098 - Die Geistergirls von W
Hundert-Dollar-Noten auf den Tisch legte. Zuerst
führte er einen Gifttest durch, um festzustellen, ob
das Tier vielleicht durch vergiftetes Fressen oder eine Injektion verendet war.
Die Symptome, die Larry Brent und Luis Garcia de Valo schilderten, waren ihm unbekannt.
»Sagt mir nichts«, knurrte der Mann im weißen Kittel. »So etwas
habe ich noch nie gehört !« Der Test verlief negativ.
Es ließ sich kein Gift feststellen. Dann öffnete der Mediziner das Tier. »Das
gibt es doch nicht !« , sagte der Mann und starrte die
beiden Männer, die beim Sezieren dabeiblieben, mit offensichtlichem Erschrecken
an. Auch Luis Garcia de Valo und Larry Brent wurden blass . Hätten sie den Hund nicht selbst hierher gebracht
und hätten sie nicht selbst erlebt, auf welche Weise er zu Tode gekommen war,
würden sie das, was sich ihren Augen bot, nicht geglaubt haben.
Der Hund hatte nachweislich keine äußeren Verletzungen. Nicht mal
den Stich einer Injektionsnadel, wie der Tierarzt zunächst vermutete. Dennoch
sah das Tier aus, als wäre es zwischen die Puffer zweier Eisenbahnwaggons
geraten. Sämtliche Organe waren zerquetscht .
●
Die Graböffnung fand in den frühen Morgenstunden des folgenden
Tages statt. Kommissar Merkert war anwesend, als vier Arbeiter der Stadt
zunächst die welken Blumen und Kränze wegräumten. Seit Suzettes Beerdigung
hatte sich keiner mehr um das Grab gekümmert. Sie hatte in ihrem Leben viele Freunde gehabt, aber keinen einzigen, der sich wirklich für sie interessierte und
dem Lydia Prauner etwas bedeutete. Selbst ihre Freundinnen hatten sie schon vergessen.
Die Männer setzten einen kleinen, nur sechzig Zentimeter breiten
und sehr handlichen Motorbagger ein, um die Hügel abzutragen und die Erde
auszuheben. Das alles ging sehr schnell. Die restliche Erdschicht wurde dann
mit Schaufeln herausgehoben und auf die Seite geworfen. Merkert hatte durch
einige Sicherheitskräfte den Zugang zu dieser Grabreihe sperren lassen. Auch
morgens waren schon Besucher auf dem alten Günnigfelder Friedhof. Es galt, die Neugierigen fernzuhalten. Merkert kam es auf ein
schnelles Ergebnis an, und er wollte vor allen Dingen so wenig Aufwand wie
möglich betreiben. Alles war für den Abtransport des Sarges vorbereitet. Die
Seile wurden von zwei in der Grube tätigen Männern um den Sarg gelegt. Ein
Arbeiter hob die Totenkiste an. »Na !« , rief er nach
oben. »Die fühlt sich aber leicht an .«
»Moment mal !« Merkert war wie
elektrisiert.
Er starrte nach unten und konnte sehen, dass der Mann den Sarg ohne größere Kraftanstrengung an einem Ende hob. Der
Kriminalbeamte stieg selbst hinunter. »Vielleicht können wir uns einen Umweg
ersparen«, sagte er mit rauer Stimme und entschied,
den Deckel des Sarges gleich an Ort und Stelle aufzumeißeln und nicht erst in
der Leichenhalle. Hammer und Meißel wurden herbeigeschafft, und wenige Minute
später hallten dumpfe Schläge durch die morgendliche Stille des Friedhofes.
Nach einiger Zeit war der Deckel locker, und die Männer konnten ihn abnehmen.
Merkert war dennoch überrascht, als er in den Sarg blickte, obwohl er es fast
erwartet hatte: Der Sarg war leer .
●
Damit war der Stein ins Rollen gebracht. Leichenraub! Es
war nicht der erste Fall, wie der Kommissar sich erinnerte. Vor einiger Zeit
war er schon mal auf dem Günnigfelder Friedhof tätig
gewesen. Damals waren der oder die Täter jedoch nicht zum Erfolg gekommen. Sie
hatten etwas über einen Meter dreißig gegraben und waren dann auf den
Sargdeckel gestoßen, der mit einem Spaten durchbrochen worden war.
Ein morgendlicher Friedhofsbesucher hatte das verwüstete Grab
entdeckt und sofort die Friedhofsverwaltung und die Polizei alarmiert. Bei
ihren Recherchen stieß die Kripo in der Nähe der Grabstelle auf eine Glühbirne
und eine ausgebrannte Batterie, was der Vermutung Nahrung gab, dass die Grabschänder in der Nacht im Schein einer
Taschenlampe gearbeitet haben mussten . Zur
Aufklärung des Falles hatte die Kripo seinerzeit die Mithilfe der Bevölkerung
erbeten und besonders Auskunft darüber, ob jemand am Tag nach der fraglichen
Nacht einen Menschen mit verschmutzten Kleidern und besonders auffällig
verdreckten Schuhen gesehen hätte. Brauchbare Hinweise waren seinerzeit nicht
eingegangen, und so war der mysteriöse Fall schließlich zu den Akten gelegt
worden. Jahre später beschäftigte sie ein neuer Grab-Fall . Der trug
allerdings andere Merkmale.
Der Grabschänder und
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