098 - Die Geistergirls von W
sie
heißen. Sie scheint wohl nicht da zu sein .«
»Suzette, da hat gerade vorhin einer nach ihr gefragt. Ja,
natürlich ist die hier .«
Frank Bruns ließ sich seine Überraschung nicht anmerken. »Kann ich
sie sehen ?«
»Sehen schon, natürlich ... Aber du musst dich noch ein wenig gedulden. Sie hat gerade einen Kunden .«
»Ist sie wirklich noch hier im Haus ?«
Die Blondine lachte. »Er glaubt mir nicht. Willst du keine von
meinen kleinen Freundinnen als Begleiterin? Ich kann dir jede Einzelne nur ans
Herz legen. Sie sind wirklich süß .«
»Ich will zu Suzette .«
»Na schön. Aber dann musst du warten.
Ich weiß nicht, ob du so viel Zeit hast ?«
»Den ganzen Tag, wenn's sein muss .«
»Schön. Dann sieh dir Suzette an. Wenn dich jemand von den Mädchen
in die Sonnenkabine begleiten soll, brauchst du's nur zu sagen. Gelangweilt hat
sich noch keiner hier .« Mit diesen Worten ging sie
voran und führte ihn ein Stockwerk höher. Das alte Haus war mit viel Geschmack
und massivem finanziellen Einsatz eingerichtet worden. Die hölzernen Treppen
waren mit einem roten Läufer ausgelegt.
Überall standen kleine Ziergegenstände und Kleinmöbel, die dem
Haus eine individuelle Note verliehen. Im ersten Stock lagen die Zimmer der
Mädchen, die Kabinen und Solarien. Zimmer 17 war belegt. Darauf steuerten sie
zu. In der Tür befand sich ein Guckloch. Aber bis dahin kamen die Chefin des
Sonnenstudios und der Reporter nicht mehr. Plötzlich entstand Krach. Irgendein
schwerer Gegenstand im Raum hinter der Tür fiel um, und dann flog die Tür
berstend und splitternd nach außen.
Ein Höllenlärm entstand. Ein muskulöser Mann mit rotem Haar und
wildem roten Vollbart stürmte mit den Türresten auf den Korridor. Der Fremde
war breit wie ein Kleiderschrank. Auf seinem Haupt und seinem Oberkörper
klebten dicke, weiße Schaumflocken, und um die Hüften hatte er ein großes
Frotteetuch geschlungen. In der Hand hielt er eine Waffe, die er in den Raum
richtete. Dort tauchte jetzt jemand auf. Noch ehe die Gestalt ins Blickfeld der
löwenmähnigen Blondine und des Reporters trat, war der flackernde Widerschein
bereits zu sehen.
Die Blondine schrie auf.
»Suzette!« Wer da aus dem Zimmer taumelte und
unartikulierte Laute ausstieß, war niemand anderes als Lydia Prauner alias Suzette . Sie stand in Flammen! Lautlos
fraß sich das Feuer in ihren Körper, während sie mit ausgestreckten Armen - wie
das Monster des Barons Viktor von Frankenstein - auf den Mann mit der Waffe
zuwankte. Die löwenmähnige Blondine und Frank Bruns wichen zurück, noch ehe der
Fremde ihnen ein entsprechendes Zeichen gab.
Lydia Prauner brannte von Kopf bis Fuß.
Ihre Kleider waren längst zu Asche geworden, ihre Haare waren dahin. Dennoch
kam über die Lippen der Frau kein Schmerzenslaut. Wie ein Roboter lief sie
weiter, während die Flammen sich weiter in ihren Körper fraßen. Die Besitzerin
des Etablissements lief schreiend davon. Der Reporter wich bis zur Treppe
zurück und eine Ahnung stieg in ihm auf. Er starrte auf den muskulösen Fremden,
dann wieder auf die in Flammen Stehende.
»Sie ist schon längst kein Mensch mehr ... sie ist eine Untote .«
Der Mann mit der Waffe in der Hand nickte. »Erraten,
Towarischtsch«, sagte er mit stark gefärbtem russischem Akzent. »Und mich
wollte sie auch zu einem machen. Es war gut, dass ich
vorgewarnt war .« Lydia Prauner brannte wie eine Fackel und sank dann in die Knie. Vorhänge und Teppichboden
fingen Feuer.
»Holen Sie 'nen Feuerlöscher, schnell! «
Bruns lief los. Unten vor dem Treppenaufgang hing einer an der
Wand. Der Reporter sauste zurück, während unten in der Halle die anderen
Mädchen des Bahama Sun schreiend auseinander
spritzten und die Chefin zum Telefon eilte, um die Polizei anzurufen. Das
Feuer, das von der brennenden Untoten auf das Haus überzugreifen drohte, bekam
der Fremde mit dem russischen Akzent schnell unter Kontrolle. Er legte rings um
die Brennende einen Schaumteppich. Wenige Minuten später war der Spuk vorbei.
Von der untoten Lydia Prauner blieb ein Häuflein Asche übrig.
»Mein Name ist Iwan Kunaritschew«, stellte der Vollbärtige sich
vor und schlang das Handtuch enger um die Hüften. »Häuser wie dieses sind immer
für Überraschungen gut. Dass es welche in dieser
Richtung sein könnten, ist allerdings nicht die Regel. Was ich jedenfalls hoffe
...« Mehr sagte Iwan Kunaritschew alias X-RAY-7 nicht. Aber er war voller
Gedanken und Überlegungen. Von Hamburg
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