0981 - Tränenjäger
Blick wanderte zu Delgados altertümlicher Pistole.
»Hast du genug Munition dafür?«, fragte er. »Und kann das Ding mehr als einen Schuss abfeuern?«
Der Doktor nickte. »Das ist eine Luger, die wird uns nicht im Stich lassen«, bekräftigte er.
»Dann komm!«
Domingo fasste seinen Freund an der Schulter und gemeinsam hetzten sie zurück in Richtung Mission. Der junge Priester wusste, das unheimliche Geschöpf mochte sich erschreckt haben, aber es würde zurückkehren -und das schon bald!
***
»Weiter!«
Die Stimme des Zuckerbarons durchschnitt die Stille der Nacht wie der Hieb einer Machete.
Niemand antwortete Älvarez.
Der Fahrer des Jeeps starrte blicklos in den Dschungel, trat aber gehorsam auf das Gaspedal.
Die Fahrzeugkolonne war auf dem Weg in das nächstgelegene Dorf. Dort, so hatte der Patron entschieden, würden sich weitere potenzielle Soldaten finden lassen.
Aber schon im nächsten Moment schien es sich der bärtige alte Mann auf dem Beifahrersitz des führenden Fahrzeugs wieder anders zu überlegen.
»Stop!«, befahl er hart.
Reifen quietschten. Mit einem Aufheulen kam der Jeep zum Stehen.
Álvarez kniff die Augen zusammen. Seine Nasenflügel zitterten, als würde er Witterung aufnehmen.
»Ich spüre etwas«, murmelte er dann gedehnt. »Eine starke, bösartige Präsenz…«
Ein unheimliches Lächeln huschte über seine ledrigen Züge.
»Vergesst das Dorf«, erklärte er dann mit fester Stimme. Es war, als würde er aus einer Trance erwachen. »Ich glaube, wir haben unseren Verbündeten gefunden!«
***
»Möchten Sie etwas trinken?«
Richard Devaine blickte seine beiden Gäste fragend an.
»Ein Wasser bitte«, antwortete Zamorra. Nicole schloss sich seiner Wahl an.
Devaine organisierte das Gewünschte. Sich selbst goss er ein großzügiges Glas Whiskey ein.
Das Trio befand sich jetzt im Hauptquartier des CIA-Manns. Die in aller Eile hochgezogene Militärbasis befand sich etwa fünf Kilometer vom unsichtbaren Rand der Todeszone entfernt. Das alte Lager war zerstört worden, als siçh die Sphäre ausgeweitet hatte.
Devaine nippte an seinem Drink und sah seine Gäste erwartungsvoll an. »Also, haben Sie irgendwelche Vorschläge?«
Zamorra seufzte unhörbar. Erwartete Devaine etwa, dass sie für ihn die Kastanien aus dem Feuer holten? Es sah fast so aus.
»Sie kennen Ihre Vorgesetzten besser als wir«, gab der Parapsychologe zurück. »Wie schätzen Sie die Lage ein?«
Devaine überlegte einen Moment. Aber gerade, als er den Mund zu einer Erwiderung öffnen wollte, klopfte es an der Tür.
»Ja?«, fragte er stirnrunzelnd. Die Störung passte ihm offenbar gar nicht.
Ein Coronel betrat das Büro und nahm zackig Haltung an.
»Es gibt Neuigkeiten von Álvarez, Sir!«, ließ er wissen.
Nicole verdrehte die Augen. Sie konnte sich noch lebhaft an den Arenakampf erinnern, zu dem sie Don Antonio gezwungen hatte.
Interessiert beugte sich Devaine im Stuhl nach vorne. »Berichten Sie«, befahl er. Seit den letzten Aktivitäten des Zuckerbarons ließ er den Mann überwachen. Eine permanente Kontrolle war ihm zwar nicht möglich, dennoch wollte er stets darüber informiert sein, was der selbstherrliche Plantagenbesitzer trieb.
»Álvarez hat heute all seine Männer zusammengetrommelt«, erklärte der Coronel. »Sie haben mit mehreren Fahrzeugen sein Anwesen verlassen. Es scheint, als hätte er etwas vor!«
»Das ist alles?«
Der Uniformierte nickte.
»Okay«, sagte Devaine, »Sie können wegtreten. Halten Sie mich weiter auf dem Laufenden!«
Der Coronel nickte noch einmal und entfernte sich.
Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, blickte der CIA-Mann seine beiden Gäste an.
»Wie es aussieht, geht der Tanz los«, seufzte er.
Alle Drei konnten sich noch lebhaft daran erinnern, wie der dämonische Velasco gemeinsam mit Álvarez versucht hatte, die Träne in seine Gewalt zu bringen. Ob der Plantagenbesitzer nun zu einem zweiten Versuch ansetzte? Dazu fehlten ihm allerdings schlagkräftige Verbündete. Velasco war vergangen und nur mit seinen bewaffneten Schergen als Helfershelfer würde eine solche Aktion in die Hose gehen, das musste dem Zuckerbaron klar sein.
Zamorra atmete tief durch. Wie es aussah, hatten sie jetzt nicht nur Devaines schießwütige Vorgesetzte am Hals, sondern mussten sich auch noch mit Álvarez herumschlagen. Einen Zwei-Fronten-Krieg konnten sie jetzt am Allerwenigsten brauchen!
Der Parapsychologe fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht.
»Was
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