0984 - Tränenwelt am Abgrund
aller Kasten. Asmodis sah Volkes Vater erwartungsvoll entgegen.
Hm, da bist du ja. Auf dich bin ich vor allen anderen gespannt. Deine Intrigen sind auch nicht von schlechten Teufeln. Und wenn ich das sage, ist das wirklich ein großes Kompliment.
Traath kniff die Augen zusammen und musterte den Hofstaat misstrauisch. »Wenn wir von dieser Menge eingekeilt werden, erwarte ich im Ernstfall Verluste«, sagte er leise zu Siid, den er seit dem Vorfall in der Todeswüste wie selbstverständlich als Anführer akzeptierte; eher noch als Fran.
Siid machte das Zeichen der Verneinung. »Keine Angst, Hauptmann. Die Magiemauer Tahims wird auch gegen diese Masse halten, da habe ich vollstes Vertrauen. Aber ich bin sicher, dass es erst gar nicht so weit kommen wird. Sie machen einen sehr friedlichen Eindruck. Dass die Mach’uu-Soldaten das ›Braune Gewand des tapferen, unbeugsamen Kampfes‹ tragen, ist nur eine Vorsichtsmaßnahme. Sie wissen ja nicht, wie wir reagieren.«
»Nun gut«, erwiderte Traath. »Trotzdem werde ich das Gefolge dort nicht an uns heranlassen. Lieber einmal zu vorsichtig als hinterher tot. Kannst du das diesem Kerl deutlich machen, Siid?«
»Ich kann alles. Aber wir lassen ihn machen. Wenn wir seinen Hofstaat zurückweisen, ist das ein Zeichen von Schwäche.«
***
Irgendwo, in den Tiefen der Hauptstadt Mar’uun, saßen sieben Mach’uu um einen großen Tisch. Sie alle trugen das »Dunkelrote Gewand einer neuen, besseren Weltordnung«, das eine Kapuze mit einschloss, die die Gesichter der Anwesenden vollkommen verbarg. Das war allerdings nur für Außeneinsätze wichtig, denn untereinander kannten sich die führenden Mitglieder der Rebellen. Bis auf einen. Der Mach’uu, der eindeutig der Anführer war, saß allein, die anderen hatten einen respektvollen Abstand gelassen. Seine wahre Identität kannte niemand.
»Ihr herrlichen Jünger des göttlichen Herrn Maa! Ich habe diese Versammlung eilig einberufen, weil ich euch etwas zu sagen habe, das keinen Aufschub duldet. Bisher standen wir in unserem Bemühen, die goldenen Zeiten der fliegenden Mach’uu wieder auferstehen zu lassen, noch ganz am Anfang«, eröffnete der Vorsitzende die Zusammenkunft. »Nun aber wird uns bald ein entscheidender Durchbruch gelingen.«
»Wie meinst du das, Ehrenwerter Vorsitzender?«
Besagter Ehrenwerter Vorsitzender klapperte mit den Kieferzangen. »Ich spreche von den Göttern, die von den Sternen kommen. Der wunderbare Herr Maa, dem unser ganzer Respekt gilt, hat sie uns höchstpersönlich geschickt. Denn sie können fliegen!«
Einen Moment lang herrschte atemlose Stille. »Du meinst…«
»Ja, ich meine. Wir werden die drei wichtigsten der fremden Wesen entführen.«
Die Spannung unter den Anwesenden wuchs mit jedem Wort, als der Ehrenwerte Vorsitzende ihnen seinen Plan erläuterte.
»Aber - aber… das wird Volkes Mutter niemals zulassen«, wagte einer einzuwerfen.
»Volkes Mutter wird von diesem genialen Schachzug gar nichts mitbekommen«, erwiderte der Ehrenwerte Vorsitzende im Brustton der Überzeugung. »Es wäre ihr auch egal. Volkes Mutter hat sich niemals um die gesellschaftlichen Strukturen der Mach’uu gekümmert, sie sorgt lediglich dafür, dass wir nicht aussterben. Alles andere ist ihr egal.«
»Woher willst du das wissen, Ehrenwerter Vorsitzender?«
»Sagte ich nicht, dass ich die Absicht habe, Volkes Vater zu werden? Ich habe alle Möglichkeiten. Seid versichert, es ist genau so, wie ich es euch sage. Diese einmalige Möglichkeit müssen wir beim Schopf packen. Damit das Wirklichkeit wird, was wir bisher vergeblich versucht haben: Wir haben mit einem Schlag die fliegenden Mach’uu geschaffen, nach denen wir uns so sehnen.«
»Ein atemberaubender Plan«, antwortete ein anderer der Verschwörer. »Aber wir reden von Göttern, Ehrenwerter Vorsitzender. Wie willst du sie entführen? Ich halte das nicht für möglich.«
»Du zweifelst noch immer an mir, Kleingläubiger? Es gibt nur einen Gott für uns, und das ist der wunderbare Herr Maa. Die Wesen von den Sternen sind nicht wirklich Götter, ich nannte sie nur so. Sie sind sterblich.«
Das erregte Klappern von zwölf Kieferzangen erfüllte den Raum. »Unglaublich.«
»Bist du dir ganz sicher, Ehrenwerter Vorsitzender?«
»Aber wie sollen wir an sie herankommen in ihrem Sternenschiff?«
Der Ehrenwerte Vorsitzende breitete gebieterisch die Hauptarme aus. »Ich weiß, wie wir an sie herankommen werden. Demnächst werden die Fremden durch unser
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