0984 - Tränenwelt am Abgrund
Urmutter der Mach’uu nicht nur vor jedem Angriff, er machte sie gleichzeitig unsterblich und nährte und tränkte sie mit seinem Licht. Volkes Vater hatte die Urmutter noch niemals Nahrung zu sich nehmen sehen. So mussten auch die Eier, die in ihrem Körper entstanden, auf das Wirken von Lezefaans Odem zurückzuführen sein.
»Ich habe dich bereits erwartet, Befruchter meiner Eier«, begrüßte ihn Volkes Mutter, die sicher fünf Mal so groß war wie er, ein gigantisches Monstrum, aber das wagte Volkes Vater nicht einmal zu denken. »Bevor wir reden, müssen dringend die neuen Eier befruchtet werden. Ich kann sie kaum noch halten. Bist du in einer Heißphase? Oder musst du zuerst zu den Lustbarmacherinnen gehen?«
Volkes Vater schlug die Kieferzangen in einem bestimmten Rhythmus zusammen, was Nein bedeutete. »Ich bin sogar in einer gesteigerten Heißphase, du Herrliche. Ich giere darauf, für weitere starke Nachkommen sorgen zu dürfen.«
Nach Auf sagen dieser traditionellen Formel stieg er zu Volkes Mutter auf ihren Ruhesitz und befruchtete den Strom der Eier, der nun unablässig aus ihrem Hinterleib in eine Art Auffangbecken floss und sie erleichtert stöhnen ließ. Gut zwanzig Minuten dauerte der Vorgang. Danach lag Volkes Vater im wahrsten Sinne des Wortes völlig ausgepumpt neben der Urmutter und schaute zu, wie sich die Eiermasse wie eine gigantische weiße Wolke in die Höhe erhob und von Lezefaans Odem zu den Brutnestern transportiert wurde.
»Nun erzähle mir, was gibt es Neues von dem seltsamen fliegenden Haus? Ist es wieder aufgetaucht?«
»Ja, du Unvergleichliche. Und mehr noch. Das fliegende Haus ist ganz in der Nähe des Palastes gelandet. Wesen sind ihm entstiegen, die aufrecht gehen wie wir Mach’uu, sonst aber kaum Ähnlichkeit mit uns haben.« Er zögerte einen Moment. »Aber, und das ist das Aufregende, sie ähneln in ihrem Aussehen unserem schwarzen Herrn Lezefaan, auch wenn es mir schwerfällt, das zu sagen.«
»Tatsächlich? Was tun diese Wesen?« Volkes Vater registrierte, dass sich eine Aufregung der Urmutter bemächtigte, die er noch nie zuvor an ihr bemerkt hatte.
»Sie warten vor dem fliegenden Haus, du Großartige. Mehr tun sie vorerst nicht. Es sieht so aus, als warteten sie darauf, dass wir Kontakt mit ihnen aufnehmen. Du in deiner Weisheit wirst wissen, was zu tun ist und uns den richtigen Ratschlag geben.«
»Sind sie von jenseits des Meeres gekommen? Oder etwa von einer anderen Welt?«
»Wir wissen es nicht, du Allgegenwärtige. Deswegen ist Vorsicht geboten. Bedenke aber bei deiner Entscheidungsfindung, dass es nicht wenige Priester gibt, die diese Wesen für Abgesandte des furchtbaren geflügelten Dämons Maa, Lezefaan vernichte ihn, halten, weil sie ebenfalls fliegen können. Diese Priester wollen die Fremden deswegen bekämpfen.«
Volkes Mutter drehte unter Ächzen und Stöhnen ihren Unterleib etwas, um bequemer zu liegen. »Und was denkst du?«
»Ich bin nicht der Ansicht, dass diese Wesen etwas mit dem furchtbaren Maa zu tun haben, du Hervorragende. Wieso sollten sie sonst wie unser Herr Lezefaan aussehen? Vielleicht kommen sie ja tatsächlich aus einer anderen Welt oder sind gar seine Boten.«
»Das sind sie nicht. Ich bin die einzige Botin, über die Lezefaan Kontakt mit dieser Welt hält.«
»Ja, natürlich. Verzeih mir, Urmutter. Ich denke, dass wir erst mal friedlichen Kontakt mit ihnen aufnehmen sollten, um zu erfahren, was sie von uns wünschen.«
»Ja, du hast recht. Ich bin der gleichen Ansicht. Nehmt Kontakt mit ihnen auf. Und danach zeigt ihnen Mar’uun, damit ich sie in Ruhe studieren kann. Ich muss unbedingt wissen, ob diese Wesen tatsächlich aus einer anderen Welt kommen.«
Und ob sie etwas mit dem fremden Wesen zu tun haben, das neulich versucht hat, hier einzudringen.
Aber das sagte sie nicht laut.
»Möglicherweise werde ich ihnen sogar eine Audienz gewähren.«
Volkes Vater erschrak zutiefst. »Eine Audienz, du Hervorstechende? Das darfst du nicht, das ist zu gefährlich. Was ist, wenn sie dir etwas antun? Du allein bist die Zukunft unseres Volkes, niemand sonst. Du bist einzigartig, unersetzlich. Außerdem hat noch niemals zuvor ein anderes intelligentes Wesen als Volkes Vater das Herz des Wunderbaren Hauses betreten. Kein anderer Mach’uu darf dich von Angesicht zu Angesicht sehen. Und jetzt sollen das völlig fremde Wesen tun? Verzeih, du Allsehende, aber das wäre… Unrecht!«
Volkes Mutter sah den Befruchter lange an. »So wenig
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