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0982 - Die Kinder der Zeitsäufer

0982 - Die Kinder der Zeitsäufer

Titel: 0982 - Die Kinder der Zeitsäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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die sie angetrieben hatte, und die darauffolgende unvermeidliche Enttäuschung ließen ihre Todesangst und ihre Lebenszeit viel köstlicher schmecken, als wenn die Gosh sie gleich aufgesogen hätten.
    Surrosh kannte sich in dem Labyrinth aus. Mithilfe der schöpfenden Kraft der veränderten Seelenkristalle hatte er es schließlich mit erschaffen.
    Nun lauerte er in einem der Gänge, verborgen durch die schützende Hand der Dunkelheit, und beobachtete den weiß gewandeten Priester. Er war gefährlich! Schon als er die Treppe heruntergekommen war, hatte Surrosh dies erkannt. Doch nun bekam er einen eindrucksvollen Beweis davon: Aus der Hand des Frevlers ragte ein Kästchen, aus dessen magischem Auge ein kräftiger Lichtstrahl drang.
    War der Eindringling nicht nur Priester, sondern gar Zauberer? War das Ding in seiner Hand eine Waffe, deren Wirkung der Gosh nicht abschätzen konnte? Oder war es nur einer dieser Gegenstände, die er wegen seiner langen Verbannung nicht kannte, von denen er aber viele gesehen hatte, als er im Dorf seinen ersten Diener erschuf?
    Für einen Moment schloss er die Augen und drang in die Köpfe der Dorfbewohner ein. Seit sie den Keim trugen, waren ihre Gedanken, ihre Seelen, ihre Erinnerungen zu einem riesigen Geflecht vernetzt. Und er war der Herr, der darüber gebot.
    Er wühlte in den Gehirnen, kramte in ihren Gedächtnissen - und stieß auf das Wort Taschenlampe.
    Keine Waffe. Nur eine eingesperrte Kerze.
    Bevor Surrosh die Verbindung zu den Keimträgern löste, prüfte er, wie weit sie noch von der Höhle entfernt waren. Er befahl ihnen, den Rest der Strecke zu rennen. So würde es nicht mehr lange dauern, bis sie kamen. Denn Erschöpfung kannten sie nicht mehr. Sie würden rennen, rennen, rennen, bis sie ihr Ziel erreichten - oder tot zusammenbrachen.
    Der Gosh ging das Risiko ein, dass das vereinzelt geschehen könnte. Er brauchte seine Diener hier! Und er brauchte sie jetzt!
    Er wandte die Aufmerksamkeit wieder dem weiß gewandeten zu. Dieser hatte gerade den Gang betreten, in dem Surrosh lauerte.
    Mit zwei annähernd geräuschlosen Schritten zog er sich in einen der abzweigenden Korridore zurück. Aus dieser Deckung heraus spähte er ums Eck, jederzeit bereit, dem Strahl der Taschenkerze auszuweichen.
    Der Frevler stand eine Gabelung weiter vorne und leuchtete hinein. Mit der freien Hand berührte er die runde Scheibe vor seiner Brust. Dann betrat er den Gang.
    Surrosh wollte sich aufmachen, dem Kerl zu folgen, da tauchte dieser schon wieder auf. Sofort wich der Gosh zurück und lugte mit nur einem Auge ums Eck.
    Der Weißmantel richtete noch einmal den Strahl der Taschenkerze in den Stollen, aus dem er gekommen war, dann leuchtete er in Surroshs Richtung. Bevor das Licht ihn erfasste, brachte er sich hinter dem Eck außer Sichtweite.
    Er sah nur noch den Lichtschein an der gegenüberliegenden Wand. Dann hörte er zwei, drei Schritte, die auf ihn zukamen, aber gleich wieder verstummten. Anschließend verschwand der Schein an der Wand.
    Erneut ertönten Schritte. Diesmal entfernten sie sich.
    Surrosh schob den Kopf hinter dem Eck hervor.
    Der weiß gewandete stand vor der Abzweigung und schüttelte den Kopf. Dann drehte er sich Richtung Hauptsaal.
    Plötzlich erlosch der Strahl aus dem Lichtkästchen.
    Das war die Gelegenheit!
    Surrosh schlich sich an. Er musste den Keim nicht mit Speichel übertragen. Es reichte aus, wenn er sein Blut mit dem des Opfers vermischte. Er kratzte die verkrusteten Wunden an den Fingerknöcheln auf, die entstanden waren, als er gegen die Säule gedroschen hatte. Das herausquellende Blut schmierte er auf Fingerspitzen und -nägel. Jetzt bräuchte er dem Frevler nur noch einen Kratzer zufügen.
    Noch immer stand der Priester da, wandte ihm den Rücken zu und schien zu überlegen, was er tun sollte.
    Der Gosh hob die Hand zum Schlag.
    ***
    Zeitsplitter!
    Waren damit wirklich die Seelenhorte aus Lemuria gemeint?
    Auf allen Vieren kroch Dylan um den Altar, suchte nach Öffnungen oder Halterungen im Onyx, wischte mit den Händen durch den Staub vor dem Opferstein.
    Erfolglos.
    »Was tun Sie dort unten eigentlich?«, fragte Ruben Hernandez.
    »Ich sammle Beweismaterial, um die Putzfrau zu verklagen«, meinte der Schotte.
    »An Ihnen ist ein Komödiant verloren gegangen.«
    »Die Wahrheit würden Sie mir sowieso nicht glauben.«
    »Versuchen Sie’s!«
    Also stemmte sich Dylan mit schmerzenden Knien hoch, klopfte sich den Staub von der Hose und erzählte eine

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