098 - Die Geistergirls von W
frisch in die Welt
lachte. Das lange, gewellte, weich fließende Haar fiel bis auf die Schultern
herab. Das Foto musste im Sommer aufgenommen worden
sein, denn die Dargestellte trug nur ein dünnes T-Shirt mit Spaghetti-Trägern.
»Leisner, Britta ...«
Larrys Blick wanderte zu den Eintragungen auf der
gegenüberliegenden Seite. »Geboren am 16. März ... Farbe der Augen braun, Größe einssiebzig . Unveränderliche Kennzeichen: Narbe am
linken Knie ...« Er klappte die Seite mit dem Foto um und las auf Seite 5
weiter, auf der Wohnort und Straße standen. »Bochum 6, Wattenscheid,
Graf-Adolf-Straße ...«
●
Der mysteriöse Fund von Britta Leisners Papieren, jener
unbekannten Neunzehnjährigen aus Wattenscheid, beschäftigte die beiden Männer
während der ganzen Fahrt. Sie fuhren der Einfachheit halber über die Grenze
nach Texas. Aus einem Telefonbuch hatte X-RAY-3 die Nummer und die Adresse
eines Veterinärs herausgesucht. Der hatte sich der Einfachheit halber gleich in
der Nähe einer Farm angesiedelt und hatte damit gleich seine Arbeitsstelle vor
der Haustür.
Larry hatte ihr Kommen bereits telefonisch angekündigt und dem
Tierarzt mitgeteilt, um was es ihm ging. Er hatte ihm ein fettes Honorar in
Aussicht gestellt, wenn er den toten Hund noch in dieser Stunde sezieren würde,
um die Todesursache festzustellen. Auf der Fahrt dorthin informierte X-RAY-3
über seinen Miniatursender die Zentrale in New York. Der PSA-eigene Satellit
trug seinen Bericht in die dortige Funkzentrale. X-RAY-1, der geheimnisvolle
Leiter, nahm die Informationen sofort in Empfang. Sie enthielten auch die Daten
des Passes , den Larry Brent sichergestellt hatte.
Die Vermutung, dass der Pass durch übernatürliche Kräfte im Haus von la Mama angekommen
war, lag nahe. Offenbar hatte die Teleportation eines
Gegenstandes stattgefunden. Solche Phänomene waren nicht selten. Ohne
ersichtliche Gründe verschwanden bei diversen Personen manchmal Dinge.
Diejenigen, denen so etwas zustieß, konnten sich manchmal nicht erklären, wo
und wann sie den betreffenden Gegenstand verloren hatten. Und manchmal tauchte
das Verschwundene ebenso unerwartet wieder auf.
Jene Britta Leisner aus Wattenscheid brauchte ihren Pass noch gar nicht vermisst zu
haben. Welche Faktoren bei einem solchen Vorgang mitwirkten, war nach wie vor
ungeklärt. Rätselhaft war auch das Blut, falls es sich als solches
herausstellen sollte. Es konnte einfach auch ein roter Stoff sein, wie er beim
Durchqueren verschiedener Dimensionen auftrat. Manche Gegenstände waren
verschmiert mit einer unbekannten Materie. Beim Austritt aus der vierten
Dimension, die der betreffende Gegenstand auf seiner gedankenschnellen
Wanderung durchquert hatte, passierte es auch oft, dass andere Gegenstände und sogar Kleinstlebewesen mit herabregneten .
So waren Beobachtungen aufgezeichnet, die zeigten, dass Reißnägel und Büroklammern, Insekten, Käfer und ganze
Mückenschwärme mit einem einzelnen Gegenstand materialisierten. Hin und wieder
hagelte es sogar Steine, oder es tauchte ein Gegenstand aus der Vergangenheit
auf, der irgendwann dort verloren gegangen und bisher
nicht wieder in die dritte Dimension zurückgefallen war. Bilder oder
Schmuckgegenstände wurden meistens auf diese Weise registriert. In einer
Abteilung der PSA, die als parapsychisches Museum bezeichnet wurde,
bewahrten die Wissenschaftler solche Beweisstücke auf. Manche waren
unverändert, andere waren zerschmolzen oder seltsam verformt, als wären sie
einer großen Hitzeeinwirkung ausgesetzt gewesen. X-RAY-1 wollte sich wieder
melden, sobald Untersuchungsergebnisse vorlagen.
Die Daten wurden per Telex an die verantwortliche Polizeistelle in
Wattenscheid weitergegeben und konnten wegen des Zeitunterschiedes zwischen
Amerika und Europa erst acht Stunden später überprüft werden. Dass das Auftauchen des Personalausweises zeitlich
praktisch zusammengefallen war mit dem Tod des Hundes von la Mama, war
bestimmt kein Zufall. Und kein Zufall war auch der Schatten, den Larry Brent
zwischen den Grabsteinen verschwinden sah. Alle Ereignisse waren Schlag auf
Schlag erfolgt.
Begonnen hatte es mit dem Hundebellen. Hatte das Tier die
Annäherung des Fremden, Unfassbaren instinktiv noch erfasst ? X-RAY-1 bat darum, umgehend über das
Untersuchungsergebnis unterrichtet zu werden. Das lag genau zwei Stunden später
vor. Der Tierarzt jenseits der Grenze im Staat Texas machte sich sofort an die
Arbeit, als Larry Brent zwei
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