0982 - Der Ufo-Bastard
ich mußte beinahe bis zum Ende der Straße gehen, wo sie in einem Feldweg mündete, der eine hügelige Wiesenlandschaft zerschnitt.
Die Müllers wohnten im letzten Haus, und es war von einem großen Garten umgeben. Ein heller Zaun sah aus wie vor kurzem erst gestrichen. Durch den Vorgarten führte ein plattierter Weg, den gelbe Sonnenblumen flankierten.
Ich ging die paar Schritte zur Tür und suchte nach der Klingel. Sie war in die grün gestrichene Haustür integriert worden. Überhaupt schienen die Bewohner diese Farbe zu lieben. Die Fensterläden, die Fensterkreuze und selbst das Garagentor waren in einem kräftigen Grün gestrichen.
Auf mein Klingeln hin tat sich nichts. Auch beim zweiten Versuch öffnete mir niemand. Bevor ich mich wieder zurückzog, würde ich noch bei den Nachbarn nachfragen, das nahm ich mir vor.
Das brauchte ich nicht, denn aus dem hinteren Garten klang ein Rauschen an meine Ohren, das entsteht, wenn jemand mit einem Gartenschlauch hantiert. Na also, man kann ja nicht immer Pech haben.
Ein Weg führte mich in den Garten. Die Platten endeten an der Hausseite vor einem Kiesbett, so daß jeder, der sich an der Rückseite aufhielt, hören konnte, wenn jemand kam.
Susanne Müller konnte mich jedoch nicht hören. Sie stand auf einem Rasenstück, das von Büschen, Nadelbäumen und Blumen umgeben war.
Sie hielt den roten Wasserschlauch in der Hand, als wollte sie eine Schlange bändigen. Die Vegetation lechzte nach dem Naß. Schon lange hatte es nicht mehr geregnet; die Erde war staubtrocken.
Ich betrat den Rasen, der weich wie ein Teppich und völlig egal geschnitten war. Erst als ich ungefähr zwei Schritte hinter der Frau stand, sprach ich sie laut an. Sie mußte meine Stimme auch durch das Rauschen des Wassers hören, zuckte kurz zusammen und drehte sich aber langsam um, wobei sie das Wasser abstellte.
Susanne Müller hatte gute Nerven, das gab ich zu. Sie trug helle Hosen, die ihr bis zu den Knien reichten, und eine blaue Bluse, die sie unter der Brust verknotet hatte. Das Haar war hochgesteckt. Zwei mißtrauisch wirkende Augen schauten mich an, und auf der Stirn stand eine Falte. Von dieser Person ging etwas aus, das durchaus den Begriff sexy verdiente.
Es mochte auch an ihrer nicht so schlanken Figur liegen und möglicherweise auch an ihrem Schmollmund.
»Guten Abend«, sagte ich freundlich. Sie schwieg. Musterte mich. Und dachte nach, was mein Auftritt hier wohl zu bedeuten hatte. Immerhin war sie freundlich.
»Guten Abend. Darf ich fragen, wer Sie sind?«
»Ich heiße John Sinclair.«
»Schön. Mich werden Sie ja kennen. Ihr Name hört sich wenig deutsch an.«
»Ich bin Engländer.«
»Hallo, Europa«, erwiderte sie locker. »Darf ich trotzdem fragen, was Sie aus England zu mir herführt, denn, zufällig sind Sie bestimmt nicht hier aufgetaucht.«
»Da haben Sie recht, Frau Müller.«
»Also, um was geht es? Ich möchte Sie bitten, sich kurz zu fassen. Sie sehen ja selbst, wie trocken hier alles ist. Ich muß noch den ganzen Garten sprengen.«
»Das werde ich, Frau Müller. Es geht auch nicht direkt um Sie, sondern um Ihren Mann.«
»Um Heinz?«
»Ja.«
»Der ist tot!«
»Ja«, sagte ich. »Für Sie. Aber ich kenne jemanden, der dieses bezweifelt, Frau Müller.«
Für einen winzigen Augenblick sah sie aus, als wollte sie mir an die Kehle springen, aber sie riß sich zusammen. Der rote Schlauch entfiel dabei ihren Händen und blieb auf dem Boden liegen wie eine tote Schlange.
Sie räusperte sich. Die Hände hatte sie zu Fäusten geballt. »So, und jetzt machen Sie mir mal klar, wer einen solchen Unsinn erzählt hat, Herr Sinclair.«
»Es war jemand von hier. Eine Person, die Ihren Mann kennt oder kannte.«
»Schön. Und wie heißt Ihr Informant?«
»Sie gestatten, daß ich den Namen für mich behalte?«
»Ahhhh - sehr schön. Jetzt kommt noch die große Geheimniskrämerei. Finde ich toll. Nur frage ich mich inzwischen, was ein Engländer bei mir will. Weshalb haben Sie die weite Reise unternommen? Ich möchte mit Ihnen nicht reden, daß ich schon genug unter dem Tod meines Mannes gelitten habe. Gehen Sie! Ich halte nichts davon, daß sich Fremde um meine privaten Angelegenheiten kümmern. Und überhaupt? Wer sind Sie eigentlich?«
Ich zeigte ihr meinen Ausweis. Sie schaute, ihn sich zwar an, aber sie las den Text nicht. Das sah ich schon, denn ihr Blick verlief sich irgendwie. »Klar?« fragte ich. »Sie sind also Polizist?«
»In der Tat. Sie sprachen vorhin
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