschte wie ein körperloser Schatten durch die offene Tür und verbarg sich sofort hinter einer Säule.
    Er beobachtete den Mann. Mitten in der großen leeren Halle stand er und zeigte nicht die geringste Furcht.
    Aber das hieß noch lange nicht, daß er keine Angst zu haben brauchte, denn sein Leben hing nur noch an einem sehr dünnen Faden, den Chelo Silenti in wenigen Augenblicken durchbeißen würde.
    Der Vampir ging weiter. Seine Füße schienen den Boden nicht zu berühren. Er huschte von Säule zu Säule, ohne daß der bärtige Mann ihn bemerkte.
    Mit brennenden Augen starrte Chelo Silenti auf die breiten Schultern des bulligen Mannes. Ein kraftstrotzender Kerl war das. Solche Opfer waren dem Blutsauger am liebsten.
    Manchmal war er gezwungen, über schwache oder kranke Menschen herzufallen, weil er hungrig war und sich keine, andere Gelegenheit bot. Zumeist waren solche Opfer sehr unergiebig, und der Hunger stellte sich bald wieder

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