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0983 - Der Ort der Stille

Titel: 0983 - Der Ort der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schaden.
    Für den Bruchteil einer Sekunde nahm er Kontakt zu Prontos auf und sorgte dafür, daß sein Impuls ankam.
    Er sah, daß der junge Jäger stutzte und dann seine seltsame Bitte aussprach. Zum Glück kam ihm der Dorfälteste mit seinem Befehl zu Hilfe. Das gewünschte Brennmaterial wurde herbeigeschafft und aufgeschichtet.
    Und nun warteten alle auf das Wunder.
    In diesem Augenblick kam der Priester wieder aus seiner Höhle. Als er sah, was beim Opferstein geschah, hob er protestierend die Arme und lief herbei. Er’deutete auf das Gras und das Heu. Seine Stimme überschlug sich vor Zorn.
    „Was soll das bedeuten? Seid ihr verrückt geworden? Schafft das Zeug sofort weg! Wollt ihr den Gott beleidigen?"
    „Er wird uns Feuer geben", versuchte Aztekon den Priester zu besänftigen. „Prontos hat es uns gesagt."
    Kuman trat auf Prontos zu.
    „Du bist schuld, daß die Himmelsnahen das Feuer gestohlen haben. Und du wirst es zurückholen, und zwar in den Bergen. Noch heute wirst du gehen, Prontos!"
    „Derartige Befehle gebe ich!" griff Aztekon ein. „Sie sind nicht Sache des Priesters. Außerdem wäre Prontos tot, ehe er das Dorf der Himmelsnahen erreichen könnte. Aber wenn du dich so gut mit den Göttern stehst, dann bitte doch du sie um das Feuer."
    „Nicht jetzt!" wehrte Kuman erschrocken ab. „Erst müssen neue Opfer herangeschafft werden. Die Jäger werden bald zurückkehren."
    Um einer weiteren Diskussion auszuweichen, drehte sich der Priester um und ging gemessenen Schrittes zu seiner Höhle zurück, um in ihr zu verschwinden.
    Kaum war das geschehen, als Prontos in dem trockenen Gras des Scheiterhaufens eine kleine Flamme emporzüngeln sah. Geistesgegenwärtig sprang er hinzu, kniete nieder und blies in die schnell entstehende Glut. Noch ehe die anderen recht begriffen, was passierte, griff das entstehende Feuer um sich und setzte auch das Holz in Brand.
    Prontos richtete sich wieder auf. Sein Gesicht war wie versteinert, als er die schwarze Kugel betrachtete, die den Schein des Feuers regelrecht aufzusaugen schien.
    Als erster. brach Aztekon das Schweigen: „Sie haben auf dich gehört, Prontos. Die Himmelsnahen stahlen dir das Feuer, und die Götter gaben es dir zurück."
    Seine Worte lösten den Bann. Die versammelten Kenuten brachen in lauten Jubel aus, umringten Prontos und hätten ihn fast vor Freude und Verehrung erdrückt.
    Kuman hörte den Lärm und kroch aus seiner Höhle. Wie erstarrt blieb er sekundenlang stehen, als er das Feuer sah, dann aber kam er näher und streckte die Hände zum Himmel.
    „Sie haben meine Bitte gehört und erfüllt. Bringt die Opfergaben, schnell!"
    Aztekon wollte etwas sagen, aber Prontos kam ihm zuvor: „Das Feuer selbst ist das Opfer, Kuman. Hier an dieser Stelle, an der die Götter es entzündeten, soll es bleiben. Siehst du nicht, daß der kleine schwarze Gott das Feuer liebt?"
    Unsinn! hätte Kuman am liebsten gerufen, aber er beherrschte sich noch rechtzeitig, als er die mißtrauischen Blicke seiner Stammesgefährten bemerkte. Er würde vorsichtig sein müssen, wenn er nicht den letzten Rest seines Ansehens verlieren wollte.
    „So sei es", lenkte er ein und warf Prontos einen bösen Blick zu.
    „Du begibst dich besser wieder in deine Höhle", riet ihm Aztekon. „Und da bleibst du, bis wir beschlossen haben, was geschehen soll."
    Der Priester wollte wütend protestieren, aber als er in die Gesichter der Kenuten sah, murmelte er nur etwas Unverständliches und schlurfte in seinen Unterschlupf zurück. Der Stein verschloß den Eingang mit einem dumpfen Laut.
    Aztekon atmete erleichtert auf. Sein Problem schien sich von selbst gelöst zu haben. Er war den heimlichen Widersacher los, ohne auch nur einen Finger krumm gemacht zu haben. Er winkte Prontos zu sich heran.
    „Willst du das Feuer bewachen, bis wir das Dach hierhergeholt haben."
    „Aber Kuman ..."
    „Wir werden bald einen neuen Priester haben", unterbrach ihn der Dorfälteste mit einem bezeichnenden Blick in Richtung der Höhle. „Sobald die Jäger zurück sind, beraten wir darüber. Achte darauf, daß unser Feuer stets genügend Nahrung hat."
    „Ich werde es hüten", versprach Prontos stolz.
    Er schichtete das angebrannte Holz so, daß es noch lange brennen würde, und blickte hinter den Davongehenden her. Einige von ihnen begannen damit, das Dach der alten Feuerstelle abzubauen. Ihre Nähe beruhigte ihn, denn er hatte noch immer Angst vor Kuman und vor seiner Rache.
    Dicht neben ihm ruhte die

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