0984 - Tränenwelt am Abgrund
Vertrauen hast du in Lezefaans Kräfte?«, fragte sie schließlich.
»N-nein, natürlich nicht.« Panik stieg in Volkes Vater hoch. »Verzeih mir, schwarzer Herr Lezefaan, ich wollte nicht an deiner Macht rühren. Nichts liegt mir ferner«, schob er schnell nach.
»Na siehst du. Und was Recht und was Unrecht ist, bestimmt nur eine«, fuhr Volkes Mutter fort. »Das bin ich, als direkte Stellvertreterin unseres Herrn Lezefaan auf dieser Welt. Seine Kräfte sind in mir. Solltest du das vergessen haben? Ich bin die wahre Herrin von Mach’uu-Welt, auch wenn du manchmal glauben magst, du seiest es. Es bleibt also dabei, was ich gesagt habe.«
Volkes Vater klapperte zustimmend mit den Kieferzangen und bog die Augenfühler als Zeichen seiner Hochachtung nach vorne. »Es sei, wie du sagst, du Allgebärende.«
Er hatte ein schlechtes Gefühl dabei, aber schlussendlich musste er sich ihrem Willen beugen.
***
»Langsam dürfte sich bei den Brüdern dort unten mal was tun«, murrte Minister Fran, der nicht mehr sitzen konnte und deswegen auf und ab ging. Dabei wurde er sekündlich nervöser. »Jetzt sitzen wir schon einen geschlagenen dreiviertel Tag hier.«
»Hab noch etwas Geduld«, erwiderte Asmodis. »Die kommen schon, da bin ich mir ganz sicher.«
»Natürlich kommen sie«, pflichtete Eupha ihrem neuen Rimsel-Gefährten bei, was dem Minister sichtlich nicht schmeckte. »Die Mach’uu müssen erst einmal mit der neuen Situation klarkommen und sich besprechen. Danach passiert sicher etwas.«
Hauptmann Traath näherte sich mit eiligen Schritten. »Minister, da unten tut sich was. Ich glaube, sie kommen«, sagte er in seiner ruhigen, bedächtigen Art.
»Wurde auch Zeit.«
Die Räte erhoben sich und folgten Traath zu einer Abbruchkante. Gespannt schaute sie den Hang hinunter. Gut dreihundert Meter weiter unten hatte sich ein Zug prächtig gewandeter Mach’uu aus dem Wald gelöst und kam nun langsam den Hang hoch. Sie hatten nichts dabei, däs nach Geschenken aussah.
»Dreiundfünfzig«, murmelte Traath, der als einziger, neben Asmodis natürlich, einigermaßen gelassen blieb, während bei allen anderen die plötzliche Anspannung deutlich zu spüren war. »Ich schätze mal, dass es sich bei den großen, schwarzen mit den braunen Uniformen um Soldaten handelt, Minister. Dafür habe ich ein Näschen.«
»Dafür würde ich meine Hand nicht in den Heißsand legen«, erwiderte Fran.
»Der Hauptmann hat recht«, mischte sich Asmodis ein. »Das sind tatsächlich die Soldaten der Mach’uu. Und sie verstehen durchaus zu kämpfen. Wir müssen behutsam vorgehen. Hat Tahim die Magiemauer aktiviert?«, fragte er, obwohl er es genau spüren konnte.
»Ja«, erwiderte Eupha. »Wenn sie uns doch angreifen sollten, werden sie ihr gelbbraunes Wunder erleben.«
Die Sandformer nahmen eine etwas breitere, aber doch kompakte Formation ein, die von den Soldaten seitlich abgesichert wurde.
Fasziniert beobachteten die Harka, wie sich die Mach’uu näherten. Sie hatten keine Kniegelenke, dafür waren die beiden kräftigen Beine äußerst beweglich. Wenn die Mach’uu gingen, sah es aus, als würden sich die Beine am Körperansatz in einem Kugelgelenk drehen.
Gut zwanzig Meter vor den Sandformern stoppte die Abordnung der Mach’uu. Ein gelb gewandetes, gut ein Meter neunzig großes Exemplar trat ein paar Schritte aus der Gruppe heraus und deutete eine Verbeugung an.
Die Harka starrten in große, seitlich sitzende Facettenaugen, die in allen möglichen Farben irisierten, aber kalt und unheimlich wirkten. Höchstwahrscheinlich war damit ein Rundumblick möglich. Das zweite dominante Merkmal eines Mach’uu-Gesichts waren die mächtigen, gut sechzig Zentimeter langen, direkt neben dem kleinen Mund angesetzten Kieferzangen, die ebenfalls sehr beweglich zu sein schienen. Durch den leichten Wind, der das lose fallende Gewand des Mach’uu bewegte, konnten die Harka erahnen, wie seine Gestalt aussehen musste: gedrungener Oberkörper, schlanke Taille, ausgeprägter Unterkörper. Wie alle Mach’uu hatte er zwei Hauptarme mit jeweils zwei Gelenken und menschenähnlichen Händen, die jeweils acht Finger und zwei Daumen aufwiesen. Darunter waren zwei verkümmert aussehende Zweitarme angewachsen, die ebenfalls Finger aufwiesen, wenn auch nur je drei.
Asmodis beobachtete, wie sich Sandschmirgel auf Euphas Haut bildete. Und auf der der meisten anderen Harka auch. Nur Traath blieb nach wie vor gelassen, auch wenn er seine rechte Hand nun auf dem
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