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0981 - Tränenjäger

0981 - Tränenjäger

Titel: 0981 - Tränenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Breuer
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bereits. In nicht einmal einer Stunde würde es stockfinster sein.
    »Ihr alle habt es gespürt«, begann der junge Hohepriester schließlich, nachdem er sich erhoben hatte. Wenn seine ehemaligen Kommilitonen in Harvard ihn in diesem Moment gesehen hätten, ihnen wären wohl die Augen aus dem Kopf gefallen. »Das Böse ist stärker geworden. Ich befürchte, Freunde, wir werden nicht mehr lange in der Lage sein, es in Schach zu halten.«
    Die Anwesenden begannen zu murmeln und tuschelten leise miteinander. Das offene Eingeständnis, dass sie zu schwach waren, um ihr Heiligtum zu schützen, schmeckte nicht jedem, dennoch nickte einer nach dem anderen langsam.
    Jim ließ seine Worte noch einen Moment sacken, bevor er erneut ansetzte: »Wir werden Hilfe brauchen, das ist euch doch klar, oder?«
    Eine der Frauen hob die Hand. Jim nickte ihr zu und erteilte ihr so das Wort.
    »Was hast du vor?«, fragte sie. »Sollen wir uns an die Soldaten wenden?«
    Ihre Miene sah nicht begeistert aus. Bei dem Feuersturm, den der Anführer der Soldaten, dieser Americano, entfesselt hatte, nicht nur dämonische Kreaturen ums Leben gekommen. Auch einige Stammesmitglieder waren in den Flammen gestorben. Kein Wunder, dass niemand gut auf Devaine zu sprechen war.
    Auch Jim wäre es niemals eingefallen, Hilfe bei den Streitkräften zu suchen. Nein, was sie brauchten, war Beistand ganz anderer Art!
    »Nein, wir werden Zamorra um Rat fragen«, erklärte der junge Hohepriester.
    Die Frau blickte ihn einen Moment lang irritiert an, dann tippte sie sich an die Stirn.
    »Du spinnst, Jim«, sagte sie respektlos. »Der Mann sitzt am anderen Ende der Welt. Wie soll er uns von da aus helfen können?«
    Der junge Hohepriester lächelte. Er verstand ihren Einwand durchaus. Die riesige Entfernung war in der Tat ein Problem.
    »Ich bin sicher, er wird Mittel und Wege finden, um uns so schnell wie möglich beizustehen«, antwortete er selbstsicher. Er warf einen Blick in die Runde und betonte noch einmal: »Wir brauchen Zamorra an unserer Seite, Freunde. Ihr habt gesehen, wozu sein Amulett in der Lage ist. Menschliche Waffen sind gegen die Mächte, die uns bedrohen, nutzlos.«
    Das sah jeder ein und die anschließende Diskussion währte nur kurz.
    Während die Anderen noch beratschlagten, dachte Jim nach. Die Fahrzeuge, mit denen sie hergekommen waren, standen ein Dutzend Kilometer entfernt. Unmittelbar um die Kultstätte herum gab es nämlich kaum passierbare Straßen, sondern nur dichten Urwald.
    Er würde also zunächst einmal den Fußmarsch zum Wagen hinter sich bringen müssen. Und dann zurück in die Zivilisation! Hier im Dschungel nutzte ihm das Mobiltelefon, das Jim als Großstadtkind natürlich besaß, nämlich herzlich wenig. Er musste irgendwohin, wo er Empfang hatte, dann konnte er umgehend Kontakt mit Zamorra aufnehmen.
    »Ihr bleibt hier und bewacht die Träne«, unterbrach Jim die immer noch andauernde Diskussion. Alle Blicke richteten sich auf ihn. In knappen Worten erklärte der Hohepriester, was er vorhatte.
    »Bist du verrückt?«, lautete die perplexe Antwort seiner Gefährten. »Gleich ist es stockfinster dort draußen!«
    Jim nickte langsam.
    »Ich weiß«, gab er zurück, »aber das ist unsere einzige Chance. Das Böse wird zuschlagen und zwar vielleicht schon früher, als uns lieb ist. Deshalb werde ich sofort aufbrechen - und zwar allein!«
    Nach und nach sahen die anderen Stammesmitglieder ein, dass sie ihn nicht umstimmen konnten.
    »Dann ist es beschlossen«, erklärte Jim mit einem letzten Nicken. Sie beendeten die Zusammenkunft und der junge Hohepriester entfernte sich, um seine Sachen zu packen.
    Mit einem aufmunternden Lächeln verabschiedete er sich von seinen Gefährten. Nach einem letzten Blick in den sich rasch verdunkelnden Himmel verschwand Jim im Dschungel und ließ die Kultstätte des verfluchten Volks hinter sich zurück.
    ***
    San Carlos Cavazo
    Ein grässlicher Schrei zerriss die trügerische Stille der Nacht und ließ Pater Domingo hochschrecken. Gerade erst hatte der Priester zu ein wenig Ruhe gefunden, nachdem er sich stundenlang hin und her gewälzt hatte.
    Nun, da er so unvermittelt aus dem Schlaf gerissen wurde, brauchte er einen Moment, um seine Gedanken zu ordnen. Obwohl er nur zwei Gläser getrunken hatte, fühlte er sich wie gerädert.
    Um Himmels willen, lass dich bloß nie wieder von José auf einen Drink einladen, alter Knabe! Was für ein Teufelszeug…!
    Domingo schwang die Beine aus dem Bett. Einen

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